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# taz.de -- Pilotprojekt Gemeinschaftsschule beendet: „Völlige Ignoranz der …
> Die Gemeinschaftsschule ist ein Erfolg – aber die Koalition finanziert
> ihn nicht, kritisiert die bildungspolitische Sprecherin der
> Linksfraktion.
Bild: Die Idee der Gemeinschaftsschule: Alle lernen gemeinsam – und dadurch b…
taz: Frau Kittler, Sie haben jetzt als Opposition mal die Gelegenheit, die
SPD-Bildungssenatorin zu loben: Immerhin hat Frau Scheeres mit den
Gemeinschaftsschulen ein linkes Pilotprojekt vorangetrieben – und das auch
noch erfolgreich, wie jetzt der Abschlussbericht gezeigt hat.
Regina Kittler: Na ja, gut, sagen wir mal, ich lobe Frau Scheeres dafür,
dass sie standhaft gegenüber der CDU war – die weiterhin unter völliger
Ignoranz der Fakten den Erfolg der Gemeinschaftsschulen kleinredet. Weil
das natürlich nicht zu ihrer Lobbyarbeit fürs Gymnasium passt.
Sie meinen damit Ihre CDU-Kollegin Hildegard Bentele, die sagte, man müsse
schauen, wie sich langfristig etwa die Schulabbrecherquoten an den
Gemeinschaftsschulen entwickeln, bevor man laut jubeln kann. Aber hat sie
da nicht auch recht?
Wir haben in Berlin eine Schulabbrecherquote von elf Prozent. An den
Gemeinschaftsschulen liegt sie bei durchschnittlich sieben Prozent. Ich
würde sagen, das ist eine Entwicklung, die jetzt schon durchaus
bemerkenswert ist. Zudem sagt der Bericht ja auch klipp und klar, das
insbesondere in sogenannten Brennpunktgebieten die Schüler an
Gemeinschaftsschulen im Vergleich profitieren. Man muss sich nur die
Empfehlungen der Schüler anschauen, die in der siebten Klasse an die
Gemeinschaftsschulen wechseln: Der Großteil schafft einen höheren Abschluss
als prognostiziert, also das Abitur oder den Mittleren Schulabschluss.
Das ist die zentrale Erkenntnis des Berichts: Es gelingt in den
Gemeinschaftsschulen offenbar besser, Lernerfolge von der sozialen Herkunft
abzukoppeln.
Ja, weil hier zum einen, wie der Bericht zeigt, in diesen Schulen sehr viel
Wert auf individuelle Lernangebote gelegt wird, die nach Leistung
differenzieren. Bei einigen Fächern wirkt sich das offenbar besonders
positiv aus …
Zum Beispiel bei der Rechtschreibleistung, wo Berliner Schüler zuletzt
schlecht abschnitten in Vergleichsarbeiten.
Ja, aber auch in den Naturwissenschaften und Mathematik, da sieht es ja
auch nicht besser aus. Und da gab es für die Gemeinschaftsschulen
erstaunlich positive Ergebnisse im Vergleich mit einer Kontrollgruppe von
Hamburger Schulen. Und zum anderen, das wurde auch klar, als der
Abschlussbericht am Freitag gemeinsam mit den Schulen diskutiert wurde, ist
der Erfolg vor allem ein Ergebnis von Teamarbeit in den Kollegien: Die
Lehrkräfte, Sozialpädagogen und Erzieherinnen reden miteinander – und
investieren da auch Zeit, über das normale Maß hinaus.
Eine solche Arbeitsbelastung klingt aber auch nicht gerade nach einem
Idealzustand. Ist das Ihre Chance, Frau Scheeres doch noch zu kritisieren,
Frau Kittler?
Ich wiederhole an dieser Stelle gerne noch mal: Wir brauchen eine
Arbeitsplatzbeschreibung für Lehrkräfte und Erzieherinnen, die auch die
Vor- und Nachbereitung von Unterricht mit in den Stellenschlüssel
einberechnet. Und es ist auch Unsinn, dass man neuen Gemeinschaftsschulen
nach nur zwei Jahren bereits wieder die zusätzlichen Stunden streicht, die
die Lehrkräfte bekommen, um sich in diese Schulform hineinzufinden. Wir
hatten da übrigens als Opposition auch einen eigenen Topf für die
Gemeinschaftsschulen in den Haushaltsverhandlungen gefordert – das hat die
Koalition aber abgelehnt.
11 Apr 2016
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Gemeinschaftsschule
Pilotprojekt
Abschlussbericht
Sandra Scheeres
Schule
Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
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Grundschule
Berliner Bezirke
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