# taz.de -- Handgranatenwurf auf Flüchtlingsheim: Gericht verhängt mehrjähri… | |
> Wegen eines Handgranatenwurfs auf ein Asylheim müssen einige der sechs | |
> Täter mehrere Jahre in Haft. Doch eine zentrale Frage bleibt ungeklärt. | |
Bild: Ob die Handgranate scharf war, ließ sich im Prozess nicht mehr klären: … | |
Konstanz dpa | Nach dem Handgranatenwurf auf eine Asylunterkunft in | |
Villingen-Schwenningen müssen die sechs Angeklagten zum Teil mehrere Jahre | |
in Haft. Das Landgericht Konstanz verurteilte zwei der Männer am Freitag | |
wegen versuchten Mordes zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren | |
beziehungsweise drei Jahren und sechs Monaten. Die beiden sollen die | |
Granate im Januar auf das Gelände der Einrichtung geworfen haben. Ein | |
weiterer Beschuldigter muss wegen der Anstiftung dazu ebenfalls für drei | |
Jahre und sechs Monat in Haft. Die Handgranate war am Wachcontainer der | |
Unterkunft aufgeschlagen, aber nicht explodiert. Verletzt wurde niemand. | |
Zwei Männer erhielten wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffengesetz | |
Bewährungsstrafen von einem Jahr und drei beziehungsweise sechs Monaten. | |
Nach Ansicht der Kammer hatte einer von ihnen die Granate beschafft, der | |
andere war als Fahrer beteiligt. Der sechste Beschuldigte wurde in Bezug | |
auf den Handgranaten-Fall freigesprochen. | |
Die Staatsanwaltschaft hatte ihn zwar als eigentlichen Drahtzieher gesehen, | |
das konnte ihm nach Meinung des Gerichts aber nicht nachgewiesen werden. Da | |
der Mann im Zusammenhang mit dem Fall einem Bekannten mit der Faust ins | |
Gesicht geschlagen hatte, verurteilten ihn die Richter aber wegen | |
gefährlicher Körperverletzung zu neun Monaten Gefängnis ohne Bewährung. Das | |
Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Verurteilten können in Berufung | |
gehen. | |
Beim Motiv geht die Kammer von einem Zwist unter Sicherheitsfirmen aus. | |
Zwei der Angeklagten hatten demnach ein Überwachungsunternehmen in | |
Villingen-Schwenningen. Diese Firma habe ein Mitarbeiter überraschend | |
verlassen und dabei einen lukrativen Auftrag mit zur Konkurrenz genommen. | |
Mit der Aktion hätten die Männer dem früheren Kollegen eine Abreibung | |
verpassen und zugleich den Auftrag zurückgewinnen wollen. | |
Ob die Handgranate scharf war, ließ sich vor Gericht nicht mehr eindeutig | |
klären, da die Waffe von Einsatzkräften kontrolliert gesprengt worden war. | |
Allerdings sei davon auszugehen, dass die meisten Angeklagten dachten, die | |
Granate sei funktionsfähig, sagte der Vorsitzende Richter. | |
Der Staatsanwalt hatte zuvor eine Tötungsabsicht der Angeklagten angenommen | |
und Bewährungs- und Haftstrafen zwischen einem Jahr und sechs Monaten und | |
vier Jahren und zehn Monaten gefordert. Die Verteidiger hatten dagegen | |
teilweise für einen Freispruch ihrer Mandanten plädiert. | |
Der Prozess hatte im September unter hohen Sicherheitsvorkehrungen | |
begonnen. Insgesamt waren vier Verhandlungstage angesetzt, es wurden mehr | |
als 30 Zeugen gehört. | |
8 Oct 2016 | |
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