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# taz.de -- Vor dem „Super Tuesday“ in den USA: Hand aufs Herz
> Am „Super Tuesday“ finden in 14 US-Bundesstaaten die Vorwahlen statt. Bei
> den Republikanern wird es schwierig – bei so vielen Assen.
Bild: 1, 2 oder 3: Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht ange…
Donald Trump
Wir werden eine Mauer an der Grenze bauen, verspricht Donald Trump: „Und
wer wird sie bezahlen?“, ruft er in den Saal. Und alle: „Mexiko!“ Tausende
brüllen Trump die Antwort bei seinen Wahlkampfauftritten entgegen, die
Menge liebt ihn für seinen Plan, die südliche Grenze der USA dicht zu
machen. Eine Mehrheit seiner Fans begeistert sich ebenso für seine Idee,
Muslimen temporär die Einreise zu verweigern. Trumps Einwanderungspläne
sind eindeutig. Ansonsten ist das Programm des derzeit populärsten
republikanischen Präsidentschaftsbewerbers bestenfalls diffus. Er will
Amerika wieder groß machen, das ist neben der Mauer eine der wenigen
Konstanten Trumps. Dafür will er China in der Wirtschaft schlagen und Jobs
im eigenen Land kreieren, Phrase folgt auf Phrase. Detaillierte Nachfragen
beantwortet Trump gern mit: „Ich mache es einfach.“
An Klimawandel glaubt er nicht, an die Todesstrafe umso mehr.
Einschränkungen des Waffenrechts lehnt Trump ab, das Militär will er zu
neuer Stärke führen und den „Islamischen Staat“ einfach zerbomben.
Internationale Allianzen bringen aus seiner Sicht nichts, Männer wie
Wladimir Putin sind eher nach seinem Schlag. Mit ihm würde er „sehr gut
klarkommen“, meint Trump.
Sein Wahlkampfslogan ist von Ronald Reagan geklaut, in diese Ära will er
das Land zurückführen. Eine Zeit, die Konservative im Land als den Himmel
auf Erden verklären. Dass das Haushaltsdefizit nach Reagan so hoch wie
niemals zuvor war? Vergessen. Trump verspricht trotz aller Staatsschulden,
die Steuern für die Mittelklasse zu senken. Und Unternehmen sollen seinem
Willen nach generell nicht mehr als 15 Prozent ihres Gewinns versteuern.
Trump bezeichnet sich selbst als einen „traditionellen Typen“. Seine
Haltung zu Gleichstellung ist uneindeutig. Er hat sich gegen
Diskriminierung ausgesprochen, gleichgeschlechtliche Ehen aber immer wieder
abgelehnt. Er selbst ist in dritter Ehe mit dem Model Melania verheiratet.
„Ist sie nicht schön, schaut sie euch an“, sagte er bei einer Rede in New
Hampshire über seine Trophäen-Frau. Um dann noch schnell pflichtbewusst
anzufügen: „Und ihr Inneres ist noch schöner als ihr Äußeres.“ Trump ist
halt im Wahlkampf. Und Frauen sind eine der wenigen Gruppen, bei denen er
nicht sonderlich gut ankommt.
Marco Rubio
Das konservative Parteiestablishment hat sich festgelegt: Marco Rubio ist
sein Kandidat. Zumindest ab jetzt, nachdem Jeb Bush und Chris Christie
nichts gerissen haben. Dann also Rubio, der bei jeder Rede brav
herunterbetet, dass er es schaffen kann, die Partei und die Bewegung – das
sind die Frustrierten und Enttäuschten, die Trump zujubeln – zu vereinen.
Aber der 44-Jährige, der mit seinem Milchbubigesicht der perfekte Posterboy
für seine Partei ist, ist im Vergleich zu Trump und Cruz vielleicht
berechenbarer, doch „moderat“ ist bei ihm nicht mehr als ein Etikett.
Der Katholik ist strikter Abtreibungsgegner, das gilt auch in Fällen von
Vergewaltigung oder Inzest. Gleichgeschlechtliche Ehen lehnt er ab, in
einem Interview hat er einmal ewig über Liebe und Respekt geschwafelt, um
dann einzuräumen, dass er wohl eine Homo-Ehe von Freunden besuchen würde.
Doch vermutlich ist Rubios Freundeskreis so hetero gestaltet, dass er nicht
fürchten muss, in diese Bredouille zu geraten.
