# taz.de -- Fernverkehr in Berlin: Schöner und schneller | |
> Der Zentrale Omnibusbahnhof wird für 14 Millionen Euro rundum erneuert. | |
> 2019 sollen dort viel mehr Busse fahren. | |
Bild: Immer mehr Busse stoppen am Zentralen Omnibusbahnhof in Berlin | |
Es fängt schon damit an, dass man nicht genau weiß, wie man ihn aussprechen | |
soll: „Zett-Oh-Beh“ oder „Zopp“? Aber das ist wohl das geringste Problem | |
von Berlins Zentralem Omnibusbahnhof (ZOB). Das von Funkturm und RBB-Tower | |
überragte Gelände am Rande der Stadtautobahn ist der seit einigen Jahren | |
boomenden Nachfrage weder logistisch noch ästhetisch gewachsen. Mit einem | |
Umbau bei laufendem Betrieb soll sich das ändern. Am Donnerstag begann die | |
Neugestaltung mit dem ersten Spatenstich. | |
Dass es Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) und BVG-Chefin Sigrid | |
Evelyn Nikutta waren, die das Werkzeug ins vorsorglich gelockerte Erdreich | |
stachen, liegt an dessen historisch gewachsener Organisationsstruktur: Die | |
Hardware – Gelände und Gebäude – gehören dem Land, die Verkehrsbetriebe | |
wiederum führen den Betrieb über ihre 100-prozentige Tochter IOB. | |
Dementsprechend wird auch die BVG den Umbau durchführen, das Geld dafür – | |
mit 14,3 Millionen Euro wird geplant – kommt vom Senat. | |
In seiner Ansprache betonte Geisel, der ZOB sei bei seiner Eröffnung 1966 | |
eine moderne Anlage gewesen, inzwischen gebe es aber einen enormen | |
Sanierungsrückstau. Das kann man laut sagen: Die orangefarbene | |
Kunststoffbestuhlung im Wartesaal hat allerhöchstens Retro-Charme, die | |
Wände sind aus jenem vor Jahrzehnten aus der Mode geratenen Sichtbeton, auf | |
dem sich die Bretter der Holzverschalung abbilden, unter den | |
Haltestellendächern mit ihren schmutzigen Glaselementen ist es düster. | |
Vor allem aber ist es eng, denn seit der Liberalisierung des deutschen | |
Fernbusmarktes im Jahr 2013 geht das Beförderungsvolumen durch die Decke. | |
Waren es 2012 noch 64.000 An- und Abfahrten mit rund 3 Millionen | |
Fahrgästen, kletterte diese Zahl bis 2015 auf 210.000 An- und Abfahrten. | |
Und ein Ende des Branchenwachstums ist nicht in Sicht: Für 2019 rechnet die | |
BVG mit bis zu 340.000 Busstopps im ZOB. | |
## Mehr Kapazitäten | |
Das soll der Umbau auffangen, indem mehr Haltestellen auf dem Gelände | |
entstehen – 33 statt derzeit 27 –, vor allem aber durch deren rationellere | |
Anordnung. Weil künftig alle Busse vorwärts in die Haltebuchten rollen und | |
sie auch vorwärts wieder verlassen können, Rangiermanöver also wegfallen, | |
soll die Verweildauer pro Bus von 30 auf 15 Minuten sinken. Macht zusammen | |
in der Kalkulation der Planer ein Kapazitätsplus von 20 Bussen pro Stunde. | |
Eine Herausforderung wird darin bestehen, den Umbau so zu managen, dass | |
trotz zwischenzeitlicher Verringerung und Auslagerung von Haltestellen kein | |
Chaos entsteht. Auch die Gebäude an der Masurenallee und dem Messedamm – | |
Aufenthaltsbereiche, Ticketschalter, Toiletten usw. – sollen bis 2019 | |
schrittweise modernisiert und teilweise ganz neu errichtet werden. Am Ende | |
wird der ZOB nicht nur ein leistungsfähiger und ansehnlicher, sondern auch | |
ein barrierefreier Busbahnhof sein. Wobei, beeilte sich BVG-Chefin Nikutta | |
zu erwähnen, die KundInnen auch heute schon ziemlich zufrieden seien: Sie | |
fühlten sich gut informiert und seien von den kurzen Wegen angetan. | |
Eines ließ Andreas Geisel dann noch durchblicken: Wenn das Busfahren in den | |
kommenden Jahren immer populärer wird, könnte auch ein generalüberholter | |
ZOB an seine Grenzen stoßen. Deshalb denke man schon mal über eine | |
Außenstelle nach: „Wir unternehmen gerade Ausflüge auf dem Stadtplan, um | |
einen weiteren Standort zu finden.“ | |
7 Jul 2016 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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