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# taz.de -- Linke über Schwarz-Grün: Die schwarze Gefahr
> Eine Studie der Linkspartei analysiert, was ein Bündnis mit der Union für
> die Grünen bedeutet. Schwarz-Grün kann für Özdemir & Co heikel werden.
Bild: Der Zukunft zugewandt: Ministerpräsident Winfried Kretschmann plauscht m…
Berlin taz | Eigentlich spricht viel für Schwarz-Grün 2017. Die Große
Koalition kann niemand als Dauerzustand wollen. In Hessen regieren CDU und
Grüne auffällig geräuschlos. Wiesbaden ist ein Probelauf. Wenn die Grünen
mit der traditionell als rechts geltenden hessischen Union harmonieren,
geht das auch Berlin.
Auch an der Basis schwinden die Vorbehalte gegen die Konservativen. Einer
Umfrage vom November 2014 zufolge wollten 57 Prozent der grünen Wähler im
Bund lieber mit Merkel regieren als mit Rot-Rot-Grün. Merkels Mitte-Kurs
und zuletzt Winfried Kretschmanns grün-schwarze Regierung in Stuttgart
haben die Schranken zwischen den christdemokratischen und grünen Milieus
noch weiter gesenkt. Bei Energie- und Außenpolitik trennt Union und
Bündnisgrüne nicht mehr viel. Die Lager haben sich aufgelöst.
Doch das Bild ist komplexer – so das Ergebnis der [1][70-seitigen Studie]
von Helge Meves, zuständig für Grundsatzfragen bei der Linkspartei und
Marian Krüger, Referent bei der linken Bundestagsfraktion. Die Autoren
sehen zwar die „wachsende Akzeptanz eines möglichen schwarz-grünen
Bündnisses“ bei der Öko-Klientel. Die grüne Anhängerschaft sei saturiert
und pragmatisch bis zum Unpolitischen geworden. Trotzdem riskieren die
grünen Realos mit einem forschen Schwarz-Grün-Kurs „eine Polarisierung der
grünen Wählerschaft“ und die Abwendung eines Teils der Klientel zu SPD und
Linkspartei.
Denn bei Wahlen kommt die immer wieder beerdigte Lagerordnung eben doch zum
Vorschein. Die Wanderungsströme bei den wichtigen Wahlen der letzten Jahre,
so die Studie, ergeben allesamt ein ähnliches Bild. Der mit Abstand größte
Austausch fand jeweils in den Lagern, also zwischen SPD und Grünen bzw.
Union und FDP, statt.
„Die Wähler ordnen die Grünen mehrheitlich nach wie vor dem linken, die CDU
dem rechten Lager zu“, so die Studie „Schwarz-Grüne Perspektiven vor der
Bundestagswahl 2017“. Die Wählerwanderungsbilanzen belegen die
„Fortexistenz des Links-Rechts-Schema.“ Conclusio: Ein Lagerwechsel ist für
die Grünen, allen Anäherungen an die Union zum Trotz, noch immer riskant.
## Imageverlust droht
Die Mehrheit der Ökopartei, so der Befund, sieht Schwarz-Grün zwar
entspannt – doch eine relevante Minderheit wird der Partei den Rücken
zudrehen. Inhaltliche Bruchstellen können auf diesem Weg Bürgerrechts- und
Migrationspolitik sein. In Sachen TTIP werden die Grünen auf dem Weg zur
Union das Image verlieren, „parlamentarischer Arm der Protestbewegung“ zu
sein. Kompliziert würde mit Schwarz-Grün auch das Verhältnis zum Bundesrat.
Denn dort könnte ab dem Herbst 2017 die SPD nach Belieben eine mögliche
Merkel-Özdemir-Regierung in langwierige Verhandlungen zwingen.
Bei den Grünen, so Meves und Krüger, läuft für 2017 innerparteilich alles
Richtung Merkel. Der linke Flügel um Toni Hofreiter und Simone Peter hat,
so die zutreffende Einschätzung, dem Kurs der Realos „wenig
entgegenzusetzen“ und sich auf Schwarz-Grün eingestellt. Natürlich auch
mangels machtpolitischer Alternativen.
Für die Linkspartei haben die Autoren auch einen Tipp parat: die Tür zu
Rot-Rot-Grün offenhalten. Und: „Es sollte nicht darum gehen, die Grünen zu
entlarven, sondern sie als bürgerliche Partei ernst zu nehmen.“ Ein guter
Rat. Die Erkenntnis, dass sich Entlarvungs-Rhetorik und Koalitionsangebote
nicht vertragen, steht der Spitze der Linkspartei noch bevor.
12 Jun 2016
## LINKS
[1] http://www.linksfraktion.de/im-wortlaut/jedem/
## AUTOREN
Stefan Reinecke
## TAGS
Die Linke
Winfried Kretschmann
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Anton Hofreiter
Joachim Gauck
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