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# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Uganda: Stimmzettel flattern auf den Platz
> Keine Stimmzettel bis zum Mittag, Urnen ohne Deckel und
> Fälschungsvorwürfe: Die Wahl in Uganda versinkt vielerorts im
> Durcheinander.
Bild: Chaos beim Wahltag: Ein Polizist in Ggaba versucht eine Kiste voller Stim…
Ggaba taz | Kaum steht die Äquatorsonne im Zenit, heizen sich die Gemüter
auf. Hunderte Jugendliche brüllen wütend und demonstrieren auf der Straße
vor dem Wahllokal. Ein Polizeiwagen hält. Schwerbewaffnet beobachten die
Polizisten die Lage.
In Uganda sollten die Wahllokale für die präsidentschafts- und
Parlamentswahl vom Donnerstagmorgens um sieben Uhr öffnen, doch vielerorts,
sogar in der Hauptstadt Kampala, waren bis zur Mittagszeit die Wahlurnen
und Stimmzettel noch immer nicht da. Tausende Ugander warteten stundenlang
vergeblich in der prallen Sonne. So auch in diesem Wahllokal in Ggaba am
Victoria-See, wo am frühen Nachmittag die Stimmung plötzlich umschlägt.
Ein Geländewagen kommt angefahren und lädt auf dem Fußballplatz der als
Wahllokal vorgesehenen Grundschule ein paar Plastikboxen ab: „Endlich, die
Wahlurnen!“, freut sich einer. Aber den Plastikurnen fehlen Deckel und die
Siegel – so sind sie nicht zu gebrauchen. Ein Polizeioffizier versucht, die
Menge zu beruhigen: „Habt Geduld, die werden schon kommen!“
Eine Stunde später ist der Wahltag fast vorbei, denn laut Gesetz schließen
die Wahllokale um 16 Uhr. Ein weiteres Fahrzeug kommt angefahren und lädt
schwarze Boxen ab: Darin befinden sich die Stimmzettel. Hunderte Menschen
drängen sich um das Fahrzeug. Einer schreit: „Die Boxen sind offen ich
wette, jemand hat schon die Kreuze für uns gemacht.“ Die Menge überwältigt
die wachhabenden Polizisten, öffnen die Boxen, Sekunden später flattern
tausende Stimmzettel auf dem Fußballplatz herum.
Polizeifahrzeuge brausen heran, durchbrechen die Straßensperre vor dem
Wahllokal und feuern mit Tränengas. Die Menschen stürmen davon. „Wir
schließen jetzt“, erklärt die Wahlleiterin nach Rücksprache mit der
Wahlkommission. „Wir können hier niemanden wählen lassen, die Materialien
wurden zerstört.“ Wie viele Ugander hier in Ggaba ihre Stimme nicht abgeben
können, kann sie nicht sagen: „Ich habe die Liste mit den registrierten
Wählern nie erhalten.“
„Das ist Diktatur“, brüllen aufgebrachte junge Männer. In Ggaba am
Stadtrand von Kampala leben vor allem Fischer. Die meisten stehen der
Opposition nahe. Ugandas Präsident Yoweri Museveni regiert seit 30 Jahren.
Chaos und Proteste wie in Ggaba werden aus verschiedenen Teilen Ugandas
gemeldet. In der Nacht vor dem Wahlgang explodierte eine Granate in
Kampalas Altstadt, tötete ein Kind. Kurz nach Mitternacht wurden dann die
sozialen Netzwerke Facebook und Twitter abgeschaltet, „aus
Sicherheitsgründen“, erklärte die staatliche Kommunikationskommission.
Am Nachmittag verlängert die Wahlkommission die Öffnungszeit der Wahllokale
um drei Stunden auf 19 Uhr. Warum die Wahlmaterialien an so vielen Orten
viel zu spät verteilt wurden, erklärt sie nicht. Wahlhelfer berichten, es
fehle an Transportmitteln. Landesweit sind rund 15 Millionen der 36
Millionen Ugander wahlberechtigt. Rund 1.200 nationale und internationale
Wahlbeobachter sind registriert. Die Unregelmäßigkeiten dürften ihnen nicht
entgangen sein.
18 Feb 2016
## AUTOREN
Simone Schlindwein
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Afrika
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