| # taz.de -- Bundesregierung zum Herero-Massaker: Offiziell ein Völkermord | |
| > Endlich eine Neubewertung: Die Bundesregierung äußert sich zu den | |
| > Verbrechen an Herero und Nama in der ehemaligen Kolonie | |
| > Deutsch-Südwestafrika. | |
| Bild: Vor dem Abmarsch zum Genozid: deutsche Truppen in Afrika | |
| Frankfurt/Main afp | Zum ersten Mal hat die Bundesregierung die Massaker an | |
| den Herero und Nama in der früheren Kolonie Deutsch-Südwestafrika in einem | |
| offiziellen Dokument als Völkermord eingestuft: Diese zuvor von Deutschland | |
| vermiedene Einstufung der Ereignisse von 1904 bis 1908 im heutigen Namibia | |
| „spiegeln die Position der Bundesregierung wider“, hieß es in einer Antwort | |
| der Regierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion, aus der | |
| die Frankfurter Rundschau [1][zitierte.] | |
| Damit ändert die Bundesregierung ihre Bewertung der Gräueltaten deutscher | |
| Truppen in der damaligen Kolonie, wo nach Schätzungen rund 100.000 Herero | |
| und Nama gezielt getötet wurden. Bisher hatte Deutschland immer betont, | |
| dass die „historischen Ereignisse“ erst seit Inkrafttreten der | |
| UN-Völkermord-Konvention 1951 als Genozid eingestuft werden könnten. | |
| In diesem Jahr hatte allerdings der Bundestag bereits die Massaker an den | |
| Armeniern von 1915 und 1916 im Osmanischen Reich als Völkermord verurteilt. | |
| In ihrer von der FR zitierten Stellungnahme zu den Herero-Massakern betonte | |
| die Bundesregierung nun, dass ein Völkermord „in einer historisch-politisch | |
| geführten öffentlichen Debatte“ auch in einem „nicht rechtlichen“ Sinn | |
| definiert werden könne. Es bleibe allerdings bei der Position, dass allein | |
| aus der Verwendung des Völkermordbegriffs keine Rechtsfolgen für | |
| Deutschland entstünden. | |
| ## Kritik von Erdogan | |
| Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte kürzlich auf dieses | |
| Kapitel verwiesen, als er die Armenien-Resolution des Bundestags | |
| kritisierte. Mit dem Verweis auf die Verbrechen in Deutsch-Südwestafrika | |
| sprach Erdogan den deutschen Abgeordneten das Recht zur Kritik an den | |
| Massakern an Armeniern im Osmanischen Reich ab. | |
| Anlass für die Anfrage, die der Linken-Entwicklungspolitiker Niema Movassat | |
| gestellt hatte, sind die derzeit laufenden nicht-öffentlichen Verhandlungen | |
| zwischen deutschen und namibischen Regierungsbeauftragten. Inwiefern über | |
| Entschädigungen verhandelt wird, hält das Schreiben laut Frankfurter | |
| Rundschau offen. | |
| Die Opposition lobte die Kurskorrektur. Es sei „gut, dass die | |
| Bundesregierung sich der Meinung der wissenschaftlichen Fachwelt anschließt | |
| und besser spät als nie von Völkermord spricht“, sagte Linken-Politiker | |
| Movassat der Frankfurter Rundschau. Dass die „laufende Geheimdiplomatie | |
| unter Ausschluss der Nachfahren der Überlebenden“ geschehe, sei aber | |
| „völlig inakzeptabel“. | |
| Deutschland zählte das heutige Namibia von 1884 bis 1915 unter dem Namen | |
| Deutsch-Südwestafrika zu seinen Kolonien. Als die Herero 1904 einen | |
| Aufstand begannen, ordnete General Lothar von Trotha die Vernichtung des | |
| Stammes an. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hatte die Verbrechen | |
| [2][bereits im Juli 2015] als „Völkermord“ bezeichnet. | |
| 13 Jul 2016 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.fr-online.de/politik/herero-massaker-entschuldigung-ja---aber-ke… | |
| [2] /Deutschlands-Kolonialgeschichte/!5312331 | |
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