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# taz.de -- Forschung zum Umweltschutz: Schwamm zur Reinigung der Meere
> Wissenschaftler haben einen Schaumstoffschwamm entwickelt, der bei
> Ölkatastrophen eingesetzt werden soll. Naturschützer sind skeptisch.
Bild: Der Schwamm soll verunreinigte Küsten verhindern, indem er das Öl schon…
Berlin taz | Wissenschaftler aus den USA haben einen Schwamm entwickelt,
der mit Rohöl und Diesel vermischtes Wasser reinigt. Laut den Entwicklern
des Argonne National Laboratory der US-amerikanischen Energiebehörde saugt
der Schwamm dabei nur das Öl und nicht das Wasser auf. Ist der Schwamm voll
gesogen, kann er ausgewrungen und wieder verwendet werden, ebenso wie das
Öl.
Der „Oleo-Schwamm“ besteht aus dem Schaumstoff Polyurethan, wie Seth
Darling, einer der leitenden Wissenschaftler des Projekts, erklärt. Dieser
werde auch für Polstermöbel verwendet. Die Oberfläche sei jedoch mit
Molekülen besetzt worden, die ölliebend und wasserabweisend sind. Diese
binden normalerweise nicht den Schaumstoff. Den Forschern sei es durch eine
eigens entwickelte Methode gelungen, diese Moleküle an den Schaumstoff zu
heften. Dabei würde die Oberfläche durch Metalloxide chemisch verändert,
diese dienten also als „Kleber“.
Die Erfindung soll zur Reinigung von Hafenbecken genutzt werden, die häufig
stark verschmutzt sind durch aus Schiffen auslaufenden Diesel. Aber auch
bei Ölkatastrophen soll das Material zum Einsatz kommen. Es gibt bereits
Möglichkeiten, das auf der Wasseroberfläche schwimmende Öl abzuschöpfen, zu
verbrennen oder durch Chemikalien zu spalten. Letztere Methoden sind dem
Wissenschaftler zufolge aber auch belastend für die Umwelt.
Zudem schwimmt das Öl nicht immer oben, sondern formt teilweise Blasen
unter der Oberfläche, die nicht gebunden werden können. Hierbei soll der
neue Schaumstoff helfen, der auch das tiefer schwimmende Öl aufsauge. „Es
gibt im Moment keine Technologie, von der wir wissen, die das kann“, sagt
Seth Darling.
Prävention von Ölkatastrophen wichtiger
Umweltschützer setzen trotzdem nicht allzu viele Hoffnungen in derartige
Erfindungen. „Es gibt bereits andere Anwendungen, um Wasser von Öl zu
reinigen, Pulver oder andere schwammartige Mittel“, sagt Jörg Feddern,
Ölexperte bei Greenpeace. „Doch bei großen Ölkatastrophen scheitern diese
alle an der Logistik. Ich will nicht bestreiten, dass dieser
Schaumstoffschwamm funktioniert, doch bei größeren Einsätzen wird er an
seine Grenzen kommen. Bei Unfällen, bei denen 20- bis 30.000 Tonnen Öl
austreten, müsste man riesige Mengen dieses Materials vorhalten, an den
Unfallort transportieren und mit riesigen Maschinen das Öl auspressen. Das
sind gigantische logistische Herausforderungen, die nicht umsetzbar sind.“
Am besten sei es daher immer noch, wenn das Öl erst gar nicht in die Umwelt
gelange. Die Technik für die Förderung müsse optimiert und in der Tiefsee
und der Arktis dürfe überhaupt nicht gebohrt werden. Bei kleineren Öl- oder
Dieselmengen könne der Schwamm aber durchaus sinnvoll sein, etwa bei der
Reinigung von Hafenbecken oder kleineren Ölunfällen. Grundsätzlich sollte
laut Feddern aber mehr in die Prävention von Ölkatastrophen investiert
werden.
24 Mar 2017
## AUTOREN
Stella Muthorst
## TAGS
Öl
Meer
Meeresverschmutzung
Antarktis
Ölbohrung
Deepwater Horizon
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