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# taz.de -- Die Wahrheit: In den Arsch getreten
> Der Einstand des Pegida-Ablegers in Irland ist jüngst zur Gänze
> erfreulich in die Hose gegangen.
Bild: John Foley, unabhängiger Kandidat in Edenderry, vor dem ramponierten Kle…
Keine Ideologie ist zu blöd, als dass man sie nicht exportieren könnte.
Pegida etwa hatte sich vorgenommen, im gesamten Abendland Fuß zu fassen,
und da gehört Irland dazu. Kürzlich sollte der Ableger feierlich mit einer
Demonstration gegründet werden. Um drei Uhr nachmittags wollte man am
Dubliner Hauptpostamt losmarschieren.
Pegida hatte in „Identity Ireland“ einen Verbündeten gefunden. Deren
Vorsitzender Peter O’Loughlin kandidiert bei den baldigen irischen
Parlamentswahlen. Zur Pressekonferenz, auf der die Gründungsdemo
angekündigt wurde, hatte man Tommy Robinson aus England eingeladen und sich
damit freiwillig in die rechtsextreme Ecke begeben.
„You’re known by the company you keep“, lautet ein englisches Sprichwort,
und Robinson ist nun mal schlechter Umgang. In Wirklichkeit heißt er
Stephen Yaxley-Lennon, manchmal nennt er sich Robert Harris, aber es ist
immer derselbe Klotzkopf. Früher war er Mitglied bei den Neo-Nazis der
British National Party, 2009 gründete er die rechtsextreme Schlägertruppe
English Defence League. Heute ist er Koordinator von Pegida in
Großbritannien.
Die Pressekonferenz wurde auch von anderen aufmerksam zur Kenntnis
genommen. Flugs organisierte ein linkes Bündnis eine Gegendemonstration,
die ebenfalls am Dubliner Hauptpostamt beginnen sollte – aber anderthalb
Stunden früher. Die markante Post war das Hauptquartier der Rebellen beim
Osteraufstand 1916, der zum diesjährigen 100. Jahrestag von allerlei
Gruppen und Parteien vereinnahmt wird.
O’Loughlin von Identity Ireland und fünf seiner Anhänger kamen mit der
Tram. 20 schwarz gekleidete Männer stiegen zu und begannen O’Loughlin und
seine Freunde zu vermöbeln. „Einer schlug mir mit einem stumpfen Gegenstand
auf den Kopf“, sagte O’Loughlin, der im Krankenhaus genäht werden musste.
Die rund hundert Pegida-Leute warteten an der Post vergeblich auf ihren
Anführer. Dafür kümmerten sich die Gegendemonstranten um sie.
Einige Pegida-Leute rannten wie die Hasen eine Einkaufsstraße entlang und
flüchteten in einen Discount-Laden. Schließlich kam die Polizei und
knüppelte ihnen den Nachhauseweg frei. Die Pegida-Gründung musste vertagt
werden. O’Loughlin lamentierte: „Ich hatte die Gelegenheit, in Deutschland
eine Rede zu halten, aber nicht in meinem eigenen Land.“ Er kündigte eine
neue Gründungsdemonstration für die nahe Zukunft an. Seine Gegner werden
sich den Termin notieren.
Sie haben offenbar von der „Gruppe 43“ gelernt. Das waren 43 Männer,
darunter der britische jüdische Friseur Vidal Sassoon, die ab 1946 gegen
Oswald Mosleys Faschisten im Londoner Eastend vorgingen. Sie verprügelten
Mosleys Leute, wann immer die öffentlich auftraten. Die Gruppe erhielt
ständigen Zulauf, am Ende waren 900 Mitglieder eingetragen. Nach vier
Jahren löste man sich wieder auf, die Faschisten waren von der Straße
vertrieben. Bei Pegida Irland geht es hoffentlich schneller.
15 Feb 2016
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Schwerpunkt Pegida
Irland
Demonstrationen
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