| # taz.de -- Misstrauensvotum in der Ukraine: Jazenjuk bleibt erstmal | |
| > Am Dienstag hatte der ukrainische Präsident den Rücktritt von | |
| > Regierungschef Arseni Jazenjuk gefordert. Der überstand aber in der Nacht | |
| > ein Misstrauensvotum. | |
| Bild: Geschafft: Ein Abgeordneter schüttelt Arseni Jazenjuk die Hand. | |
| Moskau ap | Der ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazenjuk hat trotz | |
| harscher Kritik an seiner Politik ein Misstrauensvotum im Parlament | |
| überstanden. 194 der Abgeordneten stimmten am Dienstag zwar für seinen | |
| Rücktritt. Es wären aber 226 Stimmen nötig gewesen, um ihn tatsächlich | |
| abzuwählen. Offenbar hatten die Abgeordneten Angst vor einem Kollaps der | |
| Regierung und Neuwahlen. Jazenjuks Regierungskoalition waren | |
| Vetternwirtschaft, Korruption sowie mangelnde Reformen vorgeworfen worden. | |
| Vor der Abstimmung hatte Präsident Petro Poroschenko den umstrittenen | |
| Regierungschef aufgefordert, selbst zurückzutreten. „Die Gesellschaft hat | |
| offenkundig entschieden, dass es mehr Fehler als Errungenschaften gibt, und | |
| aufgehört, an die Ministerien zu glauben“, erklärte Poroschenko. Sein | |
| Sprecher sagte, dass der Präsident neben Jazenjuk auch Generalstaatsanwalt | |
| Viktor Schokin zum Rücktritt aufgefordert habe. Dieser kam dem Aufruf nach | |
| und nahm seinen Hut. Ihm war unter anderem vorgeworfen worden, Ermittlungen | |
| in Korruptionsfällen zu behindern. | |
| Jazenjuk verteidigte hingegen die Arbeit seines Kabinetts. Hass und Wut | |
| seien nicht die Gefühle, die eine politische Klasse vereinen sollte, sagte | |
| er während der hitzigen Debatte im Parlament. Seine Unterstützer und die | |
| von Poroschenko waren in der Vergangenheit in der Öffentlichkeit oft | |
| aneinandergeraten. | |
| Zugleich bröckelte das Vertrauen des Westens, zumal respektierte | |
| reformorientierte Politiker wie der bisherige Wirtschaftsminister Aivaras | |
| Abromavicius zurücktraten. Als Begründung für diesen Schritt vom 3. Februar | |
| sagte Abromavicius, er und sein Team seien von Regierungsvertretern – | |
| darunter auch Mitglieder von Poroschenkos Partei – in ihrem Reformbestreben | |
| zurückgepfiffen worden. | |
| ## Kein Interesse an Neuwahlen | |
| Vergangene Woche hatte der Internationale Währungsfonds damit gedroht, eine | |
| Hilfe von 17,5 Milliarden Dollar (15,6 Milliarden Euro) zurückzuhalten. Das | |
| Geld braucht die ehemalige Sowjetrepublik, um ihre marode Wirtschaft am | |
| Laufen zu halten. | |
| Trotz des harschen Schlagabtausches untereinander haben weder Jazenjuk noch | |
| Poroschenko ein Interesse an vorgezogenen Neuwahlen, denn die Parteien | |
| beider sind in den jüngsten Umfragen in der Wählergunst gefallen. Die | |
| Ukrainer zeigten sich dabei wütend und frustriert über den mangelnden | |
| politischen Fortschritt unter dieser prowestlichen Regierung. Hinzu kommen | |
| große wirtschaftliche Probleme sowie der weiter gärende Konflikt in der | |
| Ostukraine. | |
| Jazenjuk war nach dem Sturz Janukowitschs Ministerpräsident geworden, | |
| Poroschenko gewann Monate später die Präsidentenwahl. | |
| 17 Feb 2016 | |
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