# taz.de -- Machtkampf in der Berliner SPD: Einer lacht nicht mehr | |
> Showdown beim kommenden Parteitag? Michael Müller kündigt an, Jan Stöß | |
> den Landesvorsitz wegschnappen zu wollen. | |
Bild: Der in der Mitte will den am linken Rand aus dem Bild drängen. | |
„Füreinander“. So heißt die Tour, die der Regierende Bürgermeister Micha… | |
Müller (SPD) gerade in den Bezirken absolviert. Vielleicht wäre | |
„gegeneinander“ auch ein passendes Motto gewesen. Am Mittwoch wurde | |
bekannt, dass Michael Müller beim Parteitag am 30. April dem bisherigen | |
Landeschef Jan Stöß den Posten wegschnappen möchte. Stöß selbst hatte | |
Müller im Juni 2012 entmachtet. | |
Michael Müller selbst meldete sich am Mittwochnachmittag zu Wort. „Ich | |
glaube, dass es jetzt richtig ist, die Führungsfrage eindeutig zu klären“, | |
sagte der Regierende am Rande eines Treffens der ostdeutschen | |
Regierungschefs im vorpommerschen Stolpe. Es sei ein übliches Modell, dass | |
der Ministerpräsident auch der Landesparteivorsitzende ist. | |
Eine Kampfansage also. Ob es vor den Augen der 230 Delegierten am 30. April | |
allerdings zu einem Showdown kommen wird, ist fraglich. Wie aus der | |
SPD-Parteizentrale zu hören war, ist es eher wahrscheinlich, dass Stöß auf | |
eine Kandidatur verzichtet – eine Kampfabstimmung blieb den Delegierten | |
damit erspart. Schließlich solle der Regierende Bürgermeister viereinhalb | |
Monate vor der Abgeordnetenhauswahl am 18. September nicht demontiert | |
werden, hieß es. Ob der neue und alte Landeschef aber der Wunschkandidat | |
der Basis sei, sei offen. Müller selbst sagte zur Frage einer | |
Kampfkandidatur: „Der Vorsitzende muss nun sehen, wie er damit umgeht.“ | |
SPD-Fraktionschef Raed Saleh schlug sich indes eilig auf die Seite des | |
Senatschefs. „Die Fraktion unterstützt Michael Müller bei seiner | |
Kandidatur, und das weiß er auch.“ Ähnlich äußerte sich der | |
Kreisvorsitzende von Friedrichshain-Kreuzberg, Harald Georgii: „Ich begrüße | |
es, dass Michael Müller bereit ist, die Berliner SPD zu führen.“ | |
Friedrichshain-Kreuzberg war einst die Basis des zum linken Parteiflügel | |
gehörenden Stöß. | |
Sonst wollte sich bei den Sozialdemokraten niemand zum Machtkampf zwischen | |
Müller und Stöß äußern. Der hatte begonnen, als der Kreisverband | |
Lichtenberg am Montagabend Bausenator Andreas Geisel zum Vizeparteichef | |
nominiert hatte. Dass Geisel in den Landesvorstand möchte, ist länger | |
bekannt. Bislang war aber keiner der vier stellvertretenden Landeschefs | |
bereit, seinen Posten für den Müller-Vertrauten zu räumen. Ein Affront sei | |
das, hieß es am Mittwoch aus dem Müller-Lager. Die offizielle Nominierung | |
in Lichtenberg war die Antwort darauf. | |
Dass in die Landeszentrale der SPD in der Müllerstraße nun auch ein | |
Landesvorsitzender mit Namen Müller einziehen will, hat auch ganz | |
praktische Gründe. Den Wahlkampf nämlich organisiert nicht der Regierende | |
Bürgermeister, verantwortlich ist vielmehr der SPD-Landesverband. Im | |
Müller-Lager fürchtete man deshalb, zu wenig Einfluss auf Wahlkampfinhalte | |
und -ressourcen haben zu können. | |
Gleiches gilt für die Wochen nach der Wahl. Immer wieder hat Parteichef | |
Stöß klargemacht, dass Koalitionsverhandlungen in erster Linie Sache der | |
Partei und nicht des Regierenden Bürgermeisters seien. | |
Am Donnerstag will sich Müller auch öffentlich zu seinem Vorgehen äußern. | |
Auch Jan Stöß hat sich eine Bedenkzeit auserbeten: „Ich bitte um | |
Verständnis dafür, dass ich mich über den weiteren Weg mit Familie und | |
Freunden beraten möchte und erst morgen eine Erklärung dazu abgeben werde“, | |
sagte Stöß am Mittwoch. | |
13 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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Frank Henkel | |
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