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# taz.de -- Protestaktion gegen Wohnungsnot: Ich bau dir ein Schloss
> Die Feier zum Tag der Immobilienwirtschaft wird von Protesten begleitet –
> mit Wasserpistolen und Stehlampen.
Bild: Gemütlich eingerichtet: AktivistInnen vor dem Stadtschloss
Der Zentrale Immobilien Ausschuss e. V., kurz ZIA, laut Selbstbeschreibung
einer der „bedeutendsten Interessenverbände der Branche“, hatte sich etwas
ganz Besonderes einfallen lassen zum 16. Tag der Immobilienwirtschaft: Nach
dem Tagesprogramm mit „Innovationsschmiede“ und der Wahl der
„Immobilienköpfe des Jahres“ sollten sich die TeilnehmerInnen am Abend
beim „Berliner Schlossfest“ zum Networking einfinden. Wo? Na klar: Im
Rohbau des Stadtschlosses, das derzeit für rund 590 Millionen Euro
wiederaufgebaut wird.
Wenn die „Stimme der Immobilienwirtschaft“ zum Networking-Schlossfest
einlädt, zieht man sich fein an, und so waren die Herren und Damen am
Mittwochabend gar nicht erfreut, als sich ihnen auf dem Weg zum Fest
plötzlich AktivistInnen mit Wasserpistolen und Händen voller Mehl
entgegenstellten. Die AktivistInnen hatten sich zwar ebenfalls schick
gemacht – „Dresscode: Mitte“ stand auf den kleinen Zetteln, die im Vorfeld
zur Mobilisierung verteilt wurden, schließlich wollte man sich dem
Veranstaltungsort möglichst unauffällig nähern – ansonsten aber nicht viel
mit den WirtschaftsvertreterInnen gemeinsam: „Ihr haut euch die Taschen
voll und wir finden ums Verrecken keine Wohnung“, schleuderte eine Frau
zwei Herren in Anzügen entgegen.
Am Gebäude der Deutschen Telekom, wo die Immobilienwirtschaftler den Tag
verbracht hatten, hatte es zuvor kleine Tumulte gegeben, als etwa 100
AktivistInnen versuchten, in das Gebäude einzudringen und sich dabei
Rangeleien mit den sichtlich überraschten Sicherheitsmännern lieferten.
Einige Obstschalen und Schokoriegel wurden aus dem Foyer auf die Straße
getragen, dann gelang es dem Sicherheitsdienst, die Eindringlinge
zurückzudrängen.
Nach diesem Auftakt ging es später am Schloss eher gemütlich weiter: Das
Bündnis „Berlin für Alle“ veranstaltete hier eine Kundgebung für mehr
öffentlich finanzierten, günstigen Wohnraum unter dem Motto „Recht auf
Stadt statt Stadtschloss“. Mit mitgebrachten Einrichtungsgegenständen vom
Sofa bis zur Topfpflanze richteten sich die TeilnehmerInnen auf der
Kreuzung am Schlossplatz ein, VertreterInnen von Berlin für Alle, dem
Bündnis Zwangsräumung Verhindern und Berlin Postcolonial übten gemeinsam
Kritik am Stadtschloss-Neubau und der Berliner Wohnungspolitik.
Zwischendurch gaben zwei mit Perücken und Sonnenbrillen verkleidete
AktivistInnen ihre Version des Jürgen-Drews-Schlagers „Ich bau dir ein
Schloss“ zum Besten. Die TeilnehmerInnen des Berliner Schlossfestes waren
da schon im Inneren des gigantischen Rohbaus verschwunden – über das
dortige Musikprogramm ist nichts bekannt.
9 Jun 2016
## AUTOREN
Malene Gürgen
## TAGS
Wohnungspolitik
Stadtschloss
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Soziale Bewegungen
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