# taz.de -- Zika-Virus in Brasilien: Forscher raten zu Olympia-Verlegung | |
> Sollen die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro wegen der Zika-Epidemie | |
> verschoben oder abgesagt werden? Wissenschaftler fordern das, die WHO | |
> beschwichtigt. | |
Bild: Die Gesundheitsexperten machen aus einer Mücke einen Elefanten, findet d… | |
BERLIN/RIO DE JANEIRO dpa | Die Diskussion um die Gefahren durch das | |
Zika-Virus im Olympia-Austragungsort Rio de Janeiro hat sich durch einen | |
offenen Brief von mehr als 150 Gesundheitsexperten verschärft. Die | |
Fachleute plädierten für die räumliche oder zeitliche Verschiebung der | |
Olympischen Spiele. Sogar eine Absage schlossen sie nicht aus. Viele sind | |
besorgt, wollen mehr Informationen, stellen Fragen. Kann eine Mücke das | |
größte Sportereignis der Welt tatsächlich kippen? Die | |
Weltgesundheitsorganisation (WHO), aber auch andere Experten und Politiker, | |
sagen: Nein. | |
In dem am Freitag veröffentlichten Schreiben an die WHO in Genf warnten die | |
Experten vor globalen Gesundheitsrisiken. Eine halbe Million Besucher der | |
Spiele könnten in Rio angesteckt werden und die Krankheit mit in ihre | |
Heimatländer bringen, hieß es darin. | |
Die WHO wies diese Bedenken umgehend zurück: Es bestehe keine Gefährdung | |
der öffentlichen Gesundheit, die die Verschiebung oder Absage der | |
Olympischen Spiele rechtfertige, teilte die Organisation in der Nacht zum | |
Samstag mit. Auch würde eine solche Entscheidung „die internationale | |
Ausbreitung des Zika-Virus nicht signifikant“ beeinflussen, schließlich sei | |
Brasilien nur eines von fast 60 Ländern und Gebieten, aus denen | |
Übertragungsfälle durch Moskitos gemeldet würden – und zwischen denen reger | |
Reiseverkehr herrsche. | |
„Dieses Virus breitet sich ohnehin aus“, sagte Bruce Aylward von der WHO am | |
Samstagabend im „heute journal“ des ZDF. „Und Bemühungen zu verhindern, | |
dass eine halbe Million Menschen jetzt nach Rio reisen, werden keinen | |
Unterschied machen bei der internationalen Ausbreitung von Zika“, betonte | |
Aylward. | |
Auch der deutsche Zika-Experte Jonas Schmidt-Chanasit reagierte sehr | |
skeptisch auf die Forderungen. Unter den Verfassern des Briefes „ist kein | |
namhafter Virologe oder Zika-Experte“, sagte Schmidt-Chanasit vom Hamburger | |
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin am Samstag der Deutschen | |
Presse-Agentur. Man müsse mit solchen Forderungen sehr vorsichtig sein. | |
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sprach sich ebenfalls gegen eine | |
Verschiebung oder Verlegung der Rio-Spiele aus. Diese Forderung sei | |
„verfrüht“ und „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ nicht geboten, meinte | |
Lauterbach im Berliner Tagesspiegel am Sonntag. Die Gefahr, sich in Rio mit | |
dem Zika-Virus anzustecken, sei im August gering, da es dann dort wegen des | |
Wetters weniger Mücken gebe. | |
## Aufklärung und Prävention | |
Der Deutsche Olympische Sportbund setzt auch künftig auf Aufklärung und | |
Prävention. „Die erste Zika-Information wurde hier im September 2015 | |
veröffentlicht, erst Ende April wurde das letzte Update beim | |
Olympia-Vorbereitungsseminar der deutschen Mediziner und Physiotherapeuten | |
durchgeführt“, teilte der DOSB am Samstag mit. Anfang Juni werde es weitere | |
aktualisierte Informationen geben. | |
Das aktuelle Mittel zur Vorbeugung sei der Insektenschutz. „Dieses Vorgehen | |
hat auch den Vorteil, dass neben der Zika-Prävention auch den aus | |
medizinischer Sicht eher noch problematischeren Dengue- und | |
Chikungunya-Erkrankungen vorgebeugt wird“, heißt es in der Mitteilung. Das | |
deutsche Olympia-Team werde mit einem Mückenschutzmittel ausgestattet. | |
Das besonders in Brasilien verbreitete Zika-Virus kann unter anderem | |
schwere Schädelfehlbildungen bei Babys auslösen. In dem Brief empfehlen die | |
Wissenschaftler, die WHO solle eine unabhängige Expertengruppe aufstellen, | |
die das Internationale Olympische Komitee (IOC) zu den Risiken der | |
Zika-Verbreitung beraten könne. Diesen Schritt nicht zu tun, wäre aus ihrer | |
Sicht unverantwortlich. | |
Zu den Unterzeichnern gehören 151 Experten von Universitäten und | |
Gesundheitszentren in 29 Ländern. Verfasst wurde der Brief von Amir Attaran | |
von der Universität Ottawa, Arthur Caplan und Lee Igel von der Universität | |
New York und Christopher Gaffney von der Uni Zürich. | |
29 May 2016 | |
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