# taz.de -- Kommentar Anschlag in Israel: Der Terror wird unberechenbarer | |
> Ist der jüngste Anschlag in Jerusalem der Anfang einer Serie? Solange | |
> Abbas im Amt bleibt, stehen die Chancen gut, dass Bomben die Ausnahme | |
> bleiben. | |
Bild: Brennende Busse gehören in die Zeit von Palästinenserführer Jassir Ara… | |
Jerusalem taz | Eben schien es noch, dass die Welle der Messerattentate, | |
die seit September den israelischen Alltag überschattet, abflaut, da brennt | |
ein Bus in Jerusalem. Über Stunden blieb am Montag unklar, ob der Bus durch | |
einen Sprengsatz explodierte oder aufgrund eines technischen Defekts. | |
Ein so schweres Bombenattentat hat es schon viele Jahre nicht mehr gegeben. | |
Brennende Busse, Explosionen in Einkaufszentren oder Restaurants gehören in | |
die Zeit von Palästinenserführer Jassir Arafat. Der Auftrag seines | |
Nachfolgers Mahmud Abbas an den palästinensischen Geheimdienst und die | |
Polizei lautet nach wie vor, dort, wo sie die Kontrolle haben, die | |
Terroristen zu jagen. | |
Die große Angst ist nun, dass der jüngste Bombenanschlag nur der erste in | |
einer neuen Serie ist und in Stücke gerissene Linienbusse bald wieder zum | |
Stadtbild gehören könnten. Solange Abbas im Amt bleibt und die Hoffnung auf | |
den Frieden nicht aufgibt, stehen die Chancen gut, dass Bomben vorläufig | |
die Ausnahme bleiben. Eine Schere oder ein Küchenmesser hat jeder bei sich | |
zu Hause – nahezu unmöglich, solche Attacken zu verhindern. Doch für einen | |
Sprengstoffanschlag durch einen Selbstmordattentäter braucht es Knowhow, | |
Organisation und Hintermänner. | |
Der Terror in Israel wird so oder so immer unberechenbarer. Es gibt kein | |
Täterprofil mehr, das dem Sicherheitsapparat bei seiner Arbeit von Nutzen | |
wäre, und auch die Statistiken sind keine Hilfe. Die palästinensischen | |
Angreifer der vergangenen Monate sind mal zwölf, mal über 50 Jahre alt | |
gewesen, mal waren es Männer, mal Frauen, mal erfolgte der Angriff mit dem | |
Messer, mal mit einem Auto und dann wieder mit einer Schusswaffe – und | |
jetzt auch mit improvisierten Sprengstoffladungen aus dem heimischen | |
Chemielabor. Überall in Israel ist das die neue Realität. Vier Wochen Ruhe | |
sind keineswegs eine Garantie dafür, dass auch in der fünften Woche kein | |
Blut fließen wird. | |
In diesen Tagen tourt der über 80-jährige Palästinenserpräsident durch | |
Europa, um sich Rückendeckung zu holen für eine UN-Resolution gegen den | |
Siedlungsbau, aber auch für eine internationale Friedenskonferenz. Er | |
braucht Unterstützung, denn der politische Druck muss auch von außen | |
kommen. | |
Innerhalb eines Jahres will Abbas die Zwei-Staaten-Lösung erreicht haben. | |
Noch wäre das möglich. Die ausgestreckte Hand des Palästinenserpräsidenten | |
verdient es, ergriffen zu werden – nicht nur von Europa und den USA, | |
sondern auch jenen arabischen Staaten, die eine Lösung für den | |
Nahostkonflikt unterstützen. Je breiter die internationale Friedensfront | |
angelegt ist, desto besser stehen die Chancen auf Erfolg. | |
19 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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