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# taz.de -- Die Wahrheit: Sommerzeit ohne Parkkrallen
> Dank Sommerzeit kostet Parken nichts mehr. Wer betrunken Auto fährt, hat
> auch ohne Zeitumstellung wenig zu befürchten.
Bild: Auch spät dran: eine Biene
Autofahrer haben es manchmal gut in Irland. Nach Ostern konnten sie ihre
Autos zum Beispiel auf mehr als 300 normalerweise gebührenpflichtigen
Parkplätzen kostenlos abstellen. Der private Betreiber NCPS hatte ein
modernes Software-System eingerichtet, sodass Autofahrer die Parkgebühr per
Handy bezahlen konnten. Nur am Dienstag nicht.
Das Unternehmen hatte nicht damit gerechnet, dass in der Nacht zum
Ostersonntag die Uhren umgestellt wurden. Als am Dienstag die Werktätigen
wieder zur Arbeit gingen und ihre Autos abstellten, meldeten ihre Handys,
dass die Bezahlung fehlgeschlagen sei. NCPS erhielt Tausende panischer
Anrufe, denn wenn das Auto mit einer Parkkralle außer Gefecht gesetzt wird,
kostet es ein Vermögen, die Kisten wieder zu entkrallen. NCPS holte seine
Parkwächter, die sich bereits freudig mit ihren Krallen an Tausenden
vermeintlich unrechtmäßig geparkter Autos zu schaffen machten, jedoch
zurück. Gut 16 Jahre nach dem „Millennium-Bug“, der zur Jahrtausendwende
die Welt ins Chaos stürzen sollte, ist ein Unternehmen durch die Sommerzeit
lahmgelegt worden.
Wer betrunken Auto fährt, hat auch ohne Zeitumstellung wenig zu befürchten.
Seit Januar 2013 sind mehr als 20.000 Menschen wegen Alkohol am Steuer
angeklagt worden. Nur 40 Prozent wurden dafür verurteilt. Der
Gerichtsverband behauptete hingegen, dass 86 Prozent verknackt werden. Das
stimmt nur dann, wenn man die Fälle nicht mitrechnet, die es gar nicht vor
das Gericht schafften, weil der Polizist, der den Alkoholtest gemacht
hatte, vor Gericht nicht erschien.
Voriges Jahr ist der 23-jährige Oisín Kearney aus der Grafschaft Mayo
betrunken mit seinem Auto in die Parade zu Ehren des irischen Schutzpatrons
St. Patrick gerast. Er hatte keinen Führerschein, weil er ihm 2011 wegen
diverser Vergehen für zehn Jahre abgenommen worden war, und sein Auto war
nicht versichert. Aber er hatte seinen eigenen Schutzpatron.
Da die Sache klar schien, bekannte er sich zunächst schuldig, doch bei dem
Prozess, der neulich stattfand, besann er sich anders. Sein Anwalt hatte
nämlich herausgefunden, dass das Ergebnis des Alkoholtests dem
Beschuldigten nicht nur in Englisch, sondern auch in Irisch ausgehändigt
werden muss. Schließlich ist Irisch offiziell die erste Landessprache, auch
wenn das an der Realität ziemlich weit vorbeigeht. So kam er mit einer
Bewährungsstrafe für Fahren ohne Führerschein und Versicherung davon. Von
Alkohol war keine Rede mehr.
Ein Frank Jinks war 2009 wegen wiederholter Trunkenheit am Steuer für 15
Jahre aus dem Verkehr gezogen worden. Jetzt erklärte er dem Richter, dass
er eine Pakistanerin kennengelernt habe, die weder trinke noch Alkohol bei
ihrem Partner dulde. Er habe zwischen ihr und dem Alkohol wählen müssen. Er
habe sie gewählt und einen anständigen Beruf ergriffen: Er sei
Baggerfahrer. Der Richter fragte: „Auf öffentlichen Straßen?“ Jinks nickte
und bekam seine Fahrerlaubnis zurück.
4 Apr 2016
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Führerschein
Gerichtsurteil
Zeitumstellung
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