# taz.de -- Analproben bei Männern: Kenias Justiz bleibt stur | |
> Das Oberste Gericht in Kenia hält an der umstrittenen Praxis von | |
> Analproben fest. So soll Homosexualität festgestellt werden. | |
Bild: Gilt überall, also auch in Kenia | |
Nairobi taz | Menschenrechtesorganisationen sind empört über ein Urteil in | |
Kenia. Dem Beschluss des Obersten Gerichts in Mombasa zufolge sind | |
Analproben bei Männern, die im „Verdacht“ stehen, homosexuell zu sein, | |
weiterhin notwendig. „Es gibt keine andere Möglichkeit, um einen Beweis für | |
Homosexualität zu bekommen“, argumentierte Richter Mathew Emukule. | |
Menschenrechtenorganisationen betrachten die Tests als beleidigend und | |
medizinisch wertlos. Damit wies das Gericht die Klage von zwei Männern ab, | |
die nach ihrer Festnahme wegen vermuteter Homosexualität einer solchen | |
Prozedur unterzogen worden waren. Sie hatten gehofft, das Gericht werde | |
befinden, dass die Zwangstests gegen die Verfassung verstoßen, und wollen | |
nun Berufung einlegen. Homosexualität ist in Kenia verboten und wird mit | |
bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft. | |
Obwohl es Organisationen und öffentliche Bars gibt, bleibt Homosexualität | |
in Kenia ein Verbrechen. „Dieses Urteil ist ein Präzedenzfall, um Lesben, | |
Schwule, Bisexuelle, Transgender und andere anal zu untersuchen“, meint | |
Eric Gitari, Direktor der Nationalen Schwulen- und Lesbenorganisation. | |
„Jemanden für schwul zu halten, darf kein Grund sein, um ihn auszuziehen | |
und ihm seine Würde und grundlegende Rechte zu nehmen.“ Im Vergleich zu | |
seinen Nachbarländern gilt Kenia als eher liberal. | |
Deshalb sind viele Schwule und Lesben aus Uganda nach Kenia geflohen. Vor | |
einigen Jahren versuchten ugandische Politiker, unterstützt von einem | |
ultrakonservativen US-Pfarrer, vergebens ein Gesetz durchzubringen, das | |
Homosexualität mit dem Tod bestraft. Einige einflussreiche Medien in Uganda | |
führen Hasskampagnen gegen Schwule und Lesben. Jüngsten Untersuchungen | |
zufolge fühlen sich Homosexuelle aus Uganda inzwischen auch in Kenia nicht | |
mehr sicher. | |
Die städtische Bevölkerung in Kenia akzeptiert Homosexualität eher als die | |
traditionelle, konservative Bevölkerung. Das Goethe-Institut in Nairobi | |
publizierte vor zwei Jahren ein Buch von Kevin Mwachiro. Der ehemalige | |
BBC-Journalist hat darin gesammelte Erzählungen, Erfahrungen und Briefe von | |
kenianischen Homosexuellen veröffentlicht. Manche Berichte blieben anonym. | |
Als Homosexueller bekannt zu sein, kann ernsthafte Konsequenzen haben. John | |
Mathenge (38) zum Beispiel verlor seine Arbeit und wurde aus seinem Haus | |
vertrieben, weil er an einer Dokumentarsendung im Fernsehen über Schwule, | |
die HIV-positiv sind, mitarbeitete. Seine Eltern wurden von ihrer Kirche | |
kommuniziert. Auch Frauen werden Opfer der Repression. So wurde Maureen | |
Ochieng festgenommen, weil sie Lesbe ist. Sie wurde vergewaltigt und | |
geschlagen. | |
In vielen afrikanischen Ländern ist homosexueller Sex illegal. Aber langsam | |
ändert sich die Lage. In Südafrika können Schwule inzwischen heiraten. Und | |
seit ein paar Jahren ist Homosexualität in Sao Tome und Principe, Lesotho | |
und Mozambik nicht länger strafbar. | |
17 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Ilona Eveleens | |
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Schwerpunkt Gender und Sexualitäten | |
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