# taz.de -- Forscher über Drogenkonsum bei Tieren: Kiffende Delfine und besoff… | |
> Rentiere lieben Fliegenpilze, Kängurus Mohnkapseln und Meerkatzen | |
> Cocktails: Unter Tieren sind Drogen weit verbreitet, sagt der | |
> Wissenschaftler Mario Ludwig. | |
Bild: Sieht nur aus wie ein Eisbecher: Einen Igel und seinen Drink trennt niema… | |
KARLSRUHE epd | Nicht nur Menschen nutzen die berauschende Wirkung von | |
Alkohol und Betäubungsmitteln zur Flucht aus dem Alltag. Auch Vertreter | |
bestimmter Tierarten genehmigen sich regelmäßig einen großen Schluck | |
Hochprozentiges oder greifen bewusst zu harten Drogen wie Opiaten. „Es gibt | |
Tiere, die kiffen, und Tiere, die zechen“, sagt der [1][Karlsruher Biologe | |
Mario Ludwig]. Der Wissenschaftler hat sich auf die | |
populärwissenschaftliche Aufarbeitung von skurrilen und bislang nur wenig | |
bekannten Phänomenen aus dem Tierreich spezialisiert und dazu mehr als 20 | |
Bücher veröffentlicht. | |
Rentiere essen Ludwig zufolge etwa [2][sehr gerne Fliegenpilze]. Weil die | |
Pilze bewusstseinserweiternde Substanzen enthalten, beginnen die Rentiere | |
nach dem Verzehr zu schwanken. Auch im australischen Tasmanien sind Drogen | |
bei manchen Tieren angesagt. So dringen laut Ludwig immer wieder Kängurus | |
bewusst in Schlafmohnfelder ein, fressen Mohnkapseln und [3][laufen | |
anschließend berauscht von dem darin enthaltenen Morphin im Kreis]. | |
Eine besonders kuriose Art der Selbstberauschung betreibt nach den | |
Erkenntnissen des 58 Jahre alten Wissenschaftlers aber eine spezielle | |
Delfinart. „Der Große Tümmler nimmt sich ein anderes Tier als Droge, | |
nämlich den Kugelfisch“, sagt Ludwig. Kugelfische enthalten eine hohe | |
Konzentration des Nervengifts Tetrodotoxin und sondern dieses unter Stress | |
ab. Einmal seien mehrere Große Tümmler [4][sogar dabei gefilmt worden], wie | |
sie einen Kugelfisch malträtierten, ihn „wie einen Joint“ herumgehen ließ… | |
und sich an seinem Gift berauschten. „Erstaunlicherweise machen das aber | |
nur junge, männliche Delfine“, erklärt Ludwig. | |
Der Konsum von Alkohol in Form von vergorenen Beeren sei im Tierreich | |
ebenfalls gang und gäbe, sagt der promovierte Wissenschaftler. Szenen wie | |
in Astrid Lindgrens Kinderbuch „Michel aus Lönneberga“, wo Haustiere nach | |
dem Verzehr von verdorbenen Kirschen betrunken über den Hof torkeln, seien | |
keineswegs Fiktion, sondern auch in der Realität möglich. | |
## Die Igel und die Schneckenfallen | |
„Ein massives Alkoholproblem“ haben nach den Worten des Forschers Igel in | |
Großbritannien. Der Grund seien die vielen sogenannten Bierfallen, mit | |
denen englische Hobbygärtner ihre Blumen- und Gemüsebeete schützten. | |
Eigentlich sollten die mit Gerstensaft gefüllten Becher lediglich | |
Nacktschnecken anlocken. Weil Schnecken aber die Leibspeise von Igeln | |
seien, machten sich diese regelmäßig über die Gefäße mit dem Bier-Mix her. | |
Kein ungefährliches Unterfangen, sagt Ludwig, „denn hinterher sind die Igel | |
stinkbesoffen und schlafen ihren Rausch recht ungeschützt in der Gartenecke | |
aus“. | |
Noch direkter und ohne Scheu vor Menschen gehen die Meerkatzen auf der | |
Karibikinsel St. Kitts vor, weiß der Experte. „Sie trinken den Touristen | |
die Cocktails weg und liegen schon nachmittags betrunken am Strand.“ | |
Für ein ganzes Buch reichten seine Recherchen zum animalischen | |
Rauschmittelmissbrauch noch nicht aus, sagt der Biologe: „Die | |
Drogenforschung bei Tieren steckt noch in den Kinderschuhen.“ Seine | |
nächsten Projekte hat der Wissenschaftsautor aber schon begonnen: Er plant | |
ein Buch über „Die skurrilsten Tierarten“ sowie einen Band über die | |
unterschiedlichen Kommunikationswege im Tierreich. | |
18 Feb 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.mario-ludwig.de | |
[2] http://www.youtube.com/watch?v=MkCS9ePWuLU | |
[3] http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/8118257.stm | |
[4] http://youtu.be/iVqObIauPJA | |
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