# taz.de -- LGBT-Parade in Athen: Flashmob und Botschaftergrüße | |
> Es ist die erste Athens Pride seit der griechischen Zulassung | |
> gleichgeschlechtlicher Partnerschaften – ein Verdienst der | |
> Syriza-Regierung. | |
Bild: Griech_innen feiern auf der Gay Pride in Athen | |
Athen taz | Zahlreiche Regenbogenflaggen, bunte Luftballons, laute Musik, | |
ein Flashmob und Zumba: Bei der 12. Athens Pride ist die Stimmung – trotz | |
Wirtschaftskrise und der immer noch schwierigen Stellung homosexueller | |
Paare in Griechenland – noch ausgelassener als sonst. Denn seit einem | |
knappen halben Jahr ist die eingetragene Partnerschaft | |
gleichgeschlechtlicher Paare in Griechenland erlaubt. | |
„Das auch wir endlich eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft eingehen | |
können, ist ein guter erster Schritt für die LGBT-Gemeinde Griechenlands“, | |
sagt Dimitris Sergalis. Er steht mit seinem Freund Christos Sfiatkos vor | |
der großen Bühne auf dem Klathmonos-Platz im Zentrum der griechischen | |
Hauptstadt, wo seit dem frühen Vormittag gefeiert wird. Zahlreiche | |
Informationsstände sind an den Seiten des Platzes aufgestellt. | |
Internationale Diplomaten von 17 Botschaften drücken in diesem Jahr durch | |
Ihre Teilnahme an der Athens Pride ihre Unterstützung aus. Der französische | |
und der australische Botschafter treten gemeinsam mit ihrem | |
gleichgeschlechtlichen Partnern auf dem Klathmonos-Platz auf. Man müsse | |
sich öffentlich und auch im politischen Bereich für eine Gleichberechtigung | |
stark machen, betonen sie in ihren Ansprachen. | |
„Ja, die Syriza hat vor allem der unteren Mittelschicht im Lande zu viel | |
versprochen und wenig gehalten“, sagt der 32-Jährige. Aber dass das Gesetz | |
der gleichgeschlechtliche Partnerschaft am 23. Dezember 2015 endlich | |
beschlossen wurde, sei der Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras | |
zu verdanken. | |
Tsipras sagte damals im Parlament, man beende mit dem Beschluss eine Praxis | |
„der Rückständigkeit und der Schande“. 51 Abgeordnete waren abwesend. 194 | |
ParlamentarierInnen von 300 stimmten für den Gesetzentwurf. Die 55 Stimmen | |
dagegen stammten aus des Reihen des rechtspopulistischen Koalitionspartners | |
ANEL sowie von der kommunistischen Partei KKE und der neofaschistischen | |
Partei „Goldene Morgenröte“. | |
## Tsipras entschuldigt sich | |
Man müsste sich als Gesetzgeber eigentlich entschuldigen, das Gesetz nicht | |
eher auf den Weg gebracht zu haben, sagte Tsipras in der Parlamentsdebatte. | |
Bereits im November 2013 hatte der Europäische Gerichtshof für | |
Menschenrechte geurteilt, dass Griechenland als europäisches Land die | |
Lebenspartnerschaft für schwule und lesbische Paaren öffnen müsse. | |
„Die vorherige konservative Regierung hat den Prozess zum Gesetzbeschluss | |
verzögert“, berichtet Dimitris Sergalis. Entsprechende Gesetzesentwürfe | |
scheiterten im November 2013 und im September 2014 an den Stimmen der | |
damals mitregierenden konservativen Nea Dimokratia. | |
„Der orthodoxen Kirche hat das nicht gepasst, sie übte damals Druck auf die | |
konservative Partei aus“, erinnert sich Sergalis. „Ein kirchliches | |
Oberhaupt habe sogar in seinem Blog geschrieben, man solle auf homosexuelle | |
Menschen spucken“, sagt er. | |
## Noch viele Schritte sind zu gehen | |
Trotz dem Beschluss durch die Syriza sei es natürlich noch ein langer Weg | |
bis zu einer vollkommene Gleichberechtigung – so ist gleichgeschlechtlichen | |
Partner_innen in Griechenland die Adoption von Kindern auch heute nicht | |
erlaubt. Aber ein erster Schritt in die richtige Richtung sei getan. Auch | |
das Schutzalter für Sex wurde von 17 auf die für nun alle geltenden 15 | |
Jahre korrigiert. | |
Die Athens Pride bedeute für ihn nicht nur tanzen und Spaß haben, betont | |
auch Dimitris Sergalis’ Freund Sfiatkos. Man müsse immer weiter für eine | |
Gleichberechtigung kämpfen, so der 33-Jährige. Er hält kurz inne. „Das hat | |
ja nicht nur mit schwul, lesbisch oder transsexuell oder queer zu tun – es | |
geht hier um die Ablehnung des Anderen“, so Sfiatkos. | |
11 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Theodora Mavropoulos | |
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