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# taz.de -- Tourismus am Mittelmeer: Benvenuto, bienvenido
> Italien und Spanien profitieren von der Terrorangst in Ländern wie
> Tunesien und der Türkei. Viele Einheimische nervt der Boom schon.
Bild: Im baskischen San Sebastian wird's eng
Berlin taz | Entspannen trotz Terrorgefahr: Der Deutschen liebste
Urlaubsziele Spanien und Italien sind die großen Krisengewinner im
europäischen Tourismusgeschäft. Terroristische Anschläge in der Türkei,
Tunesien und Ägypten lassen in diesem Jahr viele Urlauber vermehrt auf
Adria oder Costa Blanca zurückgreifen. Meer und Sonne: Das Produkt
Strandurlaub ist dort nicht viel anders als auf Djerba oder in Antalya.
Spaniens Tourismus boomte schon 2015 mit 68 Millionen ausländischen
Besuchern wie nie. Allein die Kanarischen Inseln rechnen nun für das Jahr
2016 mit mehr als 14 Millionen Besuchern. Diese Zahl prognostizierte das
Statistikinstitut Istac, das 2015 noch 13,3 Millionen Gäste gezählt hatte.
In der ersten Jahreshälfte 2016 kamen bereits etwas mehr als sechs
Millionen Besucher auf die Inselgruppe im Atlantik: 740.000 Gäste mehr als
im Vorjahreszeitraum, ein Plus von 13 Prozent, teilte Promotur Tourismus
Kanarische Inseln mit.
Auch Mallorca erlebt einen beispiellosen Boom, der einige Einheimische
schon verärgert. „Tourist go home“ und „Refugees welcome“ liest man als
Grafitti in der Hauptstadt La Palma. Die vielen Urlauber, die in dieser
Rekordsaison über die Insel hereinbrechen, lassen die ohnehin knappen
Wasservorräte weiter schrumpfen.
Zum 1. Juli wurde auf Mallorca bereits eine „Touristensteuer“ zwischen 0,25
und 2,00 Euro pro Nacht je nach Art der Unterkunft eingeführt. Die
sozialistische Ministerpräsidentin Francina Armengol sagte, man wolle
Touristen nicht abweisen, sondern unter anderem das Bettenangebot
limitieren und die Besucherströme gleichmäßiger auf das ganze Jahr
verteilen.
## „Die Lokomotive der Wirtschaft“
„Der Tourismus ist die Lokomotive der wirtschaftlichen Erholung“, jubelt
José Luis Zoreda, Vizechef des spanischen Reisebranchenverbandes Exceltur.
„Ich möchte weder zynisch sein noch mich über das Unglück anderer freuen,
aber die Terroranschläge im Rest Europas und die weltweite Unsicherheit
bringen uns viele Touristen“, sagte Bernabò Bocca, Präsident des
italienischen Hotelverbands Federalberghi, Online-Portal „ilfoglio.it“.
Nach Schätzungen von Federalberghi wollen allein 33,3 Millionen
italienische Touristen in diesem Sommer Urlaub im eigenen Land machen, das
sind 9,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
Auch Frankreich hat nach den Anschlägen offenbar verstärkt Probleme: „Wer
früher an die Côte d’Azur ging, ist jetzt in Versilia und Ligurien, wer
nach Griechenland und in die Türkei fuhr, ist heute in Apulien und auf
Sizilien“, sagte Bocca.
Klar ist, dass es 2016 erhebliche Nachfrageverschiebungen gibt. Für die
Türkei – das bislang drittwichtigste Auslandsziel der Deutschen – sehen
Experten schwarz: Der deutsche Marktführer TUI schätzt, dass er in diesem
Jahr statt zwei Millionen Reisenden wie 2015 in diesem Jahr nur rund eine
Million in das Land am Bosporus bringt.
Auch andere Ziele wie Tunesien, Marokko, Ägypten, Jordanien und Israel
müssen mit massiven Verlusten rechnen. Andere haben trotz der ja inzwischen
weltweiten Terrorgefahr Wachstumspotenziale. Dazu zählen neben Italien und
Spanien Länder wie Kanada und Australien, aber auch Skandinavien und die
Schweiz.
11 Aug 2016
## AUTOREN
Edith Kresta
## TAGS
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