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# taz.de -- Kommentar Frieden mit Farc-Rebellen: Täter und Opfer versöhnen
> Kolumbiens jahrzehntealter Konflikt mit der Farc steht kurz vor dem Ende.
> Für eine gewaltfreie Zukunft ist ein Friedensabkommen aber nur ein erster
> Schritt.
Bild: Die Farc-Spitze muss ihre KämpferInnen überzeugen, in ein ziviles Leben…
Frieden ist möglich. Das ist die große Botschaft, die aus Havanna gesendet
wird, wo die kolumbianische Regierung und die Farc-Rebellen seit fast vier
Jahren über ein Friedensabkommen verhandeln. Heute wollen beide Seiten
einen endgültigen Waffenstillstand unterzeichnen. Damit wird ein mehr als
50 Jahre andauernder Guerillakrieg beendet, einer der längsten bewaffneten
Konflikte der Welt mit mehr als 300.000 Todesopfern und etwa sechs
Millionen Binnenvertriebenen. Das offizielle Ende aller Kampfhandlungen ist
ein positives Signal weit über Lateinamerika hinaus.
Bald wird das endgültige Friedensabkommen stehen. Es wird ein historischer
Moment. Präsident Juan Manuel Santos hat daran sein politisches Überleben
geknüpft. Und auch die Farc kann jetzt nicht mehr zurück.
Man konnte in den vergangenen Monaten beobachten, wie ernsthaft beide
Seiten auf den Frieden hinarbeiteten und lieber eine Verzögerung in Kauf
nahmen (eigentlich sollte das finale Abkommen Ende März unterzeichnet
werden), anstatt schnell etwas hinzuzimmern, was dann nicht hält.
Knackpunkt war zuletzt vor allem die Frage, wie genau die Waffenabgabe
funktionieren soll, diese wurde jetzt gelöst. Einige Details der
Vereinbarung sind immer noch offen. Offiziell festgehalten ist etwa noch
nicht, wie und ob das Volk über das Abkommen abstimmen wird.
Bei aller Freude über die Einigung: Die eigentliche Friedensarbeit fängt
für Kolumbien nun erst an. Das Abkommen will viel mehr, als nur die
Abwesenheit von Krieg zu gewährleisten. Es soll einen Entwicklungsimpuls
für das Land geben, den Drogenhandel eindämmen und der Farc ermöglichen,
als politische Partei aktiv zu werden. Viel hängt davon ab, wie geschickt
die Regierung dabei agiert.
## Ein Konzept der Übergangsjustiz
Der Staat muss nun stark sein, wenn er die vielen KolumbianerInnen
überzeugen will, die noch am Friedensprojekt zweifeln. Er muss schnell
präsent sein in den Gegenden, in denen er es bisher nicht war, Sicherheit
gewährleisten und Infrastruktur aufbauen. Geplant ist all das, unterstützt
auch mit Geld aus dem Ausland. Aber leicht wird es nicht. Die Regierung
muss ihr Konzept der Übergangsjustiz besser kommunizieren, sie muss
erklären, wie wichtig es ist, Täter und Opfer zu versöhnen.
Die Farc-Spitze muss ihrerseits ihre KämpferInnen überzeugen, dass sie
etwas davon haben, wenn sie in ein ziviles Leben eintreten. Denn leider
gibt es noch genügend bewaffnete Gruppen, denen sie sich anschließen
könnten, allen voran die ehemaligen Paramilitärs. Gut immerhin, dass
inzwischen auch Friedensverhandlungen mit der zweitgrößten Guerillagruppe
ELN aufgenommen wurden.
Am Konflikt in Kolumbien haben jahrzehntelang viele verdient,
wirtschaftlich und auch politisch. Expräsident Álvaro Uribe und seine Leute
machen seit Monaten Stimmung gegen das Friedensabkommen und sie werden
jetzt noch lauter werden. Santos muss den Frieden entschieden vorantreiben
und verteidigen. Wenn in Zukunft irgend etwas schief läuft im Land, wird
die amtierende Regierung sich dann nicht mehr hinter dem Konflikt
verstecken können.
23 Jun 2016
## AUTOREN
Sebastian Erb
## TAGS
Kolumbien
Farc
Friedensabkommen
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