# taz.de -- Migration zwischen Kuba und USA: Havanna – Georgetown, nur Hinflug | |
> Seit Ecuador eine Visumpflicht eingeführt hat, fliehen viele über Guyana. | |
> Sie wollen in die USA, solange Kubaner dort privilegiert werden. | |
Bild: 10. Mai: Nach wochenlangem Warten werden Kubaner_innen aus Panama nach Me… | |
HAVANNA taz | Für Copa Airlines laufen die Geschäfte in Havanna | |
ausgesprochen gut. Vor dem Büro im Centro de Negocios in der Fünften | |
Avenida im mondänen Botschaftsviertel Miramar bilden sich immer mal | |
Schlangen. „Erst kauften viele ausreisewillige Kubaner bei Copa ihre | |
Tickets nach Quito, jetzt macht die Airline gute Geschäfte mit der Route | |
nach Georgetown“, erklärt Iván García. Den Kuba-Korrespondenten des in | |
Miami erscheinenden Diario las Américas interessieren die Routen, die die | |
Kubaner nehmen, um in die USA zu kommen, von Berufs wegen. | |
Rund 40.000 Kubaner sind im letzten Jahr auf dem Landweg in die USA | |
eingereist – die meisten über Mexiko. Weitere 20.000 verließen die Insel | |
direkt in die USA– sie hatten eines der Visa erhalten, die jedes Jahr von | |
den USA im Rahmen des Migrationsabkommen zwischen beiden Ländern | |
ausgestellt werden. „La Lotería“ wird das Verfahren in Kuba genannt, und | |
wer es so nicht schafft, nimmt derzeit den Umweg über Guyana. | |
Das kleine Land ist zur wichtigsten Route geworden, seit die | |
ecuadorianischen Behörden Anfang Dezember 2015 den Weg über Quito durch die | |
Visapflicht für Kubaner dicht machten: „Ausreisewillige wissen genau, | |
welche Länder kein Visum für Kubaner verlangen. Auch Russland gehört dazu, | |
und so gibt es auch Kubaner, die über die Beringstraße versuchen in die USA | |
zu kommen“, so Iván García. | |
Der Grund für den Run gen USA ist die Annäherung zwischen den beiden | |
Staaten. Viele glauben, es sei nur eine Frage der Zeit, wann Washington den | |
seit 1966 geltenden „Cuban Adjustment Act“ streiche. Das Gesetz billigt | |
Kubaner_innen ein Bleiberecht zu, wenn sie auf dem Landweg die USA | |
erreichen. Nach einem Jahr erhalten sie unbefristetes Aufenthaltsrecht. | |
Damit sind sie Migranten erster Klasse in den USA, und angesichts fehlender | |
ökonomischer Perspektiven auf der Insel sind es vor allem die jungen | |
Besserqualifizierten, die gehen. | |
„77 Prozent der Kubaner, die 2015 in die USA einreisten, waren unter 35 | |
Jahre alt“, sagt Iván García. Im Dezember 2015 war er für seine Zeitung in | |
Costa Rica, um über die rund 8.000 Kubaner zu berichten, die damals an der | |
nicaraguanischen Grenze auf ihre Weiterreise warteten. | |
Bis Anfang Mai staute sich der Treck der Kubaner, die über Guyana, | |
Brasilien oder Venezuela, Kolumbien und Panama weiter durch Mittelamerika | |
und Mexiko in die USA gelangen wollten, in Panama. Rund 4.000 Menschen | |
warteten bis zum 10. Mai an der Grenze zu Costa Rica, am Grenzübergang Paso | |
Canoas, auf ihre Weiterreise nach Costa Rica. Die Situation war angespannt, | |
nachdem bereits Mitte April 1.000 Kubaner die Grenzanlage durchbrochen | |
hatten und von der costa-ricanischen Grenzpolizei zurückgedrängt wurden. Am | |
10. Mai entschied die Regierung in Panama dann, die 4.000 Kubaner nach | |
Mexiko auszufliegen. | |
## Einige kehren nach Kuba zurück | |
Noch immer sind die USA für viele Kubaner die Hoffnung „auf eine bessere | |
Zukunft“. „Aber das Leben in den USA ist mir deutlich zu stressig. Alles | |
muss schnell gehen, und wir haben keine Chance, unsere Ausbildung zu | |
nutzen,“ kritisiert Armando Aguilar. | |
Der Jurist hat acht Jahre in Miami als Autoverkäufer gearbeitet. Vor sechs | |
Monaten ist er in seine Heimatstadt Santa Clara in Kuba zurückgekehrt. Nun | |
vermietet er gemeinsam mit seiner Frau zwei Zimmer seines schmucken Hauses | |
an Touristen und ist einer der neuen Selbstständigen in Kuba. | |
Die Zahl der Rückkehrer, die wie Armando Aguilar mit etwas Kapital ihren | |
Neuanfang in Kuba starten, ist beachtlich. Doch die Zahl derjenigen, die | |
gehen, ist deutlich größer, sagt der kubanische Ökonom Juan Triana von der | |
Universität Havanna auf einer Diskussionsveranstaltung. | |
Das bestätigen auch die Zahlen der Migrationsbehörden in Quito. Demnach | |
sind zwischen 2012 und 2016 rund 125.000 Kubaner eingereist. Das Gros von | |
ihnen mit dem Ziel USA. Auf ähnliche Zahlen kann sich nun Guyana | |
einstellen. | |
27 May 2016 | |
## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
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