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# taz.de -- Die Wahrheit: Kein Schnee für Wetterfrösche
> Neues aus Neuseeland: Keine Nation der Welt beschäftigt sich so intensiv
> mit den Naturgewalten wie die Kiwis.
Bild: Ist Osfriesland das Transsylvanien von Norddeutschland? Matthias Sdun sie…
Mitten in den deutschen Sommerferien möchte ich einmal kurz daran erinnern,
wie übel es zurzeit anderswo auf der Welt zugeht. Bei uns ist nämlich
tiefster Winter. Das heißt: Heizdecken, aber keine Zentralheizung, tippen
in fingerlosen Handschuhen und überall Ugg-Boots, hoch bis zu den Hüften.
Sexy geht anders. Doch viel schlimmer wiegt: Wir warten immer noch auf
Schnee.
Nach einem zu trockenen Herbst, der die Farmer zur Verzweiflung brachte,
kam jetzt endlich die Wetterwarnung des Jahres: Schnee in Christchurch bis
runter auf wenige Meter – und das, obwohl schon die ersten Narzissen
sprießen! Ja, Wahnsinn! Ab Freitag sollte endlich alles weiß und glatt
werden.
In anderen Ländern ist Schnee einfach nur Niederschlag. Hier jedoch heißt
eine solche Hiobsbotschaft: O Grusel! Der Verkehr bricht unter den ersten
zarten Flocken zusammen, denn Winterreifen sind unbekannt. Alles Leben
kommt sofort zum Erliegen. Holzvorräte werden daher aufgestockt,
Supermärkte hamstermäßig leergekauft und noch schnell wird eine Notration
an Wollmützen gestrickt.
Die Kälte-Katastrophe lag also in der Luft, aber auch heimliche Vorfreude:
Schneemänner, Ski fahren, schulfrei! Am Freitag dann: heftige
Graupelschauer, kein Schnee. Am Samstag: strahlender Sonnenschein, kein
Schnee. Auf unserem Wochenmarkt fehlten die Hälfte der Stände, weil alle
Angst vor dem Wettereinbruch hatten. Damit war das angedrohte
Schneeschauer-Szenario auch schon wieder vorbei, aber das Drama noch lange
nicht vom Tisch. Denn keine Nation der Welt, das schwöre ich, beschäftigt
sich so intensiv mit den Naturgewalten wie die Kiwis. Ist ja auch sonst
nicht viel los hier. Und Flüchtlinge haben wir kaum.
Aber dafür haben wir 200 Messstationen für gerade mal vier Millionen
Leutchen. Vor den Abendnachrichten läuft auf dem Schirm bereits eine
Wetternachricht durch. Nach einer halben Stunde ein kurzer Abriss über die
Tagestemperaturen, dann die volle Meterologen-Message am Ende. Jeder Kiwi
kann dir auch ohne Finger im Wind sagen, ob gerade ein „Southerly“ oder ein
„Nor’wester“ bläst. Segler kennen die „Roaring Forties“. Und dann gi…
all die verschiedenen Spezialisten im Netz, die ganz gezielte Vorhersagen
machen – für die Yachten, für die Bauern, für die Bergsteiger. Das ist
wichtig in einer Agrarnation voller Outdoor-Fanatiker, die mal eben auf dem
Sonntagsausflug einen Tausender erklimmen.
Aber daran allein liegt es nicht, dass das Wetter eine abendfüllende
kiwianische Wissenschaft für sich ist. Egal wie langweilig wir als Volk
sind – unsere Geografie ist spannend. Denn Neuseeland streckt sich lang im
Zentrum eines riesigen Ozeans, mit einer Art Alpen als Wetterscheide in der
Mitte. Um uns herum toben Wind und Meer. Vom Norden kommt die feuchte Wärme
des Äquators, vom Süden der eisige Polarhauch. Das ergibt überall
Turbulenzen! Aber genug geprahlt für heute – Ugg-Boots aus und ab ins Bett,
die Heizdecke glüht schon vor.
11 Aug 2016
## AUTOREN
Anke Richter
## TAGS
Neuseeland
Wetter
Schnee
Mystery
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