# taz.de -- Neue Initiative für Flüchtlinge: „Wir wollen mitbestimmen“ | |
> Die „Initiativen für gute Integration“ bekommen Konkurrenz: Der neue | |
> Verein „Hamburg Integriert“ hält die geplanten Bürgerbegehren für den | |
> falschen Weg. | |
Bild: Führt hier jemand die Integration nur pro forma im Munde? Demo „Ja, zu… | |
taz: Frau Rodenbeck, wollen Sie Blankenese wieder in ein besseres Licht | |
rücken, nach dem blockierten Baubeginn für eine Flüchtlingsunterkunft? | |
Helga Rodenbeck: Was am Björnsonweg passiert ist, ist total traurig. Dass | |
erst die einen widerrechtlich handeln und dann die anderen, trägt wirklich | |
nichts zur Sache bei. Aber nein, wir wollten gemeinschaftlich diesen | |
Dachverband gründen, um einen politischen Akzent zu setzen, mehr Gespräche | |
und Kontakte herzustellen. Dadurch wollen wir an einem Strang ziehen. | |
Auch mit den umstrittenen „Initiativen für eine gelungene Integration“, die | |
sich gegen zu große Unterkünfte richten? | |
Wir werden versuchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und ihnen anbieten, | |
sich an unseren Vorschlägen zu beteiligen. Wir werden uns ihnen aber nicht | |
anpassen. Auf keinen Fall werden wir auf dieses Volksbegehren mit | |
einsteigen, denn wir sind dagegen. | |
Was kritisieren Sie an diesem Manöver? | |
Diese Begehren zögern den Bau von angemessenen Unterkünften monatelang | |
hinaus. Die Flüchtlinge leben in teils menschenunwürdigen Bedingungen in | |
Zelten. Der Senat und der städtische Betreiber „Fördern & Wohnen“ tun ihr | |
Bestes. Es kann nicht sein, dass das der Bau verhindert wird, weil | |
irgendwelche Initiativen sich ausleben müssen und Sorge davor haben, was | |
sich bei ihnen vor der Tür abspielt. | |
Den „Initiativen für gute Integration“ wird vorgeworfen, die Integration | |
nur pro forma im Munde zu führen. Sehen Sie das auch so? | |
Ich vermute das. Ich habe auch gehört, dass die Leute sich an den Ständen | |
beim Unterschriftensammeln gegen Flüchtlinge geäußert haben sollen. Für | |
mich ist es nicht akzeptabel, wenn man nur nach außen hin so tut, als sei | |
man für Flüchtlinge. | |
Könnten Ihrem Verein ähnliche Bündnispartner blühen? | |
Ich würde mir wünschen, dass wir da sehr genau aufpassen. Die Initiativen, | |
die sich bei mir gemeldet haben, sind mir bekannt. Ich arbeite selbst seit | |
23 Jahren im Flüchtlingsbereich und kenne viele. Wenn mir eine nicht | |
bekannt ist, forsche ich selbstverständlich nach. | |
Bekommen Sie auch Gegenwind? | |
Bis jetzt noch nicht. Viele Initiativen möchten mit uns zusammenarbeiten. | |
Selbst Schomaker von diesem Dachverband begrüßt wohl unser Vorhaben und | |
hofft, dass das zu einer besseren Integration beiträgt. | |
Wie genau sieht für Sie denn bessere Integration aus? | |
Wir müssen zu einer Gesamtlösung kommen. Wenn es Probleme gibt, die viele | |
Bereiche betreffen, müssen wir alle mit einbeziehen. Beispielsweise wollen | |
viele Flüchtlinge eine Lehrstelle antreten, sprechen mit Unternehmen, | |
obwohl gar nicht klar ist, ob sie bleiben dürfen. Das beunruhigt | |
Arbeitgeber und ist nicht förderlich. Da müssen wir uns zusammenschließen, | |
um gemeinsam etwas zu erreichen. Außerdem müssen wir immer die Flüchtlinge | |
selbst miteinbeziehen. Das ist das Wichtigste. | |
Wie stellen Sie sich dabei die Zusammenarbeit mit der Politik vor? | |
Wir wollen möglichst gleichberechtigt mitbestimmen – und keine kleinen | |
Bittsteller sein. Es geht uns darum, wegen unserer Vorschläge und | |
Einstellung ernst genommen zu werden und gemeinsam etwas erarbeiten. | |
Leistet der rot-grüne Senat nicht genug Flüchtlingsarbeit? | |
Der Senat hat es versäumt, mit den Initiativen ins Gespräch zu kommen, weil | |
nicht bekannt war, wie sich die Situation entwickeln wird. Der Senat hat | |
sich dann aber bemüht. Ich erlebe es selbst im Gespräch mit Mitarbeitern | |
des Senats, dass es unglaublich schwierig ist, in der Stadt Räume zu | |
finden. Da hilft es auch nicht, wenn ständig neue Bürgerbegehren | |
angeschoben werden. | |
7 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Leonie Habisch | |
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