# taz.de -- Homo-Ehe light in Italien: Sieg der Katholiken | |
> Italiens Senat stimmt für die Lebenspartnerschaft. Doch das bedeutet | |
> keine Gleichstellung mit Hetero-Paaren. Eine Stiefkindadoption gibt es | |
> nicht. | |
Bild: Proteste für die Rechte Homosexueller am 21. Februar 2016 in Mailand. | |
Rom taz | Mit den Stimmen der Regierungskoalition hat Italiens Senat am | |
Donnerstag Abend die Einführung der Homoehe beschlossen. Ministerpräsident | |
Matteo Renzi verband das Gesetz mit der Vertrauensfrage, um auf diese Weise | |
eine Fülle von Abänderungsanträgen zu neutralisieren. | |
„Unione civile“ – Zivilunion – heißt in Zukunft die eingetragene | |
Lebenspartnerschaft in Italien. Geschlossen wird sie vor einem | |
Standesbeamten. Schwule und lesbische Paare sind in Zukunft auf den meisten | |
Feldern mit Hetero-Eheleuten gleichgestellt, vom Namens- übers Renten- bis | |
hin zum Erbrecht. | |
In letzter Minute setzten katholische Kräfte sowohl in Renzis gemäßigt | |
linker Partito Democratico (PD) als auch in den Renzi stützenden | |
Mitte-Rechts-Fraktionen einige Abstriche durch, die eine völlige | |
Gleichstellung verhindern. So wurde die sogenannte „Stiefkind-Adoption“ – | |
sprich die Adoption des Kindes eines der Partner durch den anderen – aus | |
dem Gesetz gestrichen. Der katholische Innenminister Angelino Alfano nahm | |
dies zum Anlass, sich über die Verhinderung einer „widernatürlichen | |
Regelung“ zu freuen. | |
Alfano bestand auch auf zwei weiteren Korrekturen, die darauf zielen, die | |
Homoehe abzuwerten. So wird homosexuellen Paaren, anders als | |
Hetero-Eheleuten, nicht „die Pflicht zur Treue“ ins Gesetz geschrieben. So | |
bekommen sie die Möglichkeit zur „Blitzscheidung“: Sie können ihre | |
Zivilunion ohne große Umstände per Unterschrift vor dem Standesbeamten | |
auflösen. | |
Alfano konnte sich mit seinen bizarren Positionen am Ende durchsetzen, weil | |
Ministerpräsident Renzi das Gesetz per Vertrauensfrage mit den Stimmen des | |
Regierungslagers durchbringen wollte. Ursprünglich hatte sich eine Allianz | |
aus Renzis PD, der radikal linken Partei SEL und der Protestbewegung | |
Movimento5Stelle (M5S) zusammengefunden. Diese Allianz war jedoch kurz vor | |
der Abstimmung an prozeduralen Fragen zerbrochen, weil die PD gegen den | |
Widerstand von M5S eine Beratung sämtlicher Änderungsanträge der Opposition | |
verhindern wollte. | |
Am Ende kam es so zu dem absurden Resultat, dass zahlreiche katholische | |
Gegner per Vertrauensvotum einem Gesetz zustimmten, das sie nicht wollten, | |
während zahlreiche Befürworter des Gesetzes aus der Opposition mit Nein | |
stimmten. Nach der als sicher geltenden Zustimmung auch des | |
Abgeordnetenhauses wird das Gesetz in Kraft treten. | |
26 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Michael Braun | |
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