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# taz.de -- Karneval der Kulturen in Berlin: Erinnerungen an Köln werden wach
> Beim Kreuzberger Karneval am Wochenende wurden zahlreiche Frauen sexuell
> genötigt. Mehrere Tatverdächtige wurden festgenommen.
Bild: Frieden war das Ziel – leider nicht für alle Besucher des Karnevals am…
Berlin taz | Beim Berliner Straßenfest Karneval der Kulturen sind
mindestens acht Frauen von Männergruppen bedrängt und sexuell genötigt
worden. Das teilte die Polizei am Dienstag mit. Die Zahl der Opfer liegt
damit deutlich höher als zunächst bekannt war. Erstmals äußerte sich die
Polizei auch zu einem gemeinsamen Merkmal der mutmaßlichen Täter. „Alle
Frauen beschrieben die Täter als junge Männer mit südländischem Aussehen“,
sagte am Dienstag Polizeisprecher Thomas Neuendorf. Einige Frauen seien
deutlich mitgenommen und verstört gewesen oder hätten geweint, als sie sich
bei der Polizei meldeten.
Die Vorfälle ereigneten sich laut Polizei an allen Abenden des langen
Pfingstwochenendes von Freitag bis Montag. Täglich waren bei dem
Kreuzberger Fest Zehntausende Menschen unterwegs. Die Polizei hält es für
möglich, dass sich noch weitere Opfer melden.
Mindestens vier verdächtige Männer seien bisher bekannt, so die Polizei.
Zwei polizeibekannte 17-jährige Jugendliche mit türkischer Nationalität und
einen 14-jährigen Jugendlicher nahm die Polizei bereits Samstag fest. Der
14-Jährige habe vermutlich eine deutsche Nationalität und eine ausländische
Herkunft. Verdächtig ist außerdem ein 40-jähriger Türke.
Sieben weiterere Verdächtige wurden bei dem Fest wegen Trickdiebstählen mit
Antanzen ohne sexuelle Nötigung festgenommen. Zudem wurden elf weitere
mutmaßliche Diebe gefasst. Diese 18 Verdächtige haben aber nichts mit den
sexuellen Übergriffen zu tun.
## Vor einer Bühne eingekreist
Die Taten erinnern an die Ereignisse in der Kölner Silvesternacht. Dort
waren über Stunden hinweg zahlreiche Frauen von Männern, die zumeist aus
Nordafrika stammten, sexuell belästigt und bedrängt und auch bestohlen
worden.
Die Frauen sind zwischen 16 und 48 Jahre alt. Einige hätten ausgesagt, sie
seien mit mehreren Freundinnen unterwegs gewesen, denen das gleiche
passiert sei, wie Neuendorf sagte.
Die Opfer sagten aus, dass sie beim Tanzen vor einer Bühne von je einer
Gruppe von etwa zehn Männern angetanzt, eingekreist und bedrängt worden
seien. Versuchten Frauen, vor der Gruppe zu fliehen, wurden sie immer
wieder zurückgezogen. Die Männer fassten die Frauen im Intimbereich an- an
der Brust, am Po oder im Schritt. Körperliche Verletzungen erlitt nach
Angaben der Polizei keine Frau.
Ein Vorfall, bei dem eine 17-jährige und eine 18-jährige Frau am
Samstagabend bedrängt und bestohlen wurden, wurde schnell bekannt, weil die
Polizei einschritt und dazu eine Pressemitteilung am Sonntag herausgab. Ein
16 Jahre altes Opfer vom Freitagabend meldete sich erst am Samstag über
seine Mutter bei der Polizei.
In beiden Fällen hatten Männer von außen eingegriffen und die Frauen
befreit. Der 27-jähriger Mann filmte und griff ein, obwohl ihn die Täter
aggressiv verscheuchen wollten. Der Film soll ausgewertet werden. Über den
Freitagabend sagte ein Polizeisprecher: „Ein Zeuge hat sich eingemischt und
ist sehr resolut dazwischen gegangen und hat gesagt: „Ich rufe die Polizei“
und so die Situation gerettet.“
## Ermittlungsgruppe „Antänzer“
Andere Frauen wandten sich an den nächsten Abenden direkt an Polizisten.
Zwei Frauen gaben Anzeigen erst am Ende des Wochenendes über das Internet
ab, offenkundig nach entsprechenden Berichten in den Medien.
Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) verurteilte die sexuellen
Übergriffe: „Dieses erniedrigende und frauenverachtende Vorgehen ist ebenso
abstoßend wie kriminell.“ Er forderte weitere mögliche Opfer dringend auf,
sich bei der Polizei zu melden.
Henkel erklärte, das Phänomen der sogenannten Antänzer habe in Deutschland
deutlich zugenommen. „Die Berliner Polizei nimmt dieses Problem sehr ernst
und hat bereits am 1. April 2016 eine sechsköpfige Ermittlungsgruppe
„Antänzer“ gegründet.“
Unterscheiden muss man nach Einschätzung der Polizei zwischen dem reinen
„Antanztrick“ von organisierten Taschendieben, mit dem Opfer abgelenkt und
bestohlen werden sollen und der Belästigung, Bedrängung und Erniedrigung
von Frauen durch größere Männergruppen, bei der es vorrangig nicht um
Diebstahl geht – auch wenn nebenbei gestohlen wird. Allerdings gebe es
Überschneidungen und Vermischungen zwischen den Tätergruppen, hieß es. Die
neue Ermittlungsgruppe „Antänzer“ gehe gegen das gesamte Phänomen vor.
17 May 2016
## TAGS
Karneval der Kulturen
Sexuelle Gewalt
Polizei Berlin
Zug der Liebe
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