# taz.de -- Konflikte vor Syrien-Friedensgesprächen: Nein, ihr seid schuld | |
> Während bei Anschlägen in Syrien mehr als 70 Menschen starben, streiten | |
> die Konfliktparteien in Genf. Die Gespräche haben noch nicht begonnen. | |
Bild: UN-Vermittler Staffan De Mistura muss pendeln: Die Konfliktpartein sitzen… | |
GENF afp | Vor dem offiziellen Beginn der Syrien-Friedensgespräche in Genf | |
haben sich die Konfliktparteien mit gegenseitigen Vorwürfen überhäuft. Die | |
Verhandlungsdelegationen von Regierung und Opposition warfen sich am | |
Sonntag mangelnden Verhandlungswillen und fehlende Glaubwürdigkeit vor. | |
Überschattet wurde der für Montag geplante Beginn der Gespräche von | |
[1][einem Anschlag der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) in | |
Syrien], bei dem laut Aktivisten mehr als 70 Menschen starben. | |
Durch ihre verspätete Anreise zu den Gesprächen habe die wichtigste | |
Oppositionsgruppe, das Hohe Verhandlungskomitee (HNC), den Konferenzbeginn | |
verschleppt, das sei ein „Zeichen“ für mangelnde Ernsthaftigkeit, sagte der | |
Leiter der Regierungsdelegation, Syriens UN-Botschafter Baschar | |
al-Dschaafari. Die HNC-Vertreter waren erst nach langem Zögern am | |
Samstagabend in Genf eingetroffen. | |
Dschaafari nannte die HNC-Delegation „unglaubwürdig“. Es gebe keine | |
vollständige Liste ihrer Delegierten. Seine Regierung werde keine | |
Verhandlungen mit „Terroristen“ führen. Als „Terroristen“ bezeichnet | |
Damaskus pauschal die gegen Staatschef Baschar al-Assad kämpfenden | |
Rebellen- und Islamistengruppen - darunter die zum HNC gehörende | |
islamistische Dschaisch al-Islam. | |
Ein Führungsmitglied dieser Islamistengruppe, Mohammed Allusch, war | |
unterdessen nach eigenen Angaben als Chefunterhändler der Opposition auf | |
dem Weg nach Genf. Allusch gehört dem Politbüro der bewaffneten | |
Salafisten-Gruppierung an, die sowohl Assads Regierung als auch die | |
Dschihadistenmiliz IS ablehnt und laut Berichten massiv von Saudi-Arabien | |
unterstützt wird. | |
## Dennoch „optimistisch und entschlossen“ | |
Das HNC drohte bereits kurz nach seiner Ankunft wieder mit Abreise. | |
HNC-Koordinator Riad Hidschab warnte in einer im Internet veröffentlichten | |
Erklärung, wenn die syrische Regierung weiter „Verbrechen“ begehe, dann sei | |
die Anwesenheit des HNC in Genf nicht gerechtfertigt. | |
Nach einem kurzen Gespräch mit der HNC-Delegation in einem Hotel äußerte | |
sich UN-Vermittler Staffan De Mistura dennoch „optimistisch und | |
entschlossen“. „Das ist eine historische Chance, die wir nicht verpassen | |
dürfen“, sagte er. Bereits am Freitag hatte er mit den Regierungsvertretern | |
gesprochen. Am Montag sollte er zunächst um 11.00 Uhr mit der | |
Regierungsdelegation und um 17.00 Uhr (MEZ) erstmals offiziell mit | |
HNC-Vertretern zusammenkommen. | |
Die Konfliktparteien sollen in Genf nicht gemeinsam an einem Tisch sitzen, | |
sondern in getrennten Sälen – UN-Vermittler sollen zwischen ihnen hin und | |
her pendeln. Angesichts von bisher 260.000 Toten in dem Bürgerkrieg wäre | |
schon das Zustandekommen der Gespräche ein Erfolg. | |
Bei einem Anschlag nahe einem schiitischen Heiligtum in Syrien wurden laut | |
Aktivisten mehr als 70 Menschen getötet. Bei dem schiitischen Schrein von | |
Sajjida Seinab südlich von Damaskus explodierte laut der Syrischen | |
Beobachtungsstelle für Menschenrechte eine Autobombe, danach sprengte sich | |
ein Selbstmordattentäter in die Luft. Die Angaben der oppositionsnahen | |
Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien sind von unabhängiger Seite | |
nicht zu überprüfen. | |
Die syrischen Staatsmedien hatten zuvor berichtet, dass bei dem Anschlag | |
mehr als 50 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt wurden. Die | |
sunnitische Dschihadistenmiliz IS bekannte sich zu dem Anschlag. In einer | |
am Sonntag im Internet verbreiteten Erklärung hieß es, zwei „Soldaten des | |
Kalifats“ des IS hätten einen „Märtyrer-Einsatz in einem Nest der | |
Ungläubigen“ in Sajjida Sainab verübt. | |
1 Feb 2016 | |
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