# taz.de -- Ölsuche im Wattenmeer: Greenpeace gegen Bohrungen | |
> Die Umweltschützer haben Bojen mit Peilsendern in der Nordsee ausgesetzt. | |
> Diese zeigen, welchen Weg Öl nach einem Bohrunfall nehmen würde. | |
Bild: Noch ohne Bohrungen: Wattenmeer vor Büsum | |
HAMBURG taz | Auf den Wellen in der Nordsee treibt ein schwarzer Schleier. | |
Ein Ölfilm legt sich um Seehunde, verklebt Austernfischern das | |
schwarz-weiße Gefieder – ein Horrorszenario, das die | |
Umweltschutzorganisation Greenpeace fürchtet. Sie warnt mit einer in der | |
kommenden Woche beginnenden mehrwöchigen Schiffstour zu Häfen wie | |
Norderney, Bremerhaven oder Cuxhaven vor einem solchen Ölunfall. Zu dem | |
könnte es durch Probebohrungen der Deutschen Erdöl AG DEA im Nationalpark | |
Wattenmeer kommen, so Greenpeace. | |
DEA plant, nahe der bereits existierenden Bohrinsel Mittelplate vor der | |
Dithmarscher Küste drei Probebohrungen in bis zu 3.000 Meter Tiefe | |
vorzunehmen. Hinzu kommt eine Probebohrung im niedersächsischen Teil des | |
Wattenmeers vor Cuxhaven. DEA vermutet in dem Gebiet, das von der Unesco | |
als Weltnaturerbe ausgezeichnet wurde, 20 Millionen Tonnen Erdöl. | |
Bisher liegt keine Genehmigung für die bereits 2007 beantragten Bohrungen | |
vor. Geht es nach Greenpeace, soll das so bleiben. Aktivisten haben mit | |
GPS-Sendern ausgestattete Bojen nahe den geplanten Förderstellen | |
ausgesetzt. Ihr Weg durch das Wasser soll zeigen, wie sich Öl bei einem | |
Unfall im Wattenmeer ausbreiten könnte. Zudem richtet sich die Organisation | |
an die grünen Umweltminister von Niedersachsen und Schleswig-Holstein. „Ein | |
Ölunfall würde das fragile Ökosystem des Wattenmeers massiv schädigen“, | |
sagt Jörg Feddern, Ölexperte bei Greenpeace. „Das müssen die Minister | |
verhindern.“ | |
Der Kieler Umweltminister Robert Habeck lehnt die Ölförderung im Wattenmeer | |
ab. Trotzdem müsse der Antrag „nach Recht und Gesetz“ geprüft werden. | |
Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (beide Grüne) appelliert an das | |
Unternehmen, auf den „Anspruch nach Explorationsbohrungen“ zu verzichten. | |
Es besitzt eine sogenannte Aufsuchungserlaubnis, benötigt aber eine | |
Ausnahmegenehmigung von den strengen Richtlinien des Nationalparks. „Die | |
DEA sollte dem Beispiel des Shell-Bohrverzichts in der kanadischen Arktis | |
folgen und die hoch umstrittenen alten Anspruchsrechte zurückgeben“, sagt | |
Wenzel. | |
Die DEA will an den Plänen festhalten. An der Bohrinsel Mittelplate habe | |
das Unternehmen seit 1987 über 30 Millionen Tonnen Öl gefördert – | |
„störungsfrei“, sagt Sprecher Derek Mösche. Ölförderung und Umweltschutz | |
hält er für vereinbar. Das Unternehmen verzichte etwa auf Fördertests, bei | |
denen Öl an die Wasseroberfläche gebracht wird, um die Qualität zu testen. | |
Das passiere nun im Untergrund, um ein Restrisiko auszuschließen. „Wir | |
sehen uns nicht als Gefährder“, sagt Mösche. Mit einer Entscheidung ist | |
nicht vor 2017 zu rechnen. | |
21 Jul 2016 | |
## AUTOREN | |
Andrea Scharpen | |
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