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# taz.de -- EMtaz: Die Vorrunden-Bilanz Frankreichs: Irgendwie gut
> Mal genial, mal fahrig, mal gefährlich, mal harmlos. Die Franzosen stehen
> als Gruppenerster im Achtelfinale. Wo sie stehen, ist trotzdem nicht ganz
> klar.
Bild: Steht im Kopfballduell auf jeden Fall höher als der Schweizer Dzemaili: …
Ein wenig schülerhaft wirkte der Auftritt von Didier Deschamps am späten
Sonntagabend im Stade Pierre Mauroy. So als ob er gerade ein recht mäßiges
Zwischenzeugnis mit lauter Dreiern und Vierern nach Hause gebracht hätte
und nun seine zurechtgelegte Verteidigungsstrategie zum Besten geben
wollte. „Natürlich müssen wir uns in einigen Aspekten verbessern, wie viele
andere Mannschaften in diesem Turnier auch“, sagte der Trainer der
französischen Nationalmannschaft mit Blick auf die gerade abgeschlossene
Vorrunde. Die anderen sind ja auch nicht besser, so ließe sich also kurz
gesagt die kindlich-trotzige Haltung Deschamps zusammenfassen.
Trotz des sichergestellten Gruppensiegs und des Einzugs ins Achtelfinale
gelang es den Franzosen auch beim torlosen Remis gegen die Schweiz nicht,
zu begeistern. Ein paar Funken der Spielfreude sprühten auf. Paul Pogba
sorgte mit ein paar energiegeladenen Angriffen aufs gegnerische Tor für
einige Uiiiiis, Oooohs und Aaaahs. Die Latte oder der Schweizer Torhüter
Yann Sommer verhinderten jedoch, dass sich beim Gastgeber eine Stimmung der
Euphorie entzünden konnte. Für das nächste Spiel am Sonntag in Lyon (der
Achtelfinalgegner steht noch nicht fest) wäre das gewiss von Vorteil
gewesen.
So klaubte Deschamps aus dem Spiel gegen die Schweiz alles auf, was
irgendwie Anlass zur Hoffnung geben könnte: „Es haben immer nur Zentimeter
gefehlt. Wir hätten Tore erzielen können. Das ist doch positiv.“ Und weil
sein Team gerade nicht mit Komplimenten überschüttet wird, versuchte er es
mit der indirekten Beweisführung. „Wenn der gegnerische Torhüter zum
Spieler des Spiels gewählt wird, dann weiß man, wie wir gespielt haben.“
Hätte man Deschamps um eine Erklärung für die vielen zerrissenen Schweizer
Trikots gebeten, hätte er diese bestimmt auf den unbändigen Einsatzwillen
seiner Spieler zurückgeführt.
## Lob für Pogba
Alles wendete Deschamps ins Positive. Die erstaunlichen größeren
Ballbesitzwerte der mutig auftretenden Schweizer (58:42 Prozent)
relativierte er mit dem berechtigten Hinweis auf die viel besseren
Torchancen seiner Mannschaft. Pogba, der nach einem schwachen Auftaktspiel
im zweiten erst einmal auf die Bank musste, bekam am Sonntagabend ein
Extralob: „Er war die treibende Kraft. Er hat sich voll ins Zeug gelegt.
Ein großartiger Spieler. Ich habe großes Vertrauen in ihn.“
Der Coach sehnt sich nach dieser schwerfälligen Hinrunde nach mehr
Leichtigkeit. Als man sich im Hotel auf dem Weg zum Stadion gemacht habe,
berichtete der 47-Jährige, habe man das Gefühl gehabt, es stünde bereits
jetzt ein K.-o.-Spiel an. Er erklärte: „Es gibt eine starke Unterstützung
der Fans, aber wir müssen uns etwas davon freimachen.“
Der Erwartungsdruck macht dem Team offensichtlich zu schaffen. Fahrig und
wild wird der Ball häufig nach vorn gespielt, weshalb er dann auch schnell
wieder weg ist. Selten hat das Team einen Rhythmus in diesem Turnier
gefunden. Pogba steht exemplarisch für diesen Stil. Einer genialen
Einzelaktion lässt er allzu oft ein sinnloses Dribbling oder einen irren
Fehlpass folgen. „Im Bezug auf die Spielkontrolle und den Angriff können
wir uns noch verbessern“, räumte Deschamps ein.
Was ist also von den so hoch gehandelten Franzosen nun zu halten? Der
Schweizer Keeper Yann Sommer brachte es ganz treffend auf den Punkt, auch
wenn er mit seiner Einschätzung vornehmlich ein Eigenlob unterbringen
wollte: „Wir haben gesehen, was für Qualitäten sie haben. Wir haben aber
auch gesehen, dass man ihnen Probleme bereiten kann, wenn man so auftritt,
wie wir das gemacht haben.“
21 Jun 2016
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
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