# taz.de -- Rechtsextreme Demo durch Potsdam: Hunderte protestieren gegen Pogida | |
> Trotz großer Gegenproteste gab es erstmals eine rechtsextremistische Demo | |
> durch Potsdam. Deren Organisator musste nun seine Vorstrafen einräumen. | |
Bild: Pilgerzug der rechten Szene: In Potsdam wird unter dem Label „Pogida“… | |
Potsdam epd/dpa/taz | Erstmals konnten am Mittwochabend Anhänger der | |
fremdenfeindlichen „Pogida“ durch Potsdam marschieren. Mehrere hundert | |
Menschen hatten zeitgleich in der Innenstadt gegen die „Pegida“-Nachahmer | |
demonstriert. Augenzeugen schätzten eine hohe dreistellige Teilnehmerzahl | |
bei den Gegenprotesten, zu denen das Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ | |
aufgerufen hatte. Die Zahl der Gegendemonstranten sei deutlich höher | |
gewesen als bei „Pogida“, wo beim dritten Aufmarsch etwa 150 Sympathisanten | |
gezählt wurden. | |
Die Polizei sicherte die Demonstrationen mit einem Großaufgebot von rund | |
1.000 Beamten aus fünf Bundesländern ab, nachdem es zu Jahresbeginn in | |
Potsdam zu Ausschreitungen gekommen war. Die Anti-„Pegida“-Kundgebung am | |
Holocaust-Gedenktag stand unter dem Motto „Refugees welcome – für | |
Weltoffenheit und Toleranz“. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sagte, er | |
halte eine Pogida-Demo am Holocaust-Gedenktag für gefährlich. „Wir sind | |
eine Stadt, die für Toleranz und Weltoffenheit eintritt.“ | |
Am Hauptbahnhof sammelten sich etwa 150 Pogida-Sympathisanten. Anders als | |
bei den vorherigen Versuchen konnten sie diesmal in einem kurzen | |
Demonstrationszug über die Lange Brücke bis zum Filmmuseum marschieren. Sie | |
skandierten Parolen wie „Wir sind das Volk“, „Merkel muss weg“ oder auch | |
„Merkel nach Sibirien, Putin nach Berlin“, wie [1][die Potsdamer Neuesten | |
Nachrichten berichten]. | |
Unter ihnen waren erneut zahlreiche Hooligans und Neonazis. Im Vorfeld | |
hatte die [2][Antifa-Recherchegruppe Potsdam ein Dossier] über die | |
Podida-Anhänger veröffentlicht. Darin wurden bekannte Vertreter der | |
Potsdamer Neonazi-Szene, Hooligans aus Berlin und NPD-Anhänger | |
identifiziert. Darunter auch ein NPD-Stadtverordneter aus dem | |
brandenburgischen Nauen. | |
## Volksverhetzung, Körperverletzung, Nötigung | |
Der Organisator des Potsdamer Pegida-Ablegers, Christian Müller, räumte am | |
Rande der Demonstration gegenüber der Deutschen Presse-Agentur ein, dass er | |
wegen Volksverhetzung vorbestraft sei. „Volksverhetzung stimmt insofern, | |
dass ich früher im Kinderheim war und dort mal solche Musik abgespielt | |
wurde. Außerdem war ich auch mal in der rechten Szene etabliert“, sagte er. | |
Müller bestätigte zudem einen Bericht der Bild-Zeitung, wonach er auch | |
wegen Körperverletzung und Nötigung vorbestraft sei. Zuvor hatte Müller in | |
einem über Facebook verbreiteten Video zur Teilnahme an dem Aufmarsch | |
aufgerufen: „Wenn ihr ’mal richtig Action haben wollt, wo die rote Front | |
lebt, kommt nach Potsdam.“ Müller kündigte zudem an, nun jeden Mittwoch in | |
einem anderen Stadtteil aufmarschieren zu wollen - in der kommenden Woche | |
im Plattenbauviertel Schlaatz, in dem die meisten Potsdamer mit | |
Migrationshintergrund leben. | |
Nach Polizeiangaben blieb es am Mittwochabend weitgehend friedlich. Die | |
Versammlungsteilnehmer der verschiedenen Lager seien zuverlässig getrennt | |
worden, hieß es in in der Einsatzbilanz der Polizei in der Nacht zu | |
