| # taz.de -- Entsorgung von Atommüll: Nur Bares ist Wahres | |
| > Jürgen Trittin, Chef der Atom-Kommission, lehnt eine Atomstiftung zur | |
| > Regelung der Entsorgungskosten ab. Eon & Co. sollen Bargeld zahlen. Die | |
| > Summe bleibt offen. | |
| Bild: Die Konzerne sollen ihren Müll selbst entsorgen | |
| Düsseldorf rtr | Der Chef der Atom-Kommission, Jürgen Trittin, will die | |
| Kosten für die AKW-Betreiber beim Umgang mit dem strahlenden Erbe nicht | |
| grundsätzlich deckeln. Überlegungen für eine Atomstiftung lehne er ab, | |
| sagte der grüne Bundestagsabgeordnete der Rheinischen Post. „Bei der | |
| Stiftungsidee der Unternehmen würden sie komplett aus der Haftung für | |
| mögliche Kostensteigerungen entlassen. | |
| Das ist mit dem Verursacherprinzip nicht zu vereinbaren. Also braucht es | |
| einen anderen Weg.“ Trittin legte nahe, dass die Versorger bei einer Lösung | |
| der Frage Bargeld statt Beteiligungen in den geplanten Fonds einbringen | |
| müssen. Die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission soll klären, wie | |
| der Abriss der Meiler und die Müllentsorgung geregelt wird. | |
| Die Nachrichtenagentur Reuters hatte aus Kreisen der 19-köpfigen | |
| Expertengruppe erfahren, dass der Abriss und die Stilllegung der Meiler bei | |
| den Betreibern Eon, RWE, EnBW und Vattenfall bleiben soll. Für die | |
| Zwischen- und Endlagerung des Jahrtausende strahlenden Atommülls werde es | |
| wohl eine Fonds-Lösung geben. Hauptstreitpunkt sei, inwieweit die Konzerne | |
| dabei für sämtliche Kosten haften müssen. | |
| Die vier Betreiber haben insgesamt Rückstellungen von rund 39 Milliarden | |
| Euro gebildet, etwa die Hälfte für den Abriss und die Stilllegung, die | |
| andere für die Müllentsorgung. Unklar ist, ob die Summe ausreicht, oder am | |
| Ende der Steuerzahler einspringen muss. Die Bundesregierung hatte nach der | |
| Atomkatastrophe im japanischen Fukushima 2011 beschlossen, dass hierzulande | |
| der letzte Meiler 2022 vom Netz muss. | |
| ## Entschädigung in zweistelliger Milliardenhöhe | |
| Die AKW-Betreiber wollen vor Kostenexplosionen insbesondere für die Suche | |
| und den Bau eines Endlagers geschützt werden. Ein solches Lager wird es in | |
| Deutschland wohl frühestens 2050 geben. Bislang gibt es nirgendwo auf der | |
| Welt eine solche Lagerstätte. Die Haftungsfrage gehöre zu den wichtigsten | |
| Fragen der Kreditwürdigkeit der Versorger, hatte erst am Samstag die | |
| Ratingagentur Moody‘s mit Blick auf Eon erklärt. | |
| Möglich sei, dass die Kommission sich bei der Haftungsfrage nicht konkret | |
| festlegt und so der Regierung Spielraum für Verhandlungen lässt, erklärten | |
| die Analysten von Bernstein. Sollte es eine Haftungsgrenze geben, könnten | |
| die Versorger im Gegenzug ihre Atomklagen gegen die Regierung fallen | |
| lassen. Die Konzerne fordern Entschädigung in insgesamt zweistelliger | |
| Milliardenhöhe für die Stilllegung ihrer Meiler. | |
| Atomkommissionschef Trittin machte klar, dass die Energiekonzerne ihre | |
| Rückstellungen nicht in Form von Aktien, sondern in Geld an den geplanten | |
| Fonds übertragen müssen: „Der Börsenwert einiger der Unternehmen entspricht | |
| der Höhe der Rückstellungen. Das würde eine Komplett-Verstaatlichung | |
| bedeuten, das ist weder im Interesse des Staates noch der Unternehmen.“ | |
| Weiter gelte, dass einzelne Assets wie Kohlekraftwerke, die die Versorger | |
| gerne abgeben würden, niemand haben wolle. „Zukunftsträchtige Sparten wie | |
| Windparks oder Stromnetze wollen die Konzerne nicht abgeben. Sie würden im | |
| eigenen Interesse wohl eher in Geld zahlen.“ | |
| 15 Feb 2016 | |
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