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# taz.de -- Nach dem Anschlag in Ankara: Türkei bombardiert PKK-Stellungen
> Präsident Erdogan verstärkt den Kampf gegen die verbotene kurdische
> Arbeiterpartei. Bei Luftangriffen wurden zahlreiche PKK-Kämpfer getötet.
Bild: Nach dem Anschlag von Ankara will die Türkei entschlossen gegen Extremis…
Ankara dpa/afp | Nach dem Autobomben-Anschlag in Ankara hat die türkische
Luftwaffe erneut Stellungen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK im
Nordirak bombardiert. Nach ersten Erkenntnissen wurden dabei am frühen
Dienstagmorgen 45 PKK-Kämpfer getötet, wie die staatliche türkische
Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf Sicherheitskreise meldete.
Außerdem seien bei den Luftschlägen in den Regionen Kandil und Gara Waffen
und Munitionsdepots zerstört worden. In Kandil unterhält die PKK ihr
Hauptquartier.
Die türkische Regierung vermutet die PKK hinter dem Selbstmordanschlag vom
Sonntag in der Hauptstadt Ankara, bei dem mindestens 37 Menschen getötet
und mehr als 120 weitere verletzt wurden. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu
sagte am Montagabend: „Es gibt sehr ernste, beinahe sichere Hinweise, die
vor allem auf die separatistische Terrororganisation hindeuten.“
Bereits am Montag hatte die türkische Armee Stellungen der PKK im Nordirak
bombardiert. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sprach von starken Beweisen
für die Täterschaft der kurdischen Rebellengruppe. Staatschef Recep Tayyip
Erdogan versprach in einer Fernsehansprache, den Kampf gegen die kurdischen
Aufständischen fortzusetzen.
Wenige Stunden nach dem Anschlag bombardierten Kampfflugzeuge
PKK-Stellungen im bergigen Nordirak, wie die Armee mitteilte. Ein
Rebellensprecher bestätigte die Angriffe. Die PKK, die die Türkei und viele
andere Länder als Terrororganisation einstufen, nutzt die irakischen
Kandil-Berge seit langem als Rückzugsraum. Früher kämpfte sie für einen
unabhängigen kurdischen Staat, heute für mehr Autonomie.
Nach Regierungsangaben riss eine Selbstmordattentäterin bei dem Anschlag am
Sonntagabend mindestens 36 Menschen mit in den Tod und verletzte 125
weitere. Zu den Opfern des Bombenattentats an einer belebten Bushaltestelle
am Kizilay-Platz in der Nähe des Regierungsviertels gehörten viele
Studierende und Schüler. Am Montag wurden in Ankara die ersten Opfer des
Anschlags beigesetzt.
## Regierung vermutet PKK hinter dem Anschlag
Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand, doch sagte ein
Behördenvertreter, offenbar sei er von einer Frau mit PKK-Verbindungen
verübt worden. Medienberichten zufolge handelte es sich bei der
Attentäterin um eine 24-jährige Studentin, die in einem Prozess wegen
PKK-Mitgliedschaft angeklagt war, sich jedoch für die Dauer des Verfahrens
auf freiem Fuß befand.
Davutoglu sagte, es gebe „ernsthafte, fast sichere Erkenntnisse“ für die
Täterschaft der PKK. Bisher seien elf Verdächtige festgenommen worden.
Erdogan rief in seiner Rede alle Verbündeten auf, die Unterstützung für
syrische Kurdengruppen zu kappen. Ankara sieht diese als
Schwesterorganisationen der PKK an. „Diejenigen in der Türkei und im
Ausland, die meinen, sie könnten uns einen Preis bezahlen lassen, werden
selbst den wirklichen Preis zahlen“, warnte Erdogan.
In Istanbul gingen dutzende linke Demonstranten aus Protest gegen den
Umgang der Regierung mit dem Attentat auf die Straße. Die Polizei löste die
Kundgebung unter Einsatz von Tränengas, Gummigeschossen und Wasserwerfern
auf.
Die US-Botschaft hatte am Freitag vor einem drohenden Anschlag im Zentrum
Ankaras gewarnt und US-Bürger geraten, das Gebiet zu meiden. Der Onkel
eines der Opfer beklagte, es habe seit über einer Woche Hinweise auf einen
neuen Anschlag gegeben, doch habe die Regierung nichts unternommen. „Wir
haben große Angst, weil die Regierung sich nicht um die Menschen dieses
Landes kümmert“, sagte Nihat Gorgulu.
## Kritik der Opposition
Der Oppositionsführer Kemal Kiliçdaroglu kritisierte, die Regierung habe
keinen neuen Polizeichef für Ankara ernannt, nachdem der alte nach einem
Anschlag im Oktober entlassen worden war. „Wir verdienen nicht diese
inakzeptable Situation, in der Eltern ihre Kinder beerdigen. Die Türkei
wird nicht gut regiert, doch einige Leute verschließen die Augen“, sagte
der Vorsitzende der Republikanischen Volkspartei (CHP).
Im vergangenen Oktober waren bei einem Selbstmordanschlag auf eine
prokurdische Friedensdemonstration in Ankara 103 Menschen getötet worden.
Die Regierung machte dafür die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS)
verantwortlich. Die Demonstranten hatten der Regierung unter anderem
vorgeworfen, nicht entschieden genug gegen die Dschihadisten in Syrien
vorzugehen.
Mitte Februar wurden dann nahe dem Kizilay-Platz bei einem Bombenanschlag
auf Militärbusse 29 Menschen getötet. Zu dem Anschlag bekannte sich die
Gruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK), die der PKK nahesteht. Hintergrund
des Anschlags war das harte Vorgehen der Armee gegen Kurden im Südosten des
Landes.
15 Mar 2016
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