Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Berlinale – “Saint Amour“: Drei Männer, balzend
> Als Schauspieler ist es schwer, neben ihm zu bestehen: Gérard Depardieu
> glänzt auf der Berlinale in „Saint Amour“.
Bild: Führen Regie und spielen mit: Benoît Delépine, Gustave Kervern.
Drei Männer kämpfen um die Aufmerksamkeit einer Frau. Man hat das im Kino
schon unzählige Male gesehen, aber selten so anrührend direkt wie in „Saint
amour“. Die Frau (Céline Sallette) sitzt am Steuer eines Autos und in ihre
Blickachsen über die Schulter oder durch den Rückspiegel drängen sich die
Gesichter des jungen, gut aussehenden Mike (Vincent Lacoste), des nicht
mehr jungen, nicht schönen Bruno (Benoît Poelvoorde) und das von Gérard
Depardieu, der keine Beschreibung braucht.
Sie strengen sich alle drei an, nett zu wirken, wenn die Kamera sie in den
Blick nimmt. Dementsprechend angespannt wirkt ihr Lächeln, dementsprechend
deutlich werden ihre Selbstzweifel, aber während Mike und Bruno einen
gewissen Übereifer ausstrahlen, lehnt sich Depardieu vorsichtig zurück und
wirkt um so stärker durch seine Zurückhaltung. Mit der gleichen Taktik
spielt Depardieu als Schauspieler hier einmal mehr die Gesamtheit seiner
Kollegen an die Wand.
„Saint amour“ läuft wohl deshalb außer Konkurrenz, weil Filme mit Depardi…
mittlerweile ein eigenes, inkompatibles Genre bilden. Der Plot wirkt so wie
ein bloßer Vorwand, um Depardieu beim Schauspielern zuschauen zu können.
Wobei das Wunderbare darin besteht, dass man ihn nie schauspielern sieht.
Kaum ein Darsteller wirkt in jeder neuen Rolle derart übergangslos
selbstverständlich und natürlich, bis in den letzten Zentimeter seines
unfasslich umfangreichen Körpers hinein.
So hat es Benoît Poelvoorde, auch er ein Instinktschauspieler,
vergleichsweise schwer, sich neben „dem Dicken“ zu behaupten. Genau das
aber macht das Regieduo Delépine und Kervern schlauerweise zum Konflikt
ihres Films, indem sie Poelvoorde den unglücklichen Sohn des von Depardieu
verkörperten Bauern spielen lassen.
Die Handlung beginnt auf einer Agrarmesse, wo Poelvoordes Bruno sich
sinnlos betrinkt, was den sentimental werdenden Vater dazu anregt, auf
dessen Wunsch hin auf eine Weintour durch ganz Frankreich aufzubrechen.
Ab da agiert Lacoste als Taxifahrer Mike und Puffer zwischen ihnen.
Begegnungen mit allerlei Sonderlingen (Michel Houellebecq hat ein Cameo als
Zimmervermieter) und verschiedenen Frauen (unter anderem Chiara
Mastroianni) säumen ihren Weg. Die surrealistische Willigkeit der Frauen,
sich einem oder gar allen dreien zu erbarmen, entlarvt den Film zwar als
leicht überreifen Männerkitsch, aber auch darüber hilft Depardieus generöse
Menschlichkeit hinweg.
19 Feb 2016
## AUTOREN
Barbara Schweizerhof
## TAGS
Schwerpunkt Berlinale
Gérard Depardieu
Männer
Schwerpunkt Berlinale
Schwerpunkt Berlinale
Schwerpunkt Berlinale
Schwerpunkt Berlinale
Schwerpunkt Berlinale
## ARTIKEL ZUM THEMA
Preise der Berlinale: Goldener Bär für Flüchtlings-Doku
Achtzehn Filme im Wettbewerb, acht erhalten einen Preis: Die Berlinale-Jury
streut ihre Anerkennung breit. Das Flüchtlingselend nimmt sie besonders in
den Blick.
Berlinale – Forum: Barock ist besser
„Le fils de Joseph“ strahlt im Berlinale-Forum. Regisseur Eugène Green
transformiert Kulturkritik gewohnt gut ins Komische und Absurde.
Berlinale-Staralbum: Gérard Depardieu: Der Provokateur
Gérard Depardieu spricht bei der Berlinale über Putinliebe, Faulheit und
über Pools voller parfümierter Scheiße.
Berlinale, Tag 8: Was bisher geschah: „Oh mein Gott“
Die Berlinale-Pressekonferenzen im Berliner Hyatt Hotel sind ein wahres
Erlebnis – hier ein kleines Best-of der vergangenen acht Tage.
Tatiana Huezo auf der Berlinale: „Ein Tropfen im Ozean“
In „Tempestad“ erzählt Dokumentarfilmerin Tatiana Huezo vom organisierten
Verbrechen in Mexiko und von einer deformierten Gesellschaft.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.