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# taz.de -- Vor der Abstimmung über den Brexit: Nur die Alten sind gegen die EU
> In Wales findet sich wenig Begeisterung für das EU-Referendum. Landwirte
> und StudentInnen plädieren für einen Verbleib.
Bild: Eher ländliche Wahlwerbung der Liberaldemokraten für die Kandidatin Eli…
Aberystwth taz | Die walisische Hafen- und Marktstadt am St.-Georgs-Kanal
hat eine reichhaltige Geschichte, darunter den blutigen Konflikt zwischen
Engländern und Walisern. Rund 13.000 Menschen leben hier im Bezirk
Ceredigion in idyllischer Umgebung. Dazu kommen jedes Jahr zusätzlich etwa
10.000 Studenten der Universität Aberystwyth. Laut einer
Versicherungsgesellschaft ist es die sicherste Stadt Großbritanniens. Die
Gesamtzahl gestohlener Fahrräder betrug 2015 genau zwölf.
Das Interesse an den Regionalwahlen zum walisischen Senat, dem Senedd, am
5. Mai oder dem EU-Referendum am 23. Juni ist derzeit gering. Die meisten
Befragten sind unentschlossen. Bei den letzten Wahlen zum Senedd lag die
Beteiligung bei 51 Prozent.
Der walisische Senedd hat relativ viele Rechte, ab 2020 soll er sogar über
eigene Steuern befinden können. Seit den ersten Wahlen zum neu geschaffenen
Parlament im Jahre 1999 siegte im Bezirk Ceredigion stets die
Nationalpartei Plaid Cymru mit über 40 Prozent der Stimmen. Im Rest von
Wales dominiert jedoch Labour. Dennoch prangen in der Stadt viele
orangefarbene Plakate, mit denen die Liberaldemokraten Plaids Vormacht in
Aberystwyth brechen wollen.
Manche stehen den walisischen Wahlen skeptisch gegenüber, ja hinterfragen
sogar den Sinn der Institution selber. „Der Senedd baute bisher nur teure
Gebäude und die Politik bezieht sich hauptsächlich auf die Region um
Cardiff“, sagt die Floristin Sally Walker, 42. „Was nützt uns ein neuer
Flughafen in Cardiff, wenn wir von hier da nicht gut hinkommen?“ Sie
fordert stattdessen bessere Verkehrsverbindungen innerhalb von Wales.
## „Seit Millionen Jahren durch Wasser getrennt“
Von den KandidatInnen aller Parteien hat sie bisher niemanden gesehen,
obwohl ihr Blumenladen mitten in der Stadt liegt. Sie bevorzugt Labour,
sagt sie. Eine klare Haltung hat sie jedoch zum EU-Referendum. „Ich will,
dass wir in der EU bleiben, schon allein wegen der Blumen, die kommen aus
allen Ländern!“
Auch StudentInnen wie Courtney Melville, 19, oder IT-Student Sean Gemmel,
21, wollen in der EU bleiben. Die Leitung der Universität bezog Stellung
gegen einen Austritt. Sie bangt um ihre Zuschüsse aus Brüssel. Unter den
vielen Landwirten der Gegend sprechen sich ebenfalls viele für den
EU-Verbleib aus, denn ohne die Agrarzuschüsse der EU ginge es nicht.
Schafzüchter Rheinallt Richards, 56, erklärt, dass viele seiner Schafe nach
Frankreich und Spanien exportiert würden.
Der gleichaltrige Züchter Garry Dean ist völlig anderer Meinung. Als Grund
nennt er vier seiner Schafe. „Sie gehören einer sehr raren Schafrasse an.
Die EU tat und tut nichts für ihren Erhalt!“ Er glaubt, dass ein
unabhängiges Großbritannien sich für sie einsetzten würde.
Doch er ist einer von wenigen hier, die sich gegen die EU aussprechen,
meist sind es Männer über 65. Sie beschweren sich über die Kontrolle aus
Europa und über Immigranten. „Ich will kein Europäer sein, wir sind seit
Millionen Jahren durch Wasser getrennt“, meint Rentner Karl Smith, 66. Und
die Europäische Union, der Großbritannien 1973 beigetreten sei, sei ja eine
ganz andere gewesen.
17 Apr 2016
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn
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