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# taz.de -- Anti-Lärm-Programm in Hamburg: Um den Schlaf gebracht
> Ein neues Programm fördert Schallschutzmaßnahmen an besonders lauten
> Straßen. Mehr als 130.000 Menschen in Hamburg leiden unter Verkehrslärm.
Bild: Eine Alternative zu Lärmschutzfenstern – aber eine schlechte
HAMBURG taz | Mit einem Lärmschutzprogramm will der rot-grüne Senat für
mehr Stille in Hamburg sorgen. Für passiven Lärmschutz an Wohngebäuden an
besonders verkehrsreichen Straßen werden 4,4 Millionen Euro bereitgestellt.
Damit kann der Einbau von Schallschutzfenstern bezuschusst werden.
Der Verkehrslärm an vielen Hamburger Straßen „verpflichtet uns zum
Handeln“, sagte der grüne Umweltsenator Jens Kerstan am Dienstag bei der
Vorstellung des neuen Lärmaktionsplans. Das erste Programm, das 2009
aufgelegte wurde, hatte fünf Millionen Euro umfasst, die binnen drei Jahren
vollständig ausgezahlt worden waren.
## Über der menschlichen Stressgrenze
Nach Kerstans Angaben leiden in der Hansestadt tagsüber rund 120.000
Menschen an überhöhtem Verkehrslärm von mehr als 65 Dezibel (dB), nachts
würden sogar über 130.000 Menschen von mehr als 55 dB um den Schlaf
gebracht. Beide Pegel liegen über der menschlichen Stressgrenze und
beeinträchtigen die AnwohnerInnen, sagt Kerstan: „Ihre Gesundheit könnte
gefährdet sein.“
Ergänzend lässt der Senat überprüfen, an welchen der lautesten Straßen
Hamburgs nachts Tempo 30 eingeführt werden kann. Bislang ist dies nur als
Pilotversuch an drei Straßen der Fall: An Teilstücken der Harburger
Chaussee in Wilhelmsburg, der Moorstraße in Harburg und der Winsener Straße
in Wilstorf gilt von 22 bis 6 Uhr Tempo 30 – kontrolliert indes wird das
nicht.
Allein im Bezirk Nord sind nach Senatsangaben aus dem Herbst vorigen Jahres
92 Straßen übermäßig laut. Spitzenreiter ist die Hamburger Straße vor dem
Einkaufszentrum Mundsburg mit nachts 69 dB. Aber auch Saarlandstraße und
Winterhuder Marktplatz sind betroffen.
## Vor allem große Ausfallstraßen
Vor allem große Ausfallstraßen wie Wandsbeker Chausee, Kieler Straße,
Holstenstraße und Cuxhavener Chaussee sind viel zu laut. Die Osterstraße,
die Einkaufsmeile Eimsbüttels, weist nächtliche Lärmwerte von 70 dB auf.
Hier allerdings wird seit Kurzem gehandelt: Die Osterstraße wird zur Zeit
verkehrsberuhigt.
Nach dem jetzt vorgestellten Programm übernimmt die Stadt bei
Schallschutzeinbauten in Wohn-, Schlaf- und Kinderzimmern 65 bis 75 Prozent
der Kosten. Die Zuschüsse müssen bei der Investitions- und Förderbank (IFB)
beantragt werden. Auch eine Kombination mit anderen
Modernisierungsmaßnahmen sei möglich, sagte IFB-Vorstand Wolfgang Overkamp.
Für Manfred Braasch, Hamburger Chef des Umweltverbandes BUND, greifen diese
Maßnehmen dennoch zu kurz. „Wir brauchen mehr Tempo-30-Zonen“, fordert er,
das sei der effektivste und zugleich billigste Lärmschutz. „Der
Umweltsenator müsste die Lärmquellen in Hamburg reduzieren“, fordert auch
der umweltpolitische Sprecher der Linken, Stephan Jersch. Stattdessen würde
der Senat „gerade in den finanziell benachteiligten Quartieren die
HamburgerInnen hinter Doppel- und Dreifachverglasung einbunkern“.
17 Aug 2016
## AUTOREN
Sven-Michael Veit
## TAGS
Hamburg
Lärmschutz
Straßenverkehr
Verkehr
Verkehr
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