Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neue Studie über das Ozonloch: Es schrumpft und schrumpft
> Eine neue Studie bestätigt die Wiederherstellung der Ozonschicht. Seit
> 2000 ist das Loch über der Antarktis um eine Fläche von der Größe Indiens
> kleiner geworden.
Bild: Es schrumpft: das Ozonloch 2006 (rechts) und 2013 (links)
Cambridge dpa | Das Ozonloch über der Antarktis scheint sich langsam zu
schließen. Rund drei Jahrzehnte nach dem Verbot der ozonzerstörenden
Chemikalien gebe es Hinweise darauf, dass ein Regenerationsprozess
eingesetzt hat und sich die Ozonschicht stabilisiert, berichten Forscher
aus Großbritannien und den USA im Fachblatt Science. „Wir können jetzt
sicher sein, dass die Entscheidungen, die wir getroffen haben, den Planeten
auf den Weg der Heilung gebracht haben“, sagt Susan Solomon, Hauptautorin
der Studie.
Noch im vergangenen Jahr zeigten sich Experten irritiert wegen der damals
festgestellten immensen Ausdehnung des Ozonlochs. Das gemessene Rekordhoch
sei jedoch auch auf den Ausbruch des Vulkans Calbuco in Chile
zurückzuführen, fanden die Forscher nun bei ihrer Untersuchung heraus.
Das Team um Susan Solomon, die am Massachusetts Institute of Technology
(Cambridge/US-Staat Massachusetts) forscht, hatte die jährliche mittlere
Dicke der Ozonschicht und die Größe des Ozonlochs über der Antarktis im
Monat September zwischen 2000 und 2015 ermittelt.
Das Ozonloch öffnet sich jedes Jahr im Frühling auf der Südhalbkugel. Dann
sorgt die nach dem langen Polarwinter einsetzende Sonneneinstrahlung dafür,
dass die ozonschädigenden Stoffe, die sich im Winter angereichert haben,
ihre Wirkung entfalten können. Im Oktober erreicht das Ozonloch jeweils
seine größte Ausdehnung.
Die Forscher analysierten nun Ozon-Daten sowie Satelliten-Messungen von
Schwefeldioxid, das bei Vulkanausbrüchen frei wird und den Ozonabbau
beschleunigen kann. Außerdem berücksichtigten sie verschiedene
meteorologische Daten wie Temperatur und Wind. Die September-Messwerte
verglichen sie dann mit solchen aus Simulationsmodellen, die die
Entwicklung der Ozonwerte unter verschiedenen Bedingungen
vorausberechneten.
## Der Chemikalienrückgang zeitigt Wirkung
Sie fanden heraus, dass das September-Ozonloch zwischen den Jahren 2000 und
2015 um mehr als vier Millionen Quadratkilometer geschrumpft ist. Das ist
eine Fläche größer als Indien. Der Tag, an dem eine bestimmte Größe des
Ozonlochs überschritten wird, verschiebe sich Jahr für Jahr weiter nach
hinten, schreiben die Forscher. Sie konnten außerdem zeigen, dass die
Abnahme des Ozonlochs zu mehr als 50 Prozent auf den Rückgang der
verursachenden Chemikalien in der Ozonschicht zurückzuführen sei.
Aber warum untersuchten die Forscher eigentlich die Septemberwerte und
legten ihren Fokus nicht auf Oktober, wenn das Ozonloch sein größtes Ausmaß
erreicht? Die Oktoberdaten seien anfälliger für Schwankungen, etwa durch
kleine Veränderungen der Meteorologie, sagt Solomon.
Erste Hinweise auf ein Loch in der schützenden Ozonschicht in der
Stratosphäre – also in etwa 10 bis 50 Kilometer Höhe – fanden
Wissenschaftler Anfang der 1980er Jahre. 1985 berichteten sie im Fachblatt
Nature davon und rüttelten mit diesem Bericht die Fachwelt auf. Schnell war
klar, dass vor allem Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW), die weltweit
als Treibgase, Kühlmittel oder zur Herstellung von Schaumstoffen verwendet
wurden, für die Zerstörung des Ozons verantwortlich sind.
## Noch über 100 Jahre Ozonloch
Bereits zwei Jahre nach Veröffentlichung des Berichts beschlossen fast 200
Staaten im Montreal-Protokoll langfristig ein Verbot der Substanzen. Susan
Solomon lieferte mit ihren Arbeiten maßgebliche wissenschaftliche
Grundlagen für das Übereinkommen.
„Die Wissenschaft war hilfreich dabei, den Weg zu weisen. Diplomaten und
Länder und die Industrie waren unglaublich gut darin, einen Weg aus der
Verwendung dieser Moleküle festzulegen und jetzt sehen wir tatsächlich,
dass der Planet sich erholt. Das ist eine wundervolle Sache.“
Mit einer vollständigen Schließung des Ozonlochs rechnen Experten aufgrund
der langen Lebensdauer der ozonschädigenden Substanzen erst etwa Mitte des
21. Jahrhunderts.
1 Jul 2016
## TAGS
Ozonloch
Schwerpunkt Klimawandel
Klimaforschung
Ozonloch
Gift
Indien
Schwerpunkt Klimawandel
FCKW
## ARTIKEL ZUM THEMA
Forscher über die Atmosphäre: „Der Ozonschicht geht es schlecht“
Laut einer Studie schließt sich das Ozonloch wieder. Der Ozonschicht gehe
es aber weiter schlecht, sagt Atmosphärenforscher Markus Rex.
Kolumne Apocalypse Now: Wo sind die Gifte von gestern?
Der Regen: radioaktiv. Der Wein: frostschutzmittelgetränkt. Das Spielzeug:
weichmacherverseucht. Ein Blick zurück in die Achtziger.
Schutz von Ozonschicht und Klima: Durchbruch beim Montreal-Protokoll
FCKW haben wir aus den Kühlschränken verbannt, das Ozonloch schließt sich.
Aber nun schädigen Ersatzstoffe das Klima.
UN-Bericht zum Weltklima: Ozonschicht erholt sich
Knapp 30 Jahre nach dem Verbot von FCKWs regeneriert sich die Ozonschicht
spürbar. Paradoxerweise tragen dazu auch Treibhausgase bei.
Neue Ozon-Killer entdeckt: Verursacher noch unbekannt
Ein Forscherteam weist neue Fluorchlorkohlenwasserstoffe in der
Stratosphäre nach, die die Ozonschicht abbauen. Woher kommen sie?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.