# taz.de -- Hunde als Delikatesse in China: Kritik an „barbarischem“ Event | |
> Beim Hundefleischfest in Yulin werden jedes Jahr Zehntausende Hunde | |
> gequält, geschlachtet und verspeist. In diesem Jahr regt sich erstmals | |
> Protest. | |
Bild: Vor nicht allzu langer Zeit waren in China Hunde noch als Haustier verbot… | |
PEKING taz | Pudel, Labradore, Cocker Spaniel mit herabhängenden | |
Schlappohren: Während Hunde als Haustiere in China noch vor 30 Jahren | |
weitgehend verboten waren, sind sie in den modernen chinesischen | |
Großstädten aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken. Doch so weit | |
verbreitet die treuen Vierbeiner als kuschelige Streicheltiere oder | |
Wegbegleiter sind – einige Chinesen betrachten Hunde als Delikatesse. | |
Kulinarischer Höhepunkt ist jedes Jahr zur Sommersonnenwende das | |
Hundefleischfest in der südchinesischen Stadt Yulin. Organisiert von der | |
örtlichen Fleischindustrie wird an Hunderten von Marktständen dieses | |
spezielle Fleisch der Vierbeiner verkauft. In diesem Jahr beginnt das Fest | |
an diesem Dienstag. | |
Die Bilder, die in den letzten Jahren vom Fest im Netz zu sehen waren, | |
treiben jedoch längst nicht nur radikale Tierschützer auf die Barrikaden, | |
sondern sie sorgen inzwischen im ganzen Land für Empörung. Darauf ist zu | |
sehen, wie die Tiere massenweise in viel zu enge Käfige eingesperrt, zu | |
Tode geprügelt und dann gehäutet verkauft werden. Auf einigen | |
Videoaufnahmen werden die Vierbeiner bei lebendigem Leib in kochendes | |
Wasser gesteckt oder gebraten. Allein im vergangenen Jahr wurden auf diesem | |
Fest über 30.000 Hunde geschlachtet und serviert. | |
Zhang Dong vom Verein zum Schutz von Kleintieren spricht von einem | |
„barbarischen Schauspiel“, das zu einer modernen Gesellschaft nicht passe. | |
Zusammen mit anderen Tierschutzorganisationen hat er elf Millionen | |
Unterschriften gesammelt, damit die Behörden das Hundefleischfest | |
verbieten. Auch Ärzte warnen vor dem Verzehr. Viele Tiere seien krank, | |
einige würden an Tollwut leiden. Oft seien die Hunde von der Straße | |
aufgesammelt oder geklaut. | |
## Lokalregierung reagiert erstmals | |
Obwohl es das Hundefleischfest in der Stadt Yulin erst seit fünf Jahren | |
gibt, behaupten die Organisatoren, dass der Verzehr von Hundefleisch in der | |
Region eine lange Tradition habe. Zudem argumentieren sie, es mache keinen | |
Unterschied, ob nun Hunde oder Schweine und Rinder geschlachtet würden. | |
Angesichts der makabren Bilder vom Fest bezeichnet Peter Li von der | |
internationalen Tierschutzorganisation Humane Society International die | |
Veranstaltung als „eine Schande für China“. Zusammen mit anderen Aktivisten | |
ist er seit Tagen in der Region von Yulin unterwegs und versucht, die Tiere | |
aus ihren viel zu engen Käfigen zu befreien. Dabei sei es auch zu | |
gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen. Einige Dutzend Hunde hätten | |
sie in den vergangenen Tagen aber retten können. | |
Tierschützer Zhang berichtet, dass es trotz des landesweiten Protests vor | |
Ort immer noch viele Unterstützer für dieses Fest gebe. „In diesem Jahr | |
können wir die Schlachterei noch nicht verhindern“, bedauert Zhang. | |
Immerhin habe die Lokalregierung signalisiert, dem Fest schon bald ein Ende | |
setzen zu wollen. Zuvor habe sie stets darauf verwiesen, dass sie machtlos | |
sei. | |
19 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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Anton Hofreiter | |
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