# taz.de -- Engagement für Flüchtlinge: Auch die Moscheen helfen | |
> Viele muslimische Gemeinden und Vereine in Berlin zeigen großen Einsatz | |
> bei der Flüchtlingshilfe. Nur wenige bekommen dafür öffentliche | |
> Fördermittel. | |
Bild: Muslimische Frauen sortieren Spenden für Geflüchtete. | |
Vom Brote schmieren für Wartende vor Flüchtlingsämtern über den Aufbau | |
persönlicher Kontakte durch Patenschaften oder im Frauencafé bis zur | |
ärztlichen und therapeutischen Betreuung Geflüchteter: Die Bandbreite der | |
Flüchtlingshilfe, die Berliner Muslime leisten, ist enorm – und erheblich | |
größer, als die meisten wissen. | |
Bazel Allozy organisiert mit seinem nach einem reformistischen syrischen | |
Theologen aus dem 19. Jahrhundert benannten Verein Alkawakibi nicht nur | |
Unterstützung für die berufliche Eingliederung geflüchteter Mediziner- und | |
PharmazeutInnen. Der selbst vor 23 Jahren aus Syrien eingewanderte Kinder- | |
und Jugendpsychiater und Psychotherapeut betreut mit anderen Ärzten aus | |
seinem Verein minderjährige unbegleitete Flüchtlinge und bietet | |
Traumaberatungen an. Gemeinsam mit der Ärztekammer hat Alkawakibi | |
mittlerweile 40 Patenschaften zwischen Berliner und geflüchteten ÄrztInnen | |
organisiert. | |
Die Imame Abdallah Hajjir und Mohamed Taha Sabri bieten in ihren Moscheen | |
Beratung für Geflüchtete, sammeln und verteilen Spenden oder Essen zum | |
Fastenbrechen im Fastenmonat Ramadan. Hajjirs „Haus der Weisheit“ in Moabit | |
hat zudem Sprachkursangebote und betrieb zeitweise eine Notunterkunft. Taha | |
Sabris Neuköllner Begegnungsstätte beschäftigt mittlerweile einen | |
geflüchteten syrischen Imam. | |
Gülhanım Karaduman-Çerkes koordiniert die Flüchtlingshilfe für die | |
türkische-islamische Organisation DITIB, zu der etwa die Șehitlik-Moschee | |
am Columbiadamm nahe der Notunterkunft im Tempelhofer Flughafen gehört. | |
Dort betreibt sie zweimal wöchentlich ein Frauencafé, außerdem organisiert | |
Karaduman-Çerkes ein Patenschaftsprojekt für Geflüchtete. Um den Aufbau von | |
Patenschaften kümmert sich auch Natalia Amina Loinaz vom Verein Inssan: | |
Junge BerlinerInnen werden in dessen „Wegweiser“-Projekt motiviert und | |
qualifiziert, jungen Geflüchteten Berlin und das Leben in der Hauptstadt | |
durch Hilfe im Alltag und gemeinsame Unternehmungen näherzubringen. | |
Keines dieser Angebote richten sich nur an muslimische Geflüchtete. Das ist | |
den muslimischen FlüchtlingshelferInnen wichtig, die der | |
Integrationsbeauftragte des Berliner Senats, Andreas Germershausen, am | |
Montag zur Pressekonferenz eingeladen hatte, damit sie ihre Aktivitäten der | |
Öffentlichkeit vorstellen können. Und: Nahezu alle sind aus Spenden oder | |
Beiträgen von Mitgliedern der Vereine und Moscheegemeinden finanziert. | |
Allein Inssan und Karaduman-Çerkes bekommen für ihre PatInnenprojekte etwas | |
öffentliche Förderung. | |
„Wir werden die Beratung der Träger verstärken, damit sie sich | |
erfolgreicher um Mittel aus öffentlichen Förderprogrammen bemühen können“, | |
versprach deshalb Berlins Integrationsbeauftragter. Das werde zudem die | |
Arbeit der muslimischen Gemeinden und Vereine „professionalisieren“, | |
erhofft er sich. Denn die werde weitergehen, ergänzt Natalia Loinaz von | |
Inssan: „Die Hilfe für die Flüchtlinge ist für uns auch eine Chance, | |
bessere Strukturen für künftige soziale Arbeit aufzubauen.“ | |
18 Jul 2016 | |
## AUTOREN | |
Alke Wierth | |
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