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# taz.de -- Handgranatenanschlag auf Unterkunft: Anschlag galt wohl den Wachleu…
> Eine Handgranate wurde Ende Januar in Villingen-Schwenningen auf ein
> Flüchtlingsheim geworfen. Jetzt nahm die Polizei vier Verdächtige fest.
Bild: Der Leitende Kriminaldirektor Stenger führt die M52-Handgranate vor (29.…
Villingen-Schwenningen/Berlin dpa | Nach dem Anschlag mit einer Handgranate
auf eine Flüchtlingsunterkunft in Villingen-Schwenningen haben die
Ermittler vier Verdächtige gefasst. Die Spur führt ins Sicherheitsgewerbe.
Ein fremdenfeindliches Motiv schließen Polizei und Staatsanwaltschaft nach
Angaben vom Dienstag aus. Drei Männer im Alter von 23, 27 und 37 Jahren
kamen in Untersuchungshaft. Die Handgranate war Ende Januar auf das Gelände
der Erstaufnahmestelle geworfen worden und neben einem Container des
Sicherheitsdienstes gelandet. Sie explodierte nicht.
Details zu den Hintergründen nannten die Ermittler nicht und verwiesen auf
ermittlungstaktische Gründe. „Allerdings dürften Konflikte, die zwischen
den im Schwarzwald-Baar-Kreis tätigen Sicherheitsunternehmen bestehen, die
Ursache sein“, hieß es in der Mitteilung des Polizeipräsidiums Tuttlingen.
Die Verdächtigen hätten überwiegend einen osteuropäischen
Migrationshintergrund.
Die Polizei war bei Durchsuchungen auch mit Hilfe von Spezialkräften gegen
die Verdächtigen vorgegangen. Gegen drei der vier Männer wurden Haftbefehle
wegen eines Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz erlassen. Die
Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, weitere Spuren müssten
ausgewertet werden.
Bei dem Anschlag wurde seinerzeit niemand verletzt. Die Granate war neben
einem Container, in dem sich drei Wachleute aufhielten, liegen geblieben.
Laut Landeskriminalamt war sie mit Sprengstoff gefüllt und über den Zaun
der Einrichtung geworfen worden.
In den vergangenen Tagen sei es der eingerichteten Sonderkommission
„Container“ gelungen, Hinweise auf die im Sicherheitsgewerbe arbeitenden
Tatverdächtigen zu gewinnen und einen Tatverdacht zu konkretisieren. Bei
den Ermittlungen wurde die Sonderkommission durch Spezialisten des
Bundeskriminalamtes, des Landeskriminalamtes und des Verfassungsschutzes
unterstützt.
## Rassistische Gewalt steigt an
Gleichzeitig beobachten Politik und Polizei mit Sorge die steigende rechte
Gewalt gegen Flüchtlinge in Deutschland. Unter den vielen Attacken sind
auch Anschläge, bei denen der Tod von Menschen in Kauf genommen wurde.
Einige Beispiele:
28. Januar 2016 – Barsinghausen bei Hannover, Niedersachsen: Bei zwei
Brandanschlägen innerhalb weniger Tage wird zuerst der Rohbau eines
Flüchtlingswohnheims zerstört, danach gehen vier Dienstwagen der Stadt in
Flammen auf.
27. Januar – Schmölln, Thüringen: Etwa 15 Jugendliche attackieren zwei
junge Flüchtlinge. Sie werden durch Schläge ins Gesicht und eine
Bierflasche auf den Kopf verletzt.
22. Januar – Ense, Nordrhein-Westfalen: Auf eine Unterkunft für Flüchtlinge
werden mehrere Schüsse abgefeuert. Verletzt wird niemand. Der Staatsschutz
ermittelt und stellt mehrere Projektile sicher.
10. Januar – Köln, Nordrhein-Westfalen: Rechte Schlägertrupps nehmen die
Attacken auf Frauen in der Silvesternacht zum Anlass, um in Köln
willkürlich männliche Ausländer zu verprügeln. Die Polizei berichtet von
mehreren Verletzten.
4. Januar – Dreieich, Hessen: Am frühen Morgen wird mehrfach auf ein
Flüchtlingsheim gefeuert. Ein 23-Jähriger wird durch Schüsse auf das
Fenster seines Zimmers am Bein verletzt.
22. Oktober 2015 – Havixbeck, Nordrhein-Westfalen: In einem Linienbus
beschimpft ein 52-Jähriger einen Albaner mit ausländerfeindlichen Parolen
und verletzt ihn durch einen Stich in die Brust.
3. Oktober – Altena, Nordrhein-Westfalen: Nach einem Brandanschlag auf ein
von Flüchtlingen bewohntes Haus droht zwei mutmaßlichen Tätern eine
Verurteilung wegen versuchten Mordes.
29. August – Salzhemmendorf, Niedersachsen: Bei einem nächtlichen Anschlag
auf eine Flüchtlingsunterkunft wird ein Brandsatz durch ein geschlossenes
Fenster in eine Wohnung geschleudert. Ein Teppich und eine Matratze geraten
in Flammen. Eine Frau aus Simbabwe und ihre drei kleinen Kinder, die
nebenan schlafen, bleiben unverletzt. Gegen drei Tatverdächtige wird
Anklage wegen versuchten Mordes erhoben.
10 Feb 2016
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Schwerpunkt Flucht
Unterbringung von Geflüchteten
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