# taz.de -- Gedenken an NS-Opfer in Hamburg: Erinnern an ein Baby | |
> Hamburg verlegt am 29. Februar seinen 5000. Stolperstein für die Jüdin | |
> Bela Feldheim aus dem armem Gängeviertel, die als Baby samt Familie von | |
> den Nazis ermordet wurde. | |
Bild: Bringen die Namen der Opfer an deren einstige Orte zurück: Gunter Demnig… | |
HAMBURG taz | Das Baby war jüdisch, deshalb brachten die Nazis es um: Für | |
die Hamburgerin Bela Feldheim, die 1942 als Einjährige im KZ Auschwitz | |
starb, wird am 29. März ein Stolperstein verlegt. Es ist für Hamburg der | |
5.000 Stein, den der Künstler Gunter Demnig für Opfer des NS-Regimes ins | |
Trottoir einlässt: Schon 1995 hatte der Kunstmäzen Peter Hess die Aktion, | |
die von Ehrenamtlern organisiert und von Paten finanziert wird, nach | |
Hamburg geholt, um die Namen der Opfer an ihre Orte zurückzubringen. | |
Das können Berufs- oder Privatadressen sein wie bei Bela Feldheim, ihrer | |
Schwester und den Eltern, die gleichfalls Steine bekommen. Die Familie | |
hatte im armen Gängeviertel gelebt, und dass der 5.000 Stein ausgerechnet | |
ihnen gilt, ist kein Zufall. „Er soll an jene erinnern, die die Emigration | |
nicht finanzieren konnten“, sagt Hess. „Und daran, dass die Nazis auch | |
Schwangere und Babys ermordeten.“ | |
Unmittelbar zuvor wird ein Stolperstein für Sonia Wechsler eingeweiht, die | |
seit 1935 in der Krankenanstalt Hamburg-Langenhorn lebte. 1940 vergasten | |
die Nazis sie im Zuge der „Euthanasie“. Da waren ihr Mann und die Kinder | |
schon nach Palästina emigriert. Doch die Mutter habe als „Geisteskranke“ | |
keine Einreiseerlaubnis erhalten, schreibt Stolperstein-Biograph Ingo | |
Wille. | |
Nach Sonia Wechslers Tod stellten die Nazis falsche Papiere aus, und auch | |
innerfamiliär kursierten verschiedene Legenden zur Todesursache. Erst Enkel | |
Itamar hat nach dem Tod eines Onkels Familiendokumente durchforstet, die | |
Wahrheit gefunden und die Stolpersteinverlegung initiiert. 20 Verwandte aus | |
Israel wollen dafür nach Hamburg kommen. | |
Für den Stein der kleinen Bela Feldheim dagegen wird niemand anreisen. Die | |
Nazis haben die gesamte Familie umgebracht. | |
28 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Petra Schellen | |
## TAGS | |
Reichspogromnacht | |
München | |
NS-Verbrechen | |
Stolpersteine | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Amos Schliack über Gedenken an Pogrom: Eine selbsterklärende Atmosphäre | |
Zur Erinnerung an die Reichspogromnacht 1938 lädt Grindel-Bewohner Amos | |
Schliack zur Stolperstein-Aktion „Grindel leuchtet“ | |
Stolpersteine in München: Der Streit ums Gedenken | |
Eine Initiative lässt in der bayerischen Landeshauptstadt Erinnerungssteine | |
verlegen – und das trotz eines richterlichen Verbots. | |
Ausstellung über Medizinverbrechen: Die Macht der Eugenik | |
Die Ausstellung „Erfasst, verfolgt, vernichtet“ im Bremer Rathaus | |
dokumentiert Medizinverbrechen der Nazis und benennt Opfer und Täter aus | |
Bremen. | |
Erinnerungskultur in Bayern: München soll nicht stolpern | |
Stolperstein-Befürworter klagten auf das Recht einer | |
Sondernutzungserlaubnis. Das Münchner Verwaltungsgericht weist das ab. |