Donnerstag. Es habe wenige Störversuche von Personen des linken Spektrums | |
gegeben, darunter vereinzelte Eier-, Böller- und Steinwürfe. | |
Im Anschluss seien zwei Personen aus der linken Szene nach Angriffen auf | |
Polizei und „Pogida“-Teilnehmer vorläufig festgenommen worden, hieß es bei | |
der Polizei. Eine Person sei nach einem Eierwurf in Gewahrsam genommen | |
worden. Gegen zwei Personen aus dem „Pogida“-Spektrum seien Anzeigen wegen | |
des Mitführens verbotener Gegenstände aufgenommen worden. | |
In den vergangenen beiden Wochen hatten mehrere hundert Menschen [3][zwei | |
geplante Demonstrationen der „Pegida“-Nachahmer in Potsdam verhindert]. Am | |
vergangenen Mittwoch beteiligten sich rund 1.500 Menschen an den Protesten | |
gegen eine „Pegida“-Kundgebung mit rund 200 Teilnehmern, die Polizei war | |
auch dort mit mehr als 1.000 Beamten aus vier Bundesländern im Einsatz. Bei | |
der ersten Kundgebung vor zwei Wochen war es zu Ausschreitungen der linken | |
Szene gekommen. | |
28 Jan 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.pnn.de/potsdam/1044779/ | |
[2] http://arpu.blogsport.eu/2016/01/26/pegida-potsdam-rassist_innen-und-neonaz… | |
[3] /Rechte-in-Potsdam/!5267769 | |
## TAGS | |
Rechtsextremismus | |
Schwerpunkt Pegida | |
Volksverhetzung | |
Potsdam | |
Pogida | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Schwerpunkt Flucht | |
Schwerpunkt Flucht | |
Schwerpunkt AfD | |
Schwerpunkt AfD | |
Schwerpunkt AfD | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Blockade gegen Pogida-Protest: Auch Kinder blockieren | |
Ein Protest der islamfeindlichen Pogida-Demo in Potsdam wurde von 600 | |
Gegendemonstranten verhindert. Sie zwangen Pogida zum Umkehren. | |
Hass international: Pegida versucht sich an Europa-Allianz | |
In mehreren Ländern will die Anti-Asyl-Bewegung am Samstag auf die Straße | |
gehen. Der Erfolg bleibt ungewiss, die Rhetorik aber verschärft sich | |
weiter. | |
Asylfeindlicher „Freundeskreis“: Marathon gegen Flüchtlinge | |
Eine rechte Gruppe überzieht Niedersachsen und Thüringen mit | |
Anti-Asyl-Kundgebungen. Mit dabei: vorbestrafte Neonazis. | |
Neonazi-Aufmarsch in Büdingen: 1.000 Menschen bei der Gegendemo | |
Etwa 100 Neonazis sind in Büdingen gegen Flüchtlinge aufmarschiert, ein | |
Fackelzug blieb aber verboten. 1.000 Menschen demonstrierten gegen sie. | |
Rechte in Potsdam: Aufmarsch auf dem Exerzierplatz | |
Demonstrationen von AfD und Co waren in Potsdam bisher wenig erfolgreich. | |
Anfang Februar versuchen es die Rechtsextremen erneut. | |
Gegendemos in Jena und Potsdam: „Hirn statt Hetze“ | |
In Jena stellten sich 1.500 Menschen der AfD in den Weg. Der geplante | |
Demonstrationszug fand nicht statt. In Potsdam protestierten Hunderte gegen | |
Pogida. | |
Dietmar Woidke über die AfD: Gefährlicher als NPD und DVU | |
Brandenburgs Ministerpräsident kritisiert den Kurs der AfD. Sie verbreite | |
Angst vor Asylbewerbern. Die Mehrheit der Brandenburger hält die Partei für | |
rechtsextrem. | |
Potsdamer Nazis: Hakenkreuze im Stadtbild | |
Die NPD besitzt in Potsdam keine Struktur. Im Wahljahr könnte sie ihre | |
Aktivitäten aber verstärken. | |
Brandenburg: Was ein rechter Sportsfreund ist | |
Kickbox-Europameister Mario Schulze hat gute Beziehungen zur Naziszene - | |
ein Freund von ihm steht seit Mittwoch vor Gericht. Trotzdem arbeitete | |
Schulze bis vor Kurzem als Antigewalttrainer für rechtsextreme Jugendliche | |
in einem Cottbuser Verein. |