# taz.de -- Geplantes Sicherheitsabkommen: Deutsche Technik für Ägyptens Poli… | |
> Das Militärregime in Kairo geht brutal gegen Kritiker vor. Die | |
> Bundesregierung setzt auf Kooperation und will bald ein Abkommen | |
> unterschreiben. | |
Bild: Ende Mai in Kairo: Gerichtsverfahren gegen Mitglieder der Muslimbrudersch… | |
Berlin taz | Die Bundesregierung will schon in Kürze eine systematische | |
Zusammenarbeit von deutschen und ägyptischen Sicherheitsbehörden | |
vereinbaren. Nach Angaben des Innenministeriums befindet sich ein | |
entsprechendes Sicherheitsabkommen „in einem fortgeschrittenen | |
Verhandlungsstadium und soll möglichst bald unterzeichnet werden.“ Laut der | |
Antwort auf eine Bundestagsanfrage der Grünen ist der Vertrag momentan aber | |
„noch nicht unterschriftsreif“. | |
Konkret plant die Bundesregierung unter anderem, ägyptische | |
Sicherheitsbeamte auszubilden und ihnen Ausstattung zur Verfügung zu | |
stellen. „Bezüglich polizeilicher Ausbildungs- und Ausstattungshilfe wird | |
die Arabische Republik Ägypten ihren Bedarf konkret schriftlich darlegen | |
und Deutschland wird daraufhin prüfen, ob und inwieweit diesem nachgekommen | |
wird“, heißt es in der Antwort des Innenministeriums. | |
Vereinzelt bietet das Bundeskriminalamt schon jetzt Lehrgänge für | |
ägyptische Sicherheitsbeamte an. So nahmen im November des vergangenen | |
Jahres 25 Mitarbeiter der Staatsschutzbehörde NSS an einem einwöchigen | |
Seminar zum Thema „Geiselnahmen und Entführungen“ teil. Ausstattung stellen | |
deutsche Behörden derzeit nicht zur Verfügung. | |
Auf taz-Anfrage sagt eine Sprecherin des Ministeriums, für die Zukunft | |
seien „beispielsweise Schulungen von Angehörigen der ägyptischen | |
Grenzpolizei an den Flughäfen im Bereich Urkunden und Dokumente mit | |
begleitender Ausstattung der Urkundenprüftechnik vorgesehen“. | |
Die Grünen kritisieren die geplante Zusammenarbeit. „Wir wissen, dass | |
gefoltert wird. Wie kann die Bundesregierung da gleichzeitig auf | |
diplomatischem Wege Menschenrechte einfordern und polizeilich mit | |
ägyptischen Sicherheitsbehörden wie dem NSS zusammenarbeiten?“, sagt die | |
Innenpolitikerin Irene Mihalic. | |
„Täglich werden in Ägypten Oppositionelle verhaftet oder sie verschwinden, | |
NGOs werden mundtot gemacht. Dazu hört man von unserer Regierung nichts. | |
Sie sollte die Unterstützung für das Regime von Präsident Al-Sisi auf ein | |
Minimum herunter fahren und auf dessen Aufwertung durch regelmäßige Besuche | |
verzichten“, sagt die Außenpolitikerin Franziska Brantner. | |
Das Regime in Kairo geht laufend mit harten Repressionen gegen Kritiker | |
vor. Im März hat das Europäische Parlament daher die EU-Staaten | |
aufgefordert, „auf eine wirksame Reform des Sicherheitsapparats und der | |
Justiz Ägyptens zu dringen“. | |
Die Bundesregierung beteuert, „die Menschenrechtslage ständig und kritisch | |
zu beobachten“. Das geplante Abkommen rechtfertigt sie mit der Bedeutung | |
Ägyptens „als Herkunfts- und Transitland im Bereich der illegalen | |
Migration“ und mit Terroranschlägen wie dem auf ein russisches | |
Passagierflugzeug über der Sinai-Halbinsel im vergangenen Jahr. | |
2 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
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