# taz.de -- Kommentar Proteste in Südafrika: Der ANC im Blindflug | |
> Südafrikas Präsident ist angesichts der Wirtschaftskrise ratlos. Bislang | |
> kann die Opposition aber noch keine politische Alternative anbieten. | |
Bild: Anhänger der Economic Freedom Fighters protestieren gegen das südafrika… | |
Südafrikas Regierung steht mit dem Rücken zur Wand. Die weltwirtschaftliche | |
Konstellation wäre auch für eine gute Regierung eine Herausforderung: | |
Exportpreise für Bergbauprodukte schwächeln, Wachstumsmärkte wie China | |
haben gerade andere Probleme. | |
Mit einer Regierung wie der von Präsident Jacob Zuma ist Südafrika aber | |
doppelt gestraft. Der regierende ANC scheint nicht die geringste Idee zu | |
haben, wie das fortdauernde Abgleiten des Landes am Kap zu verhindern ist. | |
Dringend nötige Investitionen in bessere Bildung und die Verringerung | |
sozialer Ungleichheit blieben aus, als dafür noch Geld da war. Jetzt ist | |
sowieso keines mehr da. Aber die Bevölkerung hat dafür immer weniger | |
Verständnis. | |
Der ANC steckt in einer selbstgebauten Falle. Er hält sich selbst als | |
einstige Befreiungsvertretung für den einzigen legitimen Vertreter der | |
schwarzen Mehrheitsbevölkerung. Eine andere Partei zu wählen gilt für die | |
Führungsspitze quasi als Landesverrat. | |
## Hoffnungslos korrupt | |
Die Hauptoppositionskraft „Democratic Alliance“ (DA) gilt, weil immer noch | |
zu weiß und zu wenig landesweit verankert, als wenig glaubwürdig. Seit zwei | |
Jahren gibt es mit den „Economic Freedom Fighters“ des linken Jugendführers | |
Julius Malema aber eine linke schwarze Opposition, die auch wütende | |
Arbeitslose und aufsässige Jugendliche auf die Straße bringt. | |
Dagegen hat der ANC anscheinend kein Rezept. Die Wahrnehmung, dass | |
Präsident Zuma, seine Familie und sein Umfeld hoffnungslos korrupt sind, | |
hat sich verfestigt, und die Regierung liefert dafür immer neue gute | |
Gründe. | |
Noch gibt es unter den Oppositionellen und Protestorganisatoren niemanden, | |
der eine überzeugende positive und mehrheitsfähige politische Alternative | |
zu formulieren vermag. Das hilft Zuma, ist aber eher ein Anlass zur Sorge | |
als einer zur Erleichterung. Wenn es nur eine Wahl zwischen | |
Partikularinteressen, Inkompetenz und Populismus gibt, ist es um Südafrikas | |
Demokratie schlecht bestellt. | |
11 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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