# taz.de -- Übernahmeschlacht um Londoner Börse: Fusion mit Hürden | |
> Die Deutsche Börse und die London Stock Exchange wollen sich zusammentun. | |
> Konkurrenten und Behörden könnten den Deal gefährden. | |
Bild: Carsten Kengeter, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Börse AG. | |
Berlin taz | Die zweitgrößte Börsenplattform der Welt würde entstehen, ein | |
europäischer Riese. Groß sind die Pläne für den Zusammenschluss der | |
Deutschen Börse mit dem Börsenbetreiber London Stock Exchange (LSE). Vor | |
der Fusion aber tun sich einige Hindernisse auf. | |
Am Dienstag kündigte der amerikanische Börsenriese Intercontinental | |
Exchange (ICE) an, ein Übernahmeangebot für die Londoner zu prüfen. | |
Möglicherweise droht nun eine Übernahmeschlacht, die die Fusion deutlich | |
gefährden könnte. | |
Neben ICE denkt noch ein weiterer US-Konkurrent über ein Kaufangebot nach. | |
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, berate auch die Chicago | |
Mercantile Exchange, der größte Börsenbetreiber der Welt, über eine | |
Offerte. Die Deutsche Börse reagierte auf die Nachrichten gelassen. Er habe | |
die Ankündigung der ICE zur Kenntnis genommen, sagte Geschäftsführer | |
Carsten Kengeter der Börsen-Zeitung. „Unsere Gespräche zum Zusammenschluss | |
mit der LSE führen wir weiter fort.“ Auch die LSE zeigte sich unbeeindruckt | |
von den Plänen der Amerikaner. | |
Treten die Konkurrenten jedoch wirklich in das Übernahmeverfahren ein, | |
könnte es für den Frankfurter Konzern schwer werden. Finanziell hat er für | |
sein Angebot keinen Spielraum, „da das Übernahmeangebot der Deutschen Börse | |
auf einem schon festgelegten Aktientauschverhältnis beruht“, sagt Markus | |
Rießelmann vom Frankfurter Kapitalmarktanalysten Indepentent Research der | |
taz. ICE könnte den LSE-Aktionären hingegen ein höheres Barangebot machen, | |
das womöglich attraktiver wäre. | |
Wenn sich die Pläne von ICE konkretisieren, müsste die Deutsche Börse ihr | |
Angebot auf andere Weise verbessern. „Zugeständnisse könnten bei der | |
Postenverteilung und dem Unternehmenssitz gemacht werden“, so Rießelmann. | |
Ob das reicht, ist fraglich. Nach aktuellen Plänen soll eine gemeinsam | |
gegründete Holding ihren Sitzin London haben. Darunter sollen die beiden | |
Unternehmen weiter bestehen bleiben samt ihren angestammten Sitzen in | |
Frankfurt und der britischen Hauptstadt. | |
## Auf Kosten Frankfurts profitieren | |
Dabei könnte schon dieser Plan zu weiteren Problemen führen. Die im | |
Wirtschaftsministerium angesiedelte hessische Börsenaufsicht muss einer | |
möglichen Fusion zustimmen. Aus Analystenkreisen heißt es, dass bei einer | |
Fusion der ohnehin stärkere Finanzplatz London zusätzlich auf Kosten | |
Frankfurts profitieren könnte. | |
Ob die Börsenaufsicht eine solche Marktplatzverschiebung mittragen würde, | |
ist ungewiss. Deutsche- Börse-Chef Kenteger versucht daher zu | |
beschwichtigen: „Mir liegt der Finanzplatz Frankfurt/Rhein-Main sehr am | |
Herzen.“ Man befinde sich jedoch in einem harten globalen Wettbewerb. Dabei | |
sei „der Finanzplatz angewiesen auf Bündnisse.“ | |
Probleme lauern auch noch im Kartellrecht. Die neue Holding nähme in | |
manchen Sparten eine starke Marktstellung ein. Aus ähnlichen Gründen ließ | |
die EU-Kommission 2012 schon die Fusion der Deutschen und der New Yorker | |
Börse platzen. | |
Zumindest eine mögliche ICE-Offerte versuchen die Deutsche und die Londoner | |
Börse aber mit einem Trick zu verhindern: Investmentbanken, die im | |
Übernahmeverfahren von einer Seite beauftragt werden, dürfen für die andere | |
nicht mehr tätig sein. So eine große Fusion können nur wenige Banken | |
stemmen. Wie Bloomberg berichtet, versuchen die beiden Börsen daher nun | |
reihenweise große Investmentbanken für sich zu rekrutieren, damit die für | |
die US-Konkurrenten nicht mehr tätig sein können. | |
4 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Christian Latz | |
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