# taz.de -- Skandal um Südafrikas Präsident: Herr Zuma und die Gupta-Brüder | |
> Reiche Freunde des Präsidenten durften offenbar bei Ministerposten | |
> mitbestimmen. Selbst Zumas Sturz durch seine eigene Partei gilt als | |
> möglich. | |
Bild: Offenbar recht freundlich zu seinen Freunden: Jacob Zuma (im Anzug) | |
Berlin taz | Korruptionsskandale ist Südafrika unter Präsident Jacob Zuma | |
gewohnt, aber diesmal geht es um noch mehr: die Frage, ob die Staatsgewalt | |
überhaupt noch in den Händen der Regierung liegt – oder in den Händen von | |
Zumas privaten Geschäftsfreunden. | |
Seit zwei Politiker enthüllt haben, die mit der Zuma-Familie verbandelte | |
indischstämmige Unternehmerfamilie Gupta habe ihnen Ministerposten | |
angeboten, gilt sogar ein Sturz Zumas durch seine eigene Regierungspartei | |
ANC (Afrikanischer Nationalkongress) nicht mehr als ausgeschlossen. | |
Wichtige Parteigrößen haben sich öffentlich von ihm distanziert. Am | |
Wochenende ist ein Krisentreffen des Parteivorstands angesetzt. | |
Am Donnerstagnachmittag stand Zuma im Parlament Rede und Antwort – und | |
deutlich wurde, wie schlecht es um Südafrikas Demokratie steht: Die linke | |
Oppositionspartei EFF (Economic Freedom Fighters) war gar nicht erst | |
erschienen und sagt, der Präsident sei ein „Witz“; die rechte | |
Oppositionspartei DA (Democratic Alliance), die eine parlamentarische | |
Untersuchung verlangt, verließ nach kurzer Zeit geschlossen den Plenarsaal, | |
nachdem der Parlamentspräsident den DA-Fraktionsvorsitzenden Mmusi Maimane | |
hinausgeworfen hatte – Grund: Er habe sich nicht an seinen vorbereiteten | |
Fragenkatalog gehalten. | |
Der Skandal nahm seinen Lauf im Dezember, als Zuma am 9. Dezember 2015 | |
völlig überraschend Finanzminister Nhlanhla Nene entließ und dann der | |
Nachfolger nach kurzer Zeit erneut ausgetauscht werden musste. Am 27. | |
November, zwei Wochen vorher, soll Nenes Stellvertreter Mcebisi Jonas zu | |
einem Treffen mit Angehörigen der Gupta-Familie sowie dem Präsidentensohn | |
Duduzane Zuma in einem Luxushotel in Johannesburg beordert worden sein und | |
den Posten des Finanzministers angeboten bekommen haben. | |
## „Mühsam erkämpfte Demokratie“ | |
Einen entsprechenden Bericht der südafrikanischen Sunday Times am | |
vergangenen Sonntag bestätigte Jonas am Mittwoch und erklärte, er habe das | |
Angebot abgelehnt, „weil es unsere mühsam erkämpfte Demokratie lächerlich | |
macht“. | |
Jonas genießt im ANC Respekt, und zahlreiche Parteigrößen gratulierten ihm | |
für seine Standhaftigkeit. Während die Guptas seine Angaben bestritten, | |
enthüllte dann am Donnerstag die ehemalige ANC-Abgeordnete Vytjie Mentor, | |
auch ihr hätten die Guptas einen Ministerposten offeriert – das Ministerium | |
für öffentliche Arbeiten, kurz bevor es im Jahr 2010 vakant wurde. | |
Beim Gespräch in einer Luxusvilla habe man von ihr verlangt, im Gegenzug | |
der nationalen Fluglinie SAA die lukrative Flugroute Südafrika–Indien zu | |
entziehen und sie einer Gupta-Fluglinie zuzuschanzen. „Ich lehnte ab und | |
wurde nie Ministerin“, erklärte sie. Präsident Zuma habe sich während | |
dieses Gesprächs in einem Nebenzimmer befunden. | |
Die drei Gupta-Brüder, die 1993 aus Indien nach Südafrika auswanderten, | |
gehören zu den reichsten Männern des Landes. Vom Bergbau- bis zum | |
Mediensektor besitzen sie zahlreiche Unternehmen. Präsidentensohn Duduzane | |
Zuma ist an einigen davon beteiligt. | |
Spätestens seit die Guptas im Jahr 2013 Südafrikas wichtigsten | |
Militärflughafen Waterkloof zum Einfliegen von Gästen für eine | |
Hochzeitsfeier nutzen durften, stehen die engen Beziehungen zwischen den | |
Familien Zuma und Gupta im Zwielicht. Auch der Austausch des | |
Finanzministers im vergangenen Dezember soll südafrikanischen | |
Medienberichten zufolge mit dem Wunsch der Guptas nach Vorteilen für ihre | |
Firmen zu tun haben – wovon dann auch Familienangehörige Zumas profitieren | |
würden. | |
17 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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