# taz.de -- Die Wahrheit: Schwimmt nicht im Meer, Iren! | |
> Der Wetterbericht im irischen Fernsehen ist eine höchst eigene Kunstform, | |
> die die Bewohner des regnerischen Eilands intensiv verfolgen. | |
Bild: Premierminister David Cameron musste eingestehen, dass er in dieser Woche… | |
Teresa Mannion ist bei der Oscar-Verleihung leer ausgegangen. Dabei hatte | |
man fest damit gerechnet. Für ihren dramatischen Wetterbericht während des | |
Sturms „Desmond“ im Dezember hätte sie den Oscar auch verdient. Mannion | |
hatte live von der Promenade in Galway an der irischen Westküste berichtet, | |
der Sturm wehte sie hin und her, und sie brüllte in die Kamera: „Macht | |
keine unnötigen Ausflüge! Schwimmt nicht im Meer!“ Sie sah aus, als ob sie | |
Letzteres gerade getan hätte. Ihr kurzer Live-Auftritt wurde umgehend zum | |
Internet-Hit. | |
Der Wetterbericht nach den Abendnachrichten im Hauptsender RTÉ ist ohnehin | |
eine feste Größe im Leben der irischen Nation. Man verpasst ihn nur im | |
äußersten Notfall. Er beginnt stets mit der meteorologischen | |
Zusammenfassung des zu Ende gehenden Tages. Zwar hat man das Wetter selbst | |
erlebt, wenn man den Tag nicht im Bett verbracht hat, aber man hört gern, | |
dass es nicht nur im eigenen Viertel geregnet hat. | |
Mit Spannung warten die Zuschauer darauf, wie ihnen die Wetterfrösche den | |
nächsten Tag schmackhaft machen. Gibt es ein neues Wort für Regen? Wird das | |
Wetter wechselhaft, wie es seit hundert Jahren ist? Wird es „sonnige | |
Intervalle“ geben? Wird Ger Fleming zum Schluss der Nation mit einem Auge | |
zuzwinkern, was ihm viele Heiratsanträge von Frauen eingebracht hat, die | |
glauben, das Zwinkern gelte allein ihnen? Und welches farblich gewagte | |
Kostüm wird Jean Byrne heute tragen? | |
Den Schnee am Freitag in Dublin haben sie uns aber nicht prophezeit. | |
Ohnehin ist das Wetter nicht frühlingshaft, sondern feucht, obwohl nach dem | |
keltischen Kalender seit 1. Februar Frühling herrscht. An der Westküste | |
sind neue Seen entstanden, wo früher Wiesen und Straßen waren. Meine | |
Nachbarin trug neulich Gummistiefel, die auf halber Höhe einen leuchtend | |
roten Strich aufwiesen. „Wenn die Straße überflutet ist, steige ich aus dem | |
Auto und laufe durch die Pfütze. Bleibt das Wasser unter dem roten Strich, | |
fahre ich weiter. Andernfalls kehre ich um.“ | |
Vier US-Touristen wurde das Wetter vorige Woche zum Verhängnis: Ihr | |
Mietwagen blieb in einer tiefen Pfütze stecken. Doch sie hatten | |
vermeintlich Glück im Unglück. Ein Bauer kam mit seinem Traktor vorbei. Ob | |
er sie aus dem Wasser ziehen könne, fragten die Amis. Kein Problem, meinte | |
der Bauer. | |
Weil das Wasser so hoch stand, konnte er aber den Haken nicht finden, um | |
das Abschleppseil daran festzumachen. So zog er das Seil durch die Fenster, | |
verknotete es auf dem Dach und band das Seilende an seinen Traktor. Dann | |
fuhr er rückwärts. Im nächsten Moment gab es ein Geräusch, als wenn eine | |
Hose platzt. Es war jedoch das Autodach. Es war abgerissen und lag nun | |
hinter dem Wagen in der Pfütze, während die vier Touristen in ihrem zum | |
Cabriolet mutierten Auto nass wurden. | |
Der Bauer kappte geschwind das Seil und machte sich aus dem Staub. Was aus | |
den Amis geworden ist, weiß man nicht. Und wie sie der Mietwagenfirma die | |
Sache mit dem Dach erklärt haben, ist ebenso wenig bekannt. | |
7 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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