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# taz.de -- Die Wahrheit: Drei Kreuze für drei Fragezeichen
> Was stört einen bloß an diesen ach so pädagogischen Helden aus
> Kinderbüchern? Es muss eine Allergie gegen solche Arten von Ideologie
> sein.
Bild: Wäre er ein Tier, dann eines, das fliegen kann: Jens Wawrzceck
Es gibt Fremdwörter, die ich alle paar Monate neu nachschlagen muss, weil
ich ihre Bedeutung immer wieder vergesse. Mit diesen Begriffen ist es wie
mit den Grundlagen der Quantenphysik oder meiner Steuererklärung. Wenn’s
mir jemand gerade erklärt hat, erscheint alles ganz logisch und leicht –
bevor es nach spätestens fünf Minuten wieder in den unerklärlichen Nebeln
meiner Verständnislosigkeit verschwunden ist.
Und so musste ich auch noch einmal neu nachschlagen, was genau ich
eigentlich für „Die drei Fragezeichen“ empfinde. Ist es Abneigung,
Antipathie, Abscheu? Eine aggressive Form der Allergie? Tatsächlich handelt
es sich um eine Idiosynkrasie, wie mich der Duden belehrt.
Idiosynkrasie ist eine „Eigentümlichkeit“ und als solche eine Abweichung
von der Norm. Normale Menschen meines Alters haben neuerdings Bob Dylan,
Udo Lindenberg und andere irgendwie coole Vaterfiguren zu lieben – und seit
jeher adoleszente Schnüffler zu verehren, weil sie mit ihnen „aufgewachsen“
sind. Eine Entwöhnung, wie bei Schnullern üblich, findet offenbar nicht
statt. Mit beruhigender Redundanz begleiten die Geschichten ihre Hörer
manchmal über Jahrzehnte.
Sie entfalten eine ähnlich anästhesierende Wirkung wie der sonntägliche
„Tatort“, der auch gern abweichendes Verhalten abstraft und den
erzbürgerlichen Status quo wiederherstellt. Ihre Fans hören „Die drei
Fragezeichen“ nicht zufällig „zum Einschlafen“, denn sie sehnen sich nach
dem Schlaf der Gerechten – und wer tut das nicht?
In medizinischer Hinsicht ist die Idiosynkrasie eine „Überempfindlichkeit
gegen bestimmte Stoffe“. In psychologischer Auslegung habe ich einen
„besonders starken Widerwillen gegenüber bestimmten Menschen“. Daher also
der Würgereflex, mit dem ich auf Namen wie Justus Jonas, Peter Shaw oder
Bob Andrews reagiere. Das gilt aber auch für Tarzan, Karl, Klößchen und
Gaby (TKKG) oder die „fünf Freunde“ Georgina, Julian, Richard, Anne und
Timotheus, der „überdurchschnittlich intelligente Mischlingshund“. Die
können mich alle mal am Arsch lecken.
Es ergeben diese austauschbaren Cliquen aus stereotypen Charakteren mit
„liebenswerten Schwächen“ wie Fettsucht (Klößchen) oder erfolgter
Emanzipation (Georgina) in ihrer komplementären Teamfähigkeit am Ende einen
einzigen Superheldenkörper, dem kein Verbrecher gewachsen ist. Immer stehen
die kleinen Streber auf der richtigen Seite, haben den richtigen „Riecher“
oder wenigstens das richtige Equipment.
Ganz egal, was wohl aus diesen Typen würde, könnten sie eines Tages
erwachsen werden – mit ihnen wäre sicherlich ein Staat zu machen oder ein
erfolgreiches Start-up aufzuziehen. Als Charaktere mit untrüglichem Gespür
für Verlierer arbeiten sie den Behörden und herrschenden Verhältnissen in
die Hände, ohne jemals selbst auf die Nase zu fallen oder ihr Verhalten in
Frage zu stellen. Das ist Ideologie bei der Arbeit. Und dagegen habe ich
offenbar eine … Dingens. Mit drei Ausrufezeichen.
27 May 2016
## AUTOREN
Arno Frank
## TAGS
Helden
Alfred Hitchcock
„Islamischer Staat“ (IS)
Wasser
Essen
Paris
Wiesbaden
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