# taz.de -- Neue Intendantin der Ruhrtriennale: Glückhafte Ankunft | |
> Stefanie Carp wird Intendantin des Theater- und Musik-Festivals | |
> Ruhrtriennale. Der Regisseur Christoph Marthaler begleitet sie. | |
Bild: Stefanie Carp und Christoph Marthaler während der Vorstellung der künft… | |
Maschinenhallen und Zechen, Kokereien und Kraftwerke, Architekturen und | |
Landschaften einer schon lange nicht mehr blühenden Industrie: Das ist der | |
Schauplatz der Ruhrtriennale, eines Theater- und Musik-Festivals jedes Jahr | |
im Spätsommer. Ab 2018 wird sie erstmals von einer Frau geleitet, Stefanie | |
Carp. | |
Die hat als langjährige Dramaturgin des Theaterentschleunigers Christoph | |
Marthaler viele Produktionen betreut, die Räume des Vergangenen neu gelesen | |
und gerade im Abgenutzten einen Reichtum von Geschichten gefunden haben. | |
Der Schweizer Musiktheatermacher wird denn auch dort als Chef-Regisseur zu | |
ihrem Team gehören. | |
Stefanie Carp freute sich bei ihrer Vorstellung durch die | |
NRW-Kulturministerin Christina Kampmann in der Jahrhunderthalle in Bochum | |
über die Herausforderung der Orte: „Das Schöne an der Ruhrtriennale ist, | |
dass dieses Festival das Konventionelle nicht verträgt. Es verlangt das | |
Experiment im großen Format.“ Und das trauen ihr viele Theaterleute zu. | |
Johan Simons, der bis 2017 das Fesitval leitet, freute sich über die Wahl: | |
„Beide werden die Geschichte der Ruhrtriennale als Festival der Erneuerung | |
fortschreiben.“ | |
Vor einem Jahr im Sommer schrieb Stefanie Carp aus ihren Ferien in | |
Griechenland ein Tagebuch für die sonntaz, über die Stimmung in Athen, in | |
Dörfern, bei Theatermachern und Freunden. Sie sammelte Kommentare zur | |
deutschen und europäischen Politik, redete mit Hoteliers und Kellnerinnen | |
und schaute Fernsehen. | |
## Wer wir gerade sind | |
Und sie beschrieb in diesem liebevollen Protokoll des Standhaltens im | |
Grunde etwas, das sie, bei ihren vielen Reisen als Theaterscout, zuletzt | |
als Intendantin der Wiener Festwochen (2008 – 2013) nach Südafrika, | |
Teheran, Japan und Brasilien, eigentlich auch im Theater sucht: „Es erzählt | |
immer, wer wir Menschen gerade sind.“ Darin sitzt in ihren Augen auch sein | |
kritisches Potenzial. | |
In Hamburg 1956 geboren, gehörte Carp Ende der 70er Jahre zur linken | |
Hausbesetzerszene, noch als Schülerin, und studierte neben Literatur- und | |
Theaterwissenschaft auch Neugriechische Philologie. Sie hat als Dramaturgin | |
in Hamburg, Basel, Zürich und Berlin gearbeitet und kennt sich mit einer | |
omnipräsenten bürgerlichen Elite ebenso aus wie mit Konkurrenzsituationen | |
unter Kulturschaffenden. | |
2015 wurde sie, nicht zum ersten Mal, als Dramaturgin des Jahres | |
ausgezeichnet für „Die Schutzbefohlenen“ von der Autorin Elfriede Jelinek | |
und dem Regisseur Nicolas Stemann. Mehr Gegenwart als in diesem Oratorium | |
um den Umgang mit Geflüchteten in Europa heute geht im Theater wohl kaum. | |
19 May 2016 | |
## AUTOREN | |
Katrin Bettina Müller | |
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