# taz.de -- Atomkraft in Afrika: Wettlauf der AKW-Bauer | |
> Um den rasant steigenden Energiebedarf zu decken, ist jedes Mittel recht: | |
> Aktuell baut China Atomkraftwerke in Kenia und nun auch im Sudan. | |
Bild: Bei Freunden darf man auch mal seinen Müll entsorgen. China trifft Süds… | |
BERLIN taz | Die Nachricht vom Montag, dass China ein Atomkraftwerk im | |
Sudan bauen will, lenkt den Blick auf einen der heikelsten Aspekte der | |
sinoafrikanischen Zusammenarbeit: den Export von Nukleartechnologie, um | |
Afrikas rasch steigenden Strombedarf klimaneutral zu decken. | |
Sudan will sein erstes AKW im Jahr 2027 in Betrieb nehmen, nach sechs bis | |
sieben Jahren Bauzeit. Ein Rahmenabkommen dafür unterzeichneten | |
Regierungsvertreter beider Länder am Montag in Sudans Hauptstadt Khartum | |
zum Abschluss des ersten Treffens der chinesisch-sudanesischen | |
Energiekommission. | |
Details wurden nicht bekannt, aber nach offiziellen sudanesischen Angaben | |
gegenüber der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) sind zwei | |
Hochdruckreaktoren mit einer Kapazität von je 600 Megawatt geplant. Derzeit | |
verfügt Sudan eigenen Angaben zufolge über eine installierte Stromkapazität | |
von 3.025 Megawatt, die Hälfte davon aus der Wasserkraft; der Bedarf steigt | |
jährlich um 14 Prozent und nur 35 Prozent der Bevölkerung haben Strom. | |
Neun mögliche AKW-Standorte im Sudan wurden im Jahr 2013 identifiziert. 70 | |
sudanesische Ingenieure wurden bereits in China in Atomtechnologie | |
ausgebildet. | |
## China entsorgt heimlich Atommüll im Sudan | |
China ist der wichtigste Handelspartner Sudans und ein unerschütterlicher | |
Verbündeter des vom Internationalen Strafgerichtshof mit Haftbefehl wegen | |
Völkermordes gesuchten Präsidenten Omar Hassan al-Bashir. China hat Sudans | |
Ölindustrie mit aufgebaut, und auch Sudans bisher größtes Kraftwerk am | |
ökologisch hoch umstrittenen Merowe-Staudamm am Nil wurde vor allem von | |
chinesischen Firmen gebaut. | |
Beim Bau des Merowe-Damms soll auch chinesischer Atommüll heimlich entsorgt | |
worden sein. Der Leiter der sudanesischen Atomenergiebehörde bestätigte im | |
November 2015 gegenüber dem Parlament, dass zwischen 2004 und 2009 60 | |
Fässer Atommüll aus China in den Sudan gebracht und in der Wüste nahe | |
Merowe vergraben worden seien. Zuvor hatten lokale Politiker und | |
Goldschürfer über eine starke Zunahme von Krebs- und Hauterkrankungen | |
berichtet. In einigen Berichten ist von bis zu 500 Atommüllfässern an | |
verschiedenen Orten im Norden des Sudan die Rede. | |
Der Sudan-Rahmenvertrag markiert einen Punktsieg Chinas gegenüber Russland | |
im nuklearen Wettlauf um Afrika. Nigeria vereinbarte im April 2015 mit | |
Russland den Bau von vier Atomkraftwerken; über die Finanzierung wird noch | |
verhandelt. Im November gab auch Ägypten Moskau den Zuschlag; vergangene | |
Woche verkündete Russland einen 25-Milliarden-Dollar-Kredit an Kairo für | |
den Bau und den Betrieb des geplanten AKWs. | |
China konnte dagegen bisher nur einen Vertrag mit Kenia verbuchen. Der | |
lukrativste Markt ist Südafrika, das Ende letzten Jahres den Bau von AKWs | |
mit einer Kapazität von 9.600 Megawatt bis zum Jahr 2030 beschloss. Es hat | |
sich noch nicht zwischen den beiden Anbietern entschieden. | |
26 May 2016 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Afrika | |
China | |
Sudan | |
Kenia | |
Russland | |
Atomkraftwerk | |
China | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Schwimmendes AKW in Russland: Strahlende Hoffnung im Nirgendwo | |
Russland will seine nördlichste Stadt mit schwimmender Atomkraft versorgen. | |
Im Katastrophenfall wäre das AKW für schnelle Hilfe unerreichbar. | |
AKW-Bau in Entwicklungsländern: Atombehörde sagt Unterstützung zu | |
Laut Internationaler Atomenergiebehörde (IAEA) planen rund 30 Staaten den | |
Bau neuer AKWs – darunter sind die Emirate, Nigeria und Bangladesch. | |
Wiederaufarbeitungsanlage in China: Protest gegen atomfreundliche Politik | |
Tausende Chinesen demonstrieren in Lianyungang gegen den geplanten Bau | |
einer Wiederaufarbeitungsanlage. Es soll zu Polizeigewalt gekommen sein. | |
Atomkraft fünf Jahre nach Fukushima: Strahlen nach Zahlen | |
Die Katastrophe von Fukushima hat die Welt der Atomkraft verändert. Die | |
Konkurrenz ist billiger, Unternehmen stehen vor der Pleite. | |
Kenia will Nuklearenergie einführen: Atomkraft für Afrika | |
Afrikanische Staaten träumen vom Einstieg in die Kernkraft. Verantwortlich | |
dafür ist die Atomenergieorganisation IAEO, die die nukleare Werbetrommel | |
rührt. | |
Atomkraft in Asien: Der Preis des Fortschritts | |
Weltweit sehen viele Staaten keinen Grund, den Ausbau der Atomenergie zu | |
stoppen - allen voran China und Indien. Schwere Unfälle nehmen sie in Kauf. |