| # taz.de -- 1. Mai in Berlin: Alles neu macht der Mai | |
| > Die Polizei hofft auf ein erfolgloseres Myfest, die Myfest-Crew lädt die | |
| > 18-Uhr-Demo ein – nur deren Veranstalter bleiben mit ihrer Polizeikritik | |
| > verlässlich | |
| Bild: Bis 45.000 BesucherInnen gleichzeitig drängelten sich letztes Jahr auf d… | |
| „Die ich rief, die Gäste, werd ich nun nicht los“, könnte frei nach Goethe | |
| die Überschrift der diesjährigen Diskussion um das Kreuzberger Myfest | |
| lauten. Denn die Polizei steckt in einem Dilemma: Während die riesige | |
| Straßenparty einerseits erfolgreich dazu beigetragen hat, dass Krawalle an | |
| diesem Tag kaum eine Rolle mehr spielen, ist sie andererseits gerade durch | |
| ihre Beliebtheit selbst zu einem Sicherheitsrisiko geworden. Mehr als | |
| 45.000 BesucherInnen drängelten sich im letzten Jahr zeitweise gleichzeitig | |
| durch die Straßen, insgesamt sollen rund 100.000 Menschen das Fest besucht | |
| haben. | |
| In diesem Jahr soll das anders werden: Am Montag gab Polizeipräsident Klaus | |
| im Innenausschuss bekannt, die Polizei hoffe auf weniger BesucherInnen, die | |
| Veranstalter hätten in diesem Jahr nur rund 35.000 Menschen angemeldet. Wie | |
| genau der zu erwartende Andrang weiterer Menschen aufgehalten werden soll, | |
| lässt die Polizei offen, allerdings hatte sie schon im letzten Jahr | |
| wichtige Zugänge zeitweise sperren lassen. | |
| Die Infrastruktur des Myfests soll in diesem Jahr ebenfalls deutlich | |
| reduziert werden. So soll es nach Angaben von Soner Ipekcioglu von der | |
| Myfest-Crew aus Sicherheitsgründen nur noch acht statt 18 Bühnen geben, die | |
| Bühnenstandorte auf der Naunyn- und Adalbertstraße sowie dem Oranien- und | |
| Heinrichplatz sind gestrichen worden. Auch die Zahl der Essenstände wird | |
| mit 120 statt 300 in diesem Jahr deutlich reduziert. Die nicht von der | |
| Myfest-Crew, sondern von verschiedenen Jugendvereinen organisierte | |
| „Jugendstraße“, bisher zwischen Adalbertstraße und Mariannenplatz | |
| angesiedelt, soll in diesem Jahr gar nicht mehr auf dem Myfest stattfinden. | |
| Als Ausweichstandort sei das Tempelhofer Feld im Gespräch, so Ipekcioglu. | |
| ## 18-Uhr-Route unklar | |
| Die Route der diesjährigen Revolutionären 1.-Mai-Demo, die traditionell um | |
| 18 Uhr beginnt, steht derweil weiterhin nicht fest. „Wir halten an unserem | |
| Plan fest, vom Oranienplatz aus über die Oranienstraße zu beginnen“, sagt | |
| der Bündnissprecher Lorenz Marold am Montag. Die Anmeldergespräche seien | |
| aber bisher gescheitert. Seit klar ist, das dort auch in diesem Jahr das | |
| Myfest stattfindet, wolle die Polizei die Demonstration aus dem Gebiet | |
| nördlich der Skalitzer Straße heraushalten. | |
| Für Marold ein Skandal: Das Myfest sei ein „vom Staat subventionierter | |
| Ballermann“, dem nicht der Vorrang vor einer politischen Demonstration | |
| gegeben werden dürfe. Die Myfest-Crew, die sich verstärkt dem Vorwurf | |
| ausgesetzt sieht, eine unpolitische Massenparty zu organisieren, hat | |
| hingegen nach eigenen Angaben kein Problem damit, die Demonstration durch | |
| das Fest laufen zu lassen – eine Einschätzung, die wiederum die Polizei | |
| nicht kommentieren will. Von der Oranienstraße soll die Demonstration in | |
| diesem Jahr nach Neukölln und dann zurück nach Kreuzberg zum Endpunkt am | |
| Görlitzer Bahnhof ziehen. | |
| „Momentan erwägen wir, Klage vor dem Verwaltungsgericht einzulegen, um | |
| unsere Route durchzusetzen“, sagt Lorenz Marold. Dieses müsste dann prüfen, | |
| ob beide Veranstaltungen ein gleichberechtigtes Interesse an diesem | |
| Veranstaltungsort haben – in diesem Fall müsste der 18-Uhr-Demonstration | |
| der Vorrang gegeben werden, weil diese zuerst angemeldet hatte. | |
| Das Gericht könnte aber auch der Argumentation der Polizei folgen, nach der | |
| das Interesse der Myfest-Veranstalter höher zu werten ist, weil der | |
| konkrete Ort enger hier mit dem Charakter dieser Veranstaltung verbunden | |
| sei als im Fall der 18-Uhr-Demonstration. | |
| 11 Apr 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Malene Gürgen | |
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