# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Die Reform ist nur ein Label | |
> Wie? Doch keine Reformer mehr beim Weltverband? Naja, es ging sowieso nur | |
> darum, das mafiöse Image der Fifa aufzuhübschen. | |
Bild: Hätte gerne mehr Geld: Fifa-Chef Infantino | |
Oh my God! Rückschlag bei der Fifa-Reform! Solche Meldungen hätten einem | |
doch beinahe das Pfingstwochenende verhagelt. Wo doch der angeschlagene | |
Weltverband, dem seine Funktionäre reihenweise verhaftet werden, gerade | |
dabei ist, alles anders, alles besser, alles richtig zu machen. | |
Kern der großspurig mit Begriffen wie Transparenz und Compliance verkauften | |
Reform waren die Regeln von Good Governance. Nun aber hat der Fifa-Kongress | |
in Mexiko beschlossen, dass künftig Fifa-Council und Fifa-Präsident | |
bestimmen dürfen, wer künftig Fifa-Council und Fifa-Präsident kontrolliert. | |
Entsprechend trat der Schweizer Domenico Scala, bislang Compliance-Chef der | |
Fifa, mit dem zu diesem Verband gehörenden Getöse von seinem Amt zurück. | |
Gibt es jetzt keine Reformer mehr in der Fifa? Doch bzw. nein bzw. egal. | |
Alles nämlich, was bislang unter dem Label „Fifa-Reform“ verkauft wurde, | |
war nur unter dem Druck von außen zustande gekommen, namentlich die auf die | |
US-Justiz zurückgehende Androhung von Haftstrafen; auch die Sponsoren, die | |
zum Erfolg der Ware namens „Fifa World Cup TM“ beitragen, drängten, dass | |
das mafiöse Image des Verbands endlich aufgehübscht wird. | |
Allen Beteiligten ist dabei klar, dass der ganze Kram, der als | |
„Fifa-Reform“ verkauft wird, auf gar keinen Fall die Effizienz der Fifa als | |
Monopolist in Sachen Weltfußball beschädigen darf. Vor diesem Hintergrund | |
sind auch die jüngsten Schritte des jungen Fifa-Präsidenten Gianni | |
Infantino zu verstehen: Zum einen ließ er durchblicken, dass er das für ihn | |
vorgesehene Jahressalär von 2 Millionen Dollar für zu niedrig erachtet. Zum | |
anderen kann Infantino eine neue Fifa-Generalsekretärin präsentieren: Mit | |
Fatma Samoura soll eine Diplomatin aus dem Senegal künftig die Geschäfte | |
der Firma führen. | |
Beide Aktionen passen durchaus zur sehr Fifa-eigenen Lesart ihres | |
grandiosen Reformprozesses: Dass als exekutive Kraft künftig eine Frau aus | |
Afrika, die nicht aus irgendwelchen korrupten Verbandsstrukturen zur Fifa | |
gestoßen ist, agiert, unterstreicht ebenso den Anspruch, als global | |
agierender Konzern respektiert zu werden, wie die bescheidene Bitte des | |
Herrn Präsidenten, ähnlich bezahlt zu werden wie andere Konzernchefs. | |
Es stellt sich die Frage, was man will: entweder eine nicht mehr Angriffen | |
ausgesetzte Fifa, die geräuschlos den Weltfußball in Wert setzt, wie man ja | |
in solchen Kreisen zu formulieren pflegt? Oder die Demokratisierung des | |
größten und für viele: schönsten Kulturspektakels, das die moderne Welt | |
kennt? Wenn Letzteres, braucht es dazu eigentlich eine Fifa-Compliance? | |
16 May 2016 | |
## AUTOREN | |
Martin Krauss | |
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