Seine Steuerpläne sind für konservative Verhältnisse komplex, unter anderem
verspricht er Familien mit Kindern Erleichterungen. Zudem soll der
Höchststeuersatz der Einkommensteuer von knapp 40 auf 35 Prozent fallen.
Seine Kampagne zielt auf die untere Mittelschicht hab. „Ich weiß, wie es
ist, von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck zu leben“, sagte der Sohn
kubanischer Exilanten bei einem Auftritt in Las Vegas. Barack Obamas
Gesundheitsreform will Rubio sofort rückgängig machen, was ihm bei
denjenigen, die eigentlich von der Grundversicherung profitieren, großen
Jubel einbringt.
Bei der inneren Sicherheit setzt Rubio auf das Gefangenenlager in
Guantánamo, das er weiter betreiben will. Der Sturz von Syriens Machthaber
Assad ist für ihn Grundlage, um den IS erfolgreich zu bekämpfen. Die
Terrormiliz ist außerdem Rubios Argument, um wieder für eine harte
Einwanderungspolitik einzutreten, nachdem er als Senator einst gemeinsam
mit Demokraten an einer liberalen Reform gearbeitet hat. Vergangenheit. Als
konservativer Präsidentschaftsbewerber kann er solch eine Position nicht
halten.
Ted Cruz
Immer wenn Ted Cruz spricht, meint man, in der Kirche zu sitzen. Der
Senator aus Texas hat diesen pastoralen Singsang in seiner Stimme, als
würde er predigen und keine Reden halten. Nichts anderes als Predigten sind
die meisten seiner Auftritte dann auch. Der Tea-Party-Liebling ist der
religiöseste unter den konservativen Kandidaten. Er hofft auf die
evangelikale Wählerschicht. Neben Trump ist er der einzige, der bisher eine
Vorwahl gewinnen konnte, es war die erste Abstimmung in Iowa. Seine
Siegesrede begann er mit der Liedzeile einer christlichen Hymne: „To God be
the glory.“
Religion ist ein Eckpunkt seiner Kampagne, der Baptist tritt für rigorose
religiöse Freiheit ein. Der Glaube jedes Einzelnen ist demnach zu schützen,
auch wenn dieser Glaube mit Gesetzen in Konflikt kommen könnte. Natürlich
ist Cruz entschlossen gegen die Homo-Ehe und gegen Abtreibung. Wäre Cruz
Präsident, könnte jeder Bundesstaat im Land wieder selbst über
gleichgeschlechtliche Ehen entscheiden – einem Urteil des Supreme Court zum
Trotz, das die Homo-Ehe legalisiert hat.
Cruz möchte keine syrischen Flüchtlinge ins Land lassen. Nur für in ihrem
christlichen Glauben Verfolgte würde er eine Ausnahme machen. Seine
Einwanderungspolitik ist strikt, er hat sich mehrfach dagegen
ausgesprochen, Menschen ohne Papieren im Land einen Weg zu einer
Staatsbürgerschaft zu ermöglichen. Als Senator in Texas ist er für mehr
Sicherheit an der Grenze zu Mexiko und harte Strafen für alle Illegalen,
die ausgewiesen wurden und erneut einreisen.
Eine reine Glaubensfrage ist für Cruz auch der Klimawandel. „Klimawandel
ist keine Wissenschaft. Es ist eine Religion“, sagte er dem
rechtspopulistischen Journalisten Glenn Beck im Oktober 2015. Doch im
Gegensatz zu seiner Religion scheint sie nicht schützenswert. Im Gegenteil:
Das ganze Gerede sei nur ein schlechter Versuch, die amerikanische
Wirtschaft einzuschränken und zu schwächen.
Schwäche würde ein Präsident Cruz in außenpolitischen Fragen nicht zeigen.
Die Terrormiliz IS will er durch Bombardierungen zerstören, eine politische
Antwort auf den Krieg in Syrien hat er nicht – und es interessiert ihn auch
nicht. Die USA sollten nicht involviert sein, sagt Cruz. Insgesamt ist
seine außenpolitische Agenda nicht gerade detailliert, nur: mehr Bomben,
sicherere Grenzen.
Innenpolitisch ist Cruz maximal konservativ: keinerlei Restriktionen bei
Waffengesetzen, Beibehaltung der Todesstrafe, schlanker Staat, wenig
Steuern, und natürlich ist auch er gegen Obamas Gesundheitsreform. Amen.
1 Mar 2016
## AUTOREN
Rieke Havertz
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