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# taz.de -- Bipolares Bildungssystem: Zwei Sorten Lehrer
> Hamburg soll auch künftig Lehrer für Stadtteilschulen und Gymnasien
> separat ausbilden. Grüne Bildungspolitiker wollen eine Ausbildung, Bremen
> macht es vor.
Bild: „Schule“ kann sehr verschieden sein - was auch für die Ausbildung de…
HAMBURG taz | Schulsenator Ties Rabe (SPD) will den Studiengang für
„Grund-, Haupt- und Realschullehrer“ (GHR) in zwei Studiengänge
aufgespalten: einen für Grundschulen und einen für Stadtteilschulen. Eine
entsprechende „Reform der Lehrerbildung“ hat Rabe gestern vorgestellt.
Statt einem Lehrerberuf für den Unterricht der Klassen 1 bis 10 soll es
dann je einen für die Arbeit mit jüngeren und mit älteren Schulkindern
geben. Die Änderung erfolgt, weil es mit wenigen Ausnahmen keine Schulen
mehr gibt, in denen Lehrer von der ersten bis zur 10. Klasse unterrichten.
Über Details soll nun eine Expertenkommission bis 2017 brüten, die bereits
seit Dezember arbeitet. „Ich erwarte mit Spannung die Vorschläge“, so Rabe.
Frühesten 2018 würden dann die neuen Pädagogen ausgebildet. Interessant
war, was Rabe nicht sagte: Einen ähnlichen Weg wie das rot-grün regierte
Bremen oder Schleswig-Holstein will Hamburg offenbar nicht gehen. In beiden
Ländern gibt es wie in Hamburg ein „Zwei-Säulen-Modell“ aus Gymnasium und
einer zweiten Schulform namens Oberschule oder Gemeinschaftsschule, beide
führen zum Abitur.
In Kiel und in Bremen ging man bei der Reform aber viel weiter. Statt
weiter die Ausbildung von Haupt-, und Realschul-, und Gymnasiallehrer zu
trennen, schuf man das „Sekundarschullehreramt“ für beide Schulformen.
Jeder Lehrer studiert zwei Fächer und Pädagogik. So hat es auch bereits
2012 in Berlin eine „Expertenkommission Lehrerbildung“ unter Pisa-Forscher
Jürgen Baumert vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung empfohlen. Und
so steht es auch in einem Positionspapier der Bundesarbeitsgemeinschaft
Bildung der Grünen. Neben den drei Lehrämtern für Grundschulen,
Sonderschulen und Berufsschulen solle es ein „Lehramt Sekundarstufe I und
II“ geben.
Doch der Einfluss der Grünen ist hier marginal. Ties Rabe will an der
Gymnasiallehrer-Ausbildung nicht rütteln. Stattdessen gibt es für die neue
Kommission die Vorgabe, auf fünf Studiengänge zu kommen: Berufsschule,
Sonderpädagogik, Grundschule, Stadtteilschule und Gymnasium. Die
Gymnasiallehrerausbildung sei „mit hoher Fachlichkeit verbunden“, so Rabe.
Und Stadtteilschullehrer müssten in der Lage sein, mit sehr
unterschiedlichen Schülern zurechtzukommen.
Nach Lesart Grüner Bildungspolitiker braucht man aber auch am Gymnasium
Lehrer, die etwas von Pädagogik verstehen und mit Heterogenität umgehen
könne. Und auch an der Stadtteilschule ist Fachlichkeit gefragt. Immerhin
schafften es im jüngsten Abgängerjahrgang der 10. Klassen 54 Prozent in die
Oberstufe der Stadtteilschulen.
Doch in Hamburg ist seit dem verlorenen Schul-Volksentscheid von 2010 alles
tabu, was die Gymnasial-Lobby ärgert. Und das könnte passieren. Hatte doch
in Schleswig-Holstein die konservative Opposition seinerzeit gegen den
„Einheitslehrer“ gewettert. Hamburg hat zwar bis zur Wahl noch vier Jahre
Zeit, für eine konsequente Schulpolitik fehlt aber der Mumm.
18 Feb 2016
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
Schule
Hamburg
Lehrerausbildung
Lehrer
Hamburg
Ties Rabe
Abitur